# taz.de -- AfD-Demo in Berlin: Die offene Gesellschaft verteidigen
       
       > Wenn Putin versucht, den Westen zu destabilisieren, müssen demokratische
       > Kräfte zusammenstehen. Gegen die AfD-Demo hat das nur teils geklappt.
       
 (IMG) Bild: Zu viele Deutschland-Fahnen hier: AfD-Demo am Samstag in Berlin
       
       Es ist das erklärte Ziel von Russland, den [1][„satanischen Westen“ zu
       destabilisieren]. In Ländern wie Schweden und Italien ist er damit schon
       ein gutes Stück vorangekommen. Nun wird es auch in Deutschland unruhig.
       Noch beunruhigender ist die Tatsache, dass es auch in Berlin mehr werden,
       die Putins Ziel der Destabilisierung teilen. Rund 10.000 Menschen folgten
       am Samstag dem Ruf der AfD, viele von ihnen trugen Russland-Fahnen. Es war
       seit 2018 die erste Großdemo der rechtsextremen Partei.
       
       Doch nicht nur die AfD verfolgt dieses Ziel der Destabilisierung. Sondern
       alle, die in dieser Situation Öl ins Feuer gießen, statt zu helfen, die
       Flammen möglichst klein zu halten. Sollte der Anschlag auf den Fernverkehr
       der Bahn in Norddeutschland von Linken verübt worden sein – die Ermittler
       äußern sich zu solchen Vermutungen explizit noch nicht –, gehören auch
       diese dazu.
       
       Neben dem Krieg in der Ukraine gibt es auch den hybriden Krieg, den
       Nebenkrieg, in dessen Zentrum Berlin am Wochenende stand. Man muss kein
       Prophet sein, um zu wissen, dass Putin mit jeder Niederlage mehr, die er
       auf dem Schlachtfeld erleidet, diesen Nebenkrieg befeuern wird.
       
       ## Bald sind wieder Wahlen
       
       Keine guten Aussichten also – zumal [2][in Berlin demnächst wieder gewählt
       werden] könnte. Das Urteil des Landesverfassungsgericht zu einer möglichen
       Wahlwiederholung der chaotisch verlaufenden Abgeordnetenhauswahl im
       September 2021 wird am 16. November erwartet. Im Februar wäre dann wohl der
       Wahltermin – in einer Zeit, in der der Winter für gewöhnlich am kältesten
       ist. In einer Zeit auch, in der die derzeitige Coronawelle einen neuen
       Höhepunkt erreicht haben könnte.
       
       Umso wichtiger ist es, sich deutlich zu machen, dass wir viel mehr zu
       verlieren haben als das, was uns Russlands Krieg schon jetzt kostet. Es ist
       unsere offene Gesellschaft, die es zu verteidigen gilt. Sie macht uns stark
       und ist zugleich doch so verwundbar. Dennoch müssen all jene, die in Sorge
       sind, diese offene Gesellschaft zu verlieren, sie auch verteidigen. Auch
       und gerade in Berlin.
       
       Verteidigen heißt, den Rechten entgegentreten. Diejenigen beim Namen zu
       nennen, die zündeln. Es bedeutet, sich ohne ideologische Scheuklappen
       zusammenzuschließen und im Wahlkampf deutlich zu machen, wer wessen
       Interessen verfolgt. Für soziale Rechte zu kämpfen, ohne in eine Querfront
       zu laufen.
       
       Wenn nicht, sind die Aussichten düster. Man kann, wie Deutschland vor mehr
       als 100 Jahren, nicht nur in einen Krieg hineinschlafwandeln, sondern auch
       in eine Autokratie. Putin hätte dann gewonnen. Selbst wenn er zu diesem
       Zeitpunkt nicht mehr leben würde.
       
       9 Oct 2022
       
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