# taz.de -- Fazit der Basketball-EM: Das war ja ganz hübsch
       
       > Die Basketball-EM war bisweilen spektakulär. Schade nur, dass sich in der
       > öffentlichen Wahrnehmung des Sports nichts ändern wird.
       
 (IMG) Bild: Jubel in Berlin: Die Spanier feiern ihren vierten Titel
       
       Wie ein Sport in Deutschland final funktioniert, wird sehr unsentimental
       nach den Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie verhandelt. Entscheidend dabei:
       Verwurzelung, Tradition, Bild- und Innovationskraft. Der Basketball ist
       hierzulande vielleicht die Nummer drei oder vier – hinter dem
       Allesbeherrscher Fußball. Dahinter rangeln Handball, Wintersport,
       Volleyball oder Leichtathletik um die Brosamen, die vom Kickertisch
       gefallen sind.
       
       Das Koordinatensystem des „Football first“ ändert sich nur dann ein wenig,
       wenn Spektakuläres gelingt. Aber dass selbst ein [1][Fast-Olympiasieg der
       deutschen Eishockeyspieler] nur ein ephemeres Ereignis bleibt, sagt alles
       über die betonierten Strukturen in Fußballland. Der Hype verfliegt, und das
       Gehabte dominiert wie eh und je. Dagegen ist kein Kraut, kein Dunk, kein
       Schlagschuss, kein Schmetterball gewachsen.
       
       Eine Basketball-Bronzemedaille ist angesichts dieser Hegemonie der
       Stollenträger hübsch, aber sie ändert nun wirklich nichts, gar nichts an
       den Strukturen, zumal die Basketball-Europameisterschaft, die alles
       bereithielt, was ein Sportfan schätzt, zu Beginn des Turniers in der Nische
       eines Streamingdienstes versteckt wurde; [2][Magenta Sport zeigte nur die
       Spiele der Deutschen] kostenfrei. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen
       übertrug nichts von dem Event, das in Köln regelmäßig 18.000 Fans in die
       Arena lockte und in Berlin immerhin 14.000. Der Präsident des Deutschen
       Basketball-Bundes erregte sich zwar über das ÖRR-Desinteresse, dagegen
       machen konnte Ingo Weiss aber wenig. Seine Laune hob sich etwas, als RTL
       die Knock-out-Partien schließlich zur besten Sendezeit ins Fernsehen holte.
       
       In der Spitze sahen bis zu vier Millionen Menschen zu, im Durchschnitt an
       die zwei Millionen. Auch das ist ganz hübsch. Für einen Impuls, der zu
       einer grundlegenden Veränderung führt, wäre vielleicht ein EM-Sieg mit
       einem krachenden 110:70-Blow-out gegen Frankreich nötig gewesen; Dennis
       Schröder macht 35 Punkte im Endspiel, wird zum MVP ausgezeichnet, zum
       wertvollsten Spieler des Turniers, und sein NBA-Kollege Franz Wagner folgt
       dicht dahinter.
       
       ## Mit allem Pipapo
       
       Es war im Grunde möglich: die ganz große Basketball-Erzählung mit allem
       Pipapo. Das DBB-Team hat das spektakuläre Ding knapp verpasst, weil Coach
       Gordon Herbert im Halbfinale gegen den Turniersieger Spanien vielleicht
       einen klitzekleinen Fehler gemacht hat und das Team dann doch etwas zu
       schlecht in manchen Defensivstatistiken wie Rebounds (Platz 8), Blocks
       (14.) und Steals (19.) war.
       
       Der Angriff war bisweilen spektakulär, auch die Dreierquoten von Andreas
       Obst oder Maodo Lo. Dreimal kam Basketball-Deutschland über die Marke von
       100 Punkten, und die grandiose Partie gegen Griechenland bleibt wohl nicht
       nur eingefleischten Basketballfans noch lange im Gedächtnis – genauso wie
       die Show des italienischen Trainers Gianmarco Pozzecco im Spiel seiner
       Mannschaft gegen Serbien oder die Begrünung der Arenen durch litauische
       Fans.
       
       Gute Geschichten gab es in erklecklicher Zahl: das frühe Scheitern der
       NBA-Stars Jokic, Antetokounmpo und Doncic, die bisweilen erratischen Pfiffe
       der Schiris, die Wiederauferstehung der Zonen-Verteidigung oder die
       Renaissance des Teambasketballs. Die Frage ist freilich: Wie werden diese
       Geschichten erzählt? Und wo? Werden sie gehört? Gibt es dafür überhaupt
       Leser?
       
       Nach gut zwei Wochen EM steht fest: Ein paar gibt es schon. Aber die sind
       bald wieder weg. Die Lockrufe des Fußballs sind unwiderstehlich. Und am
       Freitag ist eh wieder Fußball-Länderspiel.
       
       19 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Olympia-Finale-im-Eishockey-der-Maenner/!5487100
 (DIR) [2] https://www.magentasport.de/basketball
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball-EM 2024
 (DIR) Basketball
 (DIR) Kolumne Press-Schlag
 (DIR) Basketball-EM
 (DIR) Basketball
 (DIR) Champions League
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Basketball-EM: Big World in a Small Basket
       
       Die EM macht es unübersehbar: Basketball ist der Sport der urbanen Jugend.
       Weltoffen, modern – und mit NBA-Stars zum Anfassen.
       
 (DIR) Debatte um die Super League: Elitismus unter den Körben
       
       Die besten Basketballklubs Europas haben sich von den Verbänden
       emanzipiert. Sie betreiben mit der Euroleague schon lange eine Art Super
       League.