# taz.de -- Vor der nächsten Corona-Welle: Und wie geht’s Corona?
       
       > Siebte Welle, neues Infektionsschutzgesetz, neuer Impfstoff und zu wenig
       > Geld für Long-Covid-Studien. Ein Pandemie-Update.
       
 (IMG) Bild: FFP2-Masken- und Testnachweispflicht gilt außerdem für den Zutritt zu Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie für Beschäftigte in ambulanten Pflegediensten und vergleichbaren Dienstleistern
       
       1 Ist [1][die siebte Welle] schon da?
       
       „Wir befinden uns ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winterwelle.“ Das
       sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der am Freitag mal wieder
       den Anlass gekommen sah für eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem Chef
       des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler. Am Freitag meldete das RKI
       96.367 neu registrierte Infektionen. Der Wochenschnitt stieg damit auf über
       58.000 pro Tag, 56 Prozent mehr als vor einer Woche. Weil mittlerweile viel
       weniger PCR-Tests gemacht werden, dürften die tatsächlichen Zahlen bis zu
       dreimal höher sein, so Lauterbach und Wieler.
       
       Noch deutlicher ist mit 70 Prozent im Vergleich zur Vorwoche der Anstieg
       bei der Hospitalisierungsrate. Die sagt zwar, anders als ursprünglich
       gedacht, wenig über die tatsächlichen Belastungen der Kliniken durch Corona
       aus, sie gilt aber als guter Indikator für das Infektionsgeschehen in der
       Gesamtbevölkerung. Aktuell müssen rund 890 Covid-19-Patient*innen auf
       Intensivstationen behandelt werden, 25 Prozent mehr als letzte Woche. Am
       Samstag wird das Robert-Koch-Institut wohl den seit Pandemiebeginn
       insgesamt 150.000. Coronatoten in Deutschland zählen. Dass Corona trotz der
       Anstiege kaum im Bewusstsein ist, sei verständlich, sagt Lauterbach.
       „Andere Krisen sind gerade wichtiger“, so der Gesundheitsminister. Mit
       einem neu aufgestellten [2][Pandemieradar] wollen Gesundheitsministerium
       und RKI die Lage im Blick behalten.
       
       2 Welche Coronamaßnahmen gelten jetzt?
       
       Karl Lauterbach verweist gern auf die umfangreichen Möglichkeiten
       [3][seines Infektionsschutzgesetzes] im Umgang mit der Herbst-Winter-Welle.
       Die Neufassung gilt ab 1. Oktober und bringt zunächst einmal eine
       Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht mit sich: Die gilt im öffentlichen
       Personenfernverkehr (Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 13 sowie das
       Personal können auch medizinische Masken tragen) und für Besucher*innen
       von Arztpraxen und anderen medizinischen Einrichtungen. FFP2-Masken- und
       Testnachweispflicht gilt außerdem für den Zutritt zu Krankenhäusern und
       Pflegeeinrichtungen sowie für Beschäftigte in ambulanten Pflegediensten und
       vergleichbaren Dienstleistern.
       
       Der Forderung einzelner Länder zur Aufhebung der Isolationspflicht für
       Corona-Infizierte erteilte Lauterbach am Freitag erneut eine Absage: „Ich
       sehe keinen Sinn darin, dass wir das Infektionsgeschehen jetzt noch
       befeuern.“ Abhängig vom Infektionsgeschehen können nun zusätzliche
       Maßnahmen verordnet werden – etwa die Maskenpflicht in Innenräumen und
       Schulen. Das liegt aber in der Hand der Länder.
       
       Die müssten aufpassen, dass sie den richtigen Zeitpunkt dafür erwischten,
       so Lauterbach. RKI-Chef Wieler pocht zudem auf individuelle Maßnahmen:
       regelmäßig stoßlüften, mit Erkältungssymptomen drei bis fünf Tage zu Hause
       bleiben, in Innenräumen mit vielen Menschen auch ohne gesetzliche Vorgabe
       Maske tragen, das Immunsystem stärken und auf den eigenen Impfschutz
       achten.
       
       3 Drohen neue gefährlichere Virusvarianten?
       
       Im Moment ist in Deutschland die recht moderate Sars-CoV2-Virusvariante
       BA.5 dominierend. Würde es bei BA.5 bleiben, wäre daher eine milde Welle zu
       erwarten. Aber die Evolution des Virus geht weiter: So nimmt in Europa
       aktuell die Zahl der Fälle mit BA.2.75 zu, eine Variante, die besonders gut
       Impfschutz und Immunität unterwandert, sich also relativ ungehindert
       ausbreiten kann. Auch in Deutschland ist die Zahl der Fälle mit diesem
       Erreger zuletzt gewachsen. Und es gibt weitere Neulinge. BQ.1 und BU.1.1.
       sind die prominentesten. Ob und wie sie den weiteren Verlauf der Pandemie
       beeinflussen werden, bleibt jedoch abzuwarten.
       
       4 Ist jetzt der Zeitpunkt, sich noch mal impfen zu lassen?
       
       Es gibt neben den bereits bekannten Impfstoffen seit September zusätzlich
       an die Omikron-Varianten BA.1 und BA.5 angepasste Impfstoffe. Die Ständige
       Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung –
       vorzugsweise mit den neuen Impfstoffen – für die Generation 60+ sowie für
       besonders gefährdete Personen mit geschwächtem Immunsystem oder vielen
       Kontakten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat den Ärzten empfohlen,
       sich an der Stiko-Empfehlung zu orientieren. Davon könne im Einzelfall
       abgewichen werden, wenn der Arzt oder die Ärztin dies unter medizinischen
       Aspekten für richtig erachte. Noch ist der Andrang überschaubar: Knapp drei
       Viertel der Über-60-Jährigen haben die empfohlene Auffrischungsimpfung noch
       nicht erhalten. Das Gesundheitsministerium will in Kürze eine Impfkampagne
       starten.
       
       Manche Expert:innen setzen große Hoffnungen in nasale Impfstoffe, da sie
       besser vor Infektionen schützen könnten. In Indien und China wurden auch
       schon zwei Covid-Impfstoffe zugelassen, die per Nasenspray direkt auf die
       Schleimhäute aufgebracht werden und dort einen Schutz aufbauen. Auch in
       Deutschland wird laut Wieler daran geforscht. Sie sind jedoch schwieriger
       zu entwickeln. Die im Ausland zugelassenen zwei Nasensprays sind noch nicht
       umfassend klinisch geprüft.
       
       5 Hat die Behandlung Fortschritte gemacht?
       
       Olaf Scholz hat es bekommen, Joe Biden ebenfalls – das Medikament Paxlovid
       hemmt die Vermehrung des Virus und senkt das Risiko, nach einer
       Sars-CoV2-Infektion schwer zu erkranken. In Deutschland wurde es bisher nur
       spärlich eingesetzt. Nun dürfen Hausarztpraxen und Pflegeeinrichtungen
       Paxlovid vorrätig halten. Auch Antikörper, die speziell für die Behandlung
       von Covid entwickelt wurden und den Krankheitsverlauf abmildern sollen,
       wurden bislang kaum eingesetzt. Bei immunschwachen Personen können sie auch
       prophylaktisch verabreicht werden. Die zwei in Deutschland erhältlichen
       Präparate müssen per Infusion gegeben werden und sind nur über
       Krankenhausapotheken erhältlich.
       
       6 Und was ist mit Long Covid?
       
       Mildere Varianten, Impfungen und Medikamente – der Schrecken, dass man an
       Covid-19 sterben könnte, ist inzwischen weit geringer. „Unser fast größtes
       Problem ist jetzt Long Covid“, sagt Carmen Scheibenbogen, die schon vor
       Corona an postviralen Erkrankungen forschte und in Berlin eine Ambulanz
       auch [4][für Betroffene von Long Covid] leitet. Die Impfung schütze nur
       teilweise, Long Covid könne man auch bei zweiter Infektion bekommen, vor
       allem Frauen und jüngere Menschen seien betroffen.
       
       Therapieansätze gebe es laut Scheibenbogen, aber die Finanzierung
       klinischer Studien sei offenbar nicht ähnlich selbstverständlich wie bei
       den Impfstoffen. Scheibenbogen beklagt hohe bürokratische Hürden, hofft
       aber, noch in diesem Jahr mit drei bis vier Therapiestudien beginnen zu
       können. Aus Erlangen, wo bereits eine klinische Studie zu einem möglichen
       Long-Covid-Medikament läuft, gibt es noch keine Resultate.
       
       30 Sep 2022
       
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