# taz.de -- Moorschutz in Niedersachsen: „Damit das Moor weiterleben kann“
       
       > Um das Klima zu schützen, müssen auch mal Bäume gefällt werden. Heiko
       > Köster lädt Interessierte in der Hannoverschen Moorgeest dazu ein
       > mitzumachen.
       
 (IMG) Bild: Wenn Bäume wachsen ist das im Moor ein schlechtes Zeichen: Das Schwarze Moor in der Rhön
       
       taz: Herr Köster, wie geht Entkusselung? 
       
       Heiko Köster: Wir arbeiten im [1][Hochmoor]. Ein großes Problem ist dort,
       dass die offenen Flächen mit der Zeit verbuschen. Vor allem Birken und
       Kiefern wachsen auf. Das Hochmoor an sich ist von Natur aus eher
       gehölzfrei. Wir gehen da rein und entfernen die aufgewachsenen Gehölze. Das
       machen wir mit Freischneidern, also Motorsensen oder auch mal mit
       Motorsägen.
       
       Sie sägen Bäume ab? 
       
       Für den Laien gilt meistens: „Klimawandel …wir müssen Bäume pflanzen!“ und
       dann erklärt man denen, dass wir jetzt ins Moor gehen und die Bäume
       absägen. Wenn man im Hochmoor Bäume hat, dann [2][zersetzt sich der
       Torfkörper], weil der Torf, der sich über Jahrtausende dort angereichert
       hat, oxidiert. Der geht dann als CO2 in die Luft.
       
       Warum wachsen die Bäume denn da? 
       
       Zum einen sind fast alle unsere Moore in irgendeiner Weise entwässert, weil
       die Randflächen kultiviert wurden, oder die Flächen [3][für den Torfabbau
       vorbereitet wurden]. Dadurch haben die Bäume entsprechend gute Bedingungen.
       Ein natürliches Moor ist so nass, sauer und nährstoffarm, dass dort
       eigentlich kaum Bäume wachsen können.
       
       … und zum anderen? 
       
       Auch Stickstoffeintrag über die Luft und die Niederschläge ist ganz klar
       ein Problem. Je mehr Nährstoffe auf den Flächen sind, desto besser können
       die Bäume auch unter nassen Bedingungen wachsen. Ein großer
       Stickstoffemittent ist die Landwirtschaft. Aber auch der Verkehr.
       
       Und bei der Aktion dürfen alle mitmachen, die wollen? 
       
       Die Einsätze sind öffentlich. Es sind auch immer viele interessierte Leute
       dabei, die natürlich nicht mit großen Maschinen arbeiten können. Die
       kriegen dann eine Astschere in die Hand gedrückt oder eine kleine Klappsäge
       und können damit dann die Bäumchen entfernen, damit das Moor weiterleben
       kann.
       
       Entstehen denn noch neue Moore? 
       
       Die meisten Hochmoore wachsen heutzutage nicht mehr. Aber in den halbwegs
       intakten Hochmooren, wie in der Hannoverschen Moorgeest, wo auch die
       Entkusselungseinsätze stattfinden, haben wir viele Bereiche, wo die Moore
       noch wachsen.
       
       Was ist das Tolle an Entkusselung? 
       
       Man hat ja sonst eigentlich nie die Gelegenheit, solche Flächen aus der
       Nähe zu sehen. Das ist alles Naturschutzgebiet. Am Samstag werden wir
       wieder mitten im Bissendorfer Moor, auf der offenen Fläche arbeiten. Und da
       darf eigentlich keiner hin. Nur mit mir.
       
       29 Sep 2022
       
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