# taz.de -- Sex on the Beach: Ein „Yippie“ nach dem Orgasmus
       
       > Wer zu lauten Sex hat, kriegt Ärger mit den Nachbarn. Muss nicht sein.
       > Die Freude über das Glück am Ende des Akts kann man auch in einen Drink
       > legen.
       
 (IMG) Bild: Störende Sexgeräusche können sogar zur Wohnungskündigung führen
       
       Wenn es nicht so platt wäre, wie es nun mal ist, würde ich meiner Nachbarin
       gern mal einen Sex on the Beach mixen – so als eindeutigen Wink mit dem
       Zaunpfahl. [1][Sex on the Beach], dieser Cocktail aus Wodka, Pfirsichlikör,
       Fruchtsaft und Grenadine, bekam seinen Namen nämlich nicht von ungefähr.
       Erfunden haben soll ihn ein junger Barkeeper in Florida, wo es im Sommer
       offenbar ziemlich wild zugeht. Der Mix aus süßem Pfirsichlikör und dem
       süßen Versprechen von Sex on the Beach ist offenbar so nachhaltig
       vielversprechend, dass sich der Drink seit Jahrzehnten großer Beliebtheit
       erfreut. Meine Erfahrung indes besagt, dass die Liebe zu Sex on the Beach
       mit dem Alter nachlässt.
       
       Meiner Nachbarin würde ich [2][das Mixgetränk aber in jedem Fall
       empfehlen], egal wie alt sie ist. Denn sie treibt eine, ich muss das jetzt
       so brachial sagen, [3][explosive Liebeslust]. Wenn sie diese auch mal an
       einem anderen Ort als in ihrem Schlafzimmer ausleben würde, meinetwegen on
       the Beach, hätte nicht nur ich etwas davon, sondern sie ganz sicher auch
       einen ganz eigenen Kick.
       
       Aber bevor ich diese Geschichte hier vollständig ausbreite, veröffentliche
       ich den kleinen Brief, den ich meiner Nachbarin eines Tages geschrieben
       hatte, ja, schreiben musste:
       
       Liebe Nachbarin, 
       
       es ist ja schön, dass du ganz offensichtlich ausführlichen Sex hast. Ich
       freue mich für dich, wirklich, und manchmal höre ich sogar mit Vergnügen
       zu. Obwohl das nicht mein Bestreben ist. Aber in einem Altbau wie unserem
       sind die Wände nun mal dünn und die Geräusche nehmen ihren Weg über
       Stockwerke und Hauseingänge hinweg. 
       
       So erfährt man von Nachbar:innen einiges, auch von dir: Welchen Rhythmus
       du hast, wie du klingst, wenn du dich dem Höhepunkt näherst, dein
       Entspannungsjauchzen … Ich könnte weiter fortfahren, aber ich bin ja fair.
       Aber was wirklich, wirklich nicht geht, dass du immer so schreist. Deine
       Schreie sind mittlerweile so laut, dass ich sie in jedem! Zimmer meiner
       Wohnung höre. Meine Wohnung ist nicht verwinkelt, so dass Zimmer um die
       Ecke gehen, nein, sie ist sehr langgestreckt, sprich, zumindest am anderen
       Ende der Wohnung sollte Ruhe sein. Das ist aber leider nicht so. 
       
       Und gestern, am Samstag, wusste ich nicht mehr wohin mit mir. Seit dem
       frühen Nachmittag ertrug ich deine Schreie, spazierte zwischendurch durch
       Regen und Sturm – und hoffte auf ein Ende nach meiner Rückkehr. Doch ich
       hatte mich getäuscht, dein Spaß währte bis heute, Sonntagmittag. 
       
       Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Musst du zwischendurch nicht mal schlafen?
       Etwas essen? Trinken? Treibst du deine/n Liebespartner/in zur vollkommenen
       Erschöpfung? 
       
       Ich habe eine große Bitte: Könntest du künftig ein bisschen leiser machen?
       Das wäre ein kleiner Schritt für dich, aber eine große Erleichterung für
       mich (und ich schätze auch für andere im Haus). 
       
       Vielen Dank, die Nachbarin 
       
       Sie werden jetzt sicher sagen: Wie gemein, kein feiner Zug von Ihnen.
       Stimmt, gebe ich zu. Aber haben Sie schon einmal Ähnliches erdulden müssen?
       Jahrelang?
       
       Andere Mieter:innen rufen in solchen Fällen schon mal die Gerichte an.
       Das Amtsgericht München beispielsweise musste mal einen ähnlichen Fall
       verhandeln, bei dem ein Nachbar „während der Ruhezeiten“, wie es in der
       Pressemitteilung heißt, zu lauten Sex hatte. Hinzu kam das unaufhörliche
       Quietschen seines Bettes. Der Mieter war mehrfach aufgefordert worden,
       seine [4][Sexpraktiken] zu ändern. Hatte er aber nicht – zack, Prozess.
       
       Störende Sexgeräusche können sogar zur Wohnungskündigung führen. So
       zumindest entschied das Amtsgericht Warendorf in Nordrhein-Westfalen in
       einem Fall. Der Mieter hatte [5][nach dem Sex] immer laut „Yippie“ gerufen.
       Vielleicht hätte er einfach einen Sex on the Beach trinken sollen.
       
       1 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Aus-Moscow-Mule-wird-Kiew-Mule/!5868627
 (DIR) [3] /EGMR-Urteil-zu-Sex-und-Frauen-ueber-50/!5429615
 (DIR) [4] /Rechtlicher-Rahmen-der-Liebe/!5420617
 (DIR) [5] /Ueber-das-Ende-einer-Partnerschaft/!5280898
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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