# taz.de -- Gedenken an Atombombenabwurf auf Hiroshima: Spiel mit „geladener Waffe“
       
       > Vor 77 Jahren verwandelte eine Atombombe die japanische Stadt in ein
       > Inferno. Angesichts von Russlands Angriffskrieg geht vom Gedenken ein
       > dringender Appell aus.
       
 (IMG) Bild: UN-Generalsekretär Antonio Guterres in Hiroshima: „Nehmen Sie die nukleare Option vom Tisch – für immer. Es ist Zeit, Frieden zu verbreiten.“
       
       HIROSHIMA dpa | Angesichts weltweit wachsender Sorgen über die Gefahr eines
       Atomkrieges hat die japanische Stadt Hiroshima der Opfer des
       Atombombenabwurfs vor 77 Jahren gedacht. „Krisen mit ernsten nuklearen
       Untertönen breiten sich schnell aus – vom Nahen Osten über die koreanische
       Halbinsel bis hin zur russischen Invasion in der Ukraine“, sagte
       UN-Generalsekretär António Guterres am Samstag bei einer Gedenkzeremonie im
       Friedenspark von Hiroshima. „Die Menschheit spielt mit einer geladenen
       Waffe“. Es sei „völlig inakzeptabel, dass Staaten, die Atomwaffen besitzen,
       die Möglichkeit eines Atomkriegs zugeben“, sagte Guterres und fügte hinzu:
       „Nehmen Sie die nukleare Option vom Tisch – für immer. Es ist Zeit, Frieden
       zu verbreiten.“
       
       Es war das erste Mal seit zwölf Jahren, dass ein UN-Chef an Hiroshimas
       jährlichem Gedenken teilnahm. Russland und sein Verbündeter Belarus waren
       nicht dazu eingeladen. Um 8.15 Uhr, dem Zeitpunkt, als der US-Bomber Enola
       Gay am 6. August 1945 die erste im Krieg eingesetzte Atombombe mit dem
       Namen „Little Boy“ über Hiroshima abgeworfen hatte, legten die Teilnehmer
       eine Schweigeminute ein. „Wir müssen sofort alle nuklearen Knöpfe
       bedeutungslos machen“, sagte der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi
       Matsui. Er erwähnte in seiner Rede vor Vertretern von 99 Nationen sowie der
       Europäischen Union ausdrücklich Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine,
       dem unschuldige Zivilisten zum Opfer fielen.
       
       [1][Die atomare Abrüstung war schon vor Russlands Invasion ins Stocken
       geraten]. Jetzt wird die Reduzierung der knapp 13. 000 Atomwaffen weltweit
       noch schwerer. „Wir müssen die Schrecken von Hiroshima jederzeit im Auge
       behalten und erkennen, dass es nur eine Lösung für die nukleare Bedrohung
       gibt: überhaupt keine Atomwaffen zu haben“, sagte Guterres, der für seine
       Rede in Hiroshima Applaus erhielt.
       
       Russland hatte kürzlich bekräftigt, keinen Atomkrieg starten zu wollen.
       „Wir gehen davon aus, dass es in einem Atomkrieg keine Sieger geben kann
       und er niemals begonnen werden darf“, schrieb Präsident Wladimir Putin in
       einem Grußwort an die noch bis zum 26. August laufende Konferenz zum
       Atomwaffensperrvertrag in New York.
       
       „Weltweit gewinnt die Vorstellung an Bedeutung, dass Frieden von nuklearer
       Abschreckung abhängt“, beklagte Hiroshimas Bürgermeister Matsui in seiner
       Gedenkrede. Japans Regierungschef [2][Fumio Kishida] sagte, sein Land werde
       daran arbeiten, die „Realität“ eines sich verschlechternden
       Sicherheitsumfelds mit dem „Ideal“ einer Welt ohne Atomwaffen zu verbinden.
       Kishida stammt selbst aus Hiroshima.
       
       Japan richtet in der Millionen-Stadt im kommenden Jahr den Gipfel der
       sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) aus. Zehntausende
       Bewohner waren an jenem 6. August 1945, als die USA die Atombombe abwarfen
       sofort ums Leben gekommen, insgesamt starben bis Ende 1945 schätzungsweise
       140.000 Menschen. Drei Tage nach Hiroshima warfen die USA eine zweite
       Atombombe über Nagasaki ab. Kurz danach kapitulierte das japanische
       Kaiserreich. Heute sind die USA Japans Schutzmacht. Hiroshima wurde zu
       einem Symbol für Krieg – und Frieden.
       
       6 Aug 2022
       
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