# taz.de -- Gipfeltreffen der Celac: Maduro kommt doch nicht
       
       > Venezuelas Staatschef sagt dem Gipfel der Gemeinschaft der
       > Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten ab. Es wurden Proteste gegen
       > ihn erwartet.
       
 (IMG) Bild: Kommt doch nicht zum Gipfel der Celac: Venezuelas Staatsoberhaupt Nicolás Maduro
       
       BUENOS AIRES taz | Am Ende sagte er ab: Venezuelas Staatschef Nicolás
       Maduro kommt nicht zum siebten Gipfeltreffen der Gemeinschaft der
       Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac). „In den letzten
       Stunden wurden wir auf unwiderlegbare Weise über einen Plan der
       neofaschistischen Rechten informiert, eine Reihe von Anschlägen auf unsere
       Delegation zu verüben“, wetterte Maduro am Montagnachmittag in Caracas.
       Konkrete Beweise für die Anschuldigungen lieferte er nicht.
       
       Die Celac besteht aus 33 Ländern, deren Staatsoberhäupter am Dienstag in
       der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zusammenkommen.
       
       Tatsächlich hatte Argentiniens konservative politische Opposition Maduros
       Festnahme gefordert, sollte er argentinischen Boden betreten. Als
       Präzedenzfall diente die Verhaftung des ehemaligen chilenischen Diktator
       Augusto Pinochets bei seinem Besuch in London 1998 auf der Grundlage eines
       spanischen Haftbefehls. Bei Maduro wurde auf die Belohnung in Höhe von 15
       Millionen Dollar verwiesen, die [1][die US-Regierung im Jahr 2020] für
       seine Ergreifung ausgesetzt hatte.
       
       Aus dem argentinischen Außenministerium hieß es, dass gegen Maduro kein
       internationaler Haftbefehl vorliege. Die Gefahr, dass ein Bundesrichter
       eine Festnahme anordnen könnte, bis dies abschließend geklärt ist, war aber
       wohl nicht gebannt. Zudem bestand die Befürchtung, dass das für die Reise
       genutzte Flugzeug aufgrund möglicher Pfändungsansprüche von Inhabern
       venezolanischer Schuldtitel beschlagnahmt werden könnte.
       
       ## Brasilien kehrt in die Celac zurück
       
       Dass Protestaktionen der venezolanischen Community erwartet wurden, dürfte
       ebenfalls zu Maduros Rückzieher beigetragen haben. Mit einer Zahl von
       170.000, stellen die Venezolaner*innen inzwischen die größte Gruppe
       von Migranten in Argentinien. Viele sind an den Río de la Plata geflohen,
       um dem Regime in Caracas und der wirtschaftlichen und sozialen Misere in
       Venezuela zu entkommen. Befürchtet wurden auch gewaltsame Zusammenstöße
       zwischen Anhänger*innen und Gegner*innen des Regimes in Venezuela.
       
       [2][Brasiliens Präsident Lula da Silva] war hingegen bereits am
       Sonntagabend eingetroffen. Für Lula ist es der erste internationale
       Auftritt seit seinem Amtsantritt am 1. Januar. Seine Anwesenheit
       signalisiert zugleich Brasiliens Schritt „zur vollständigen
       Wiedereingliederung des Landes in die internationale Gemeinschaft“, wie es
       aus dem Außenministerium in Brasilía hieß.
       
       Amtsvorgänger Jair Bolsonaro hatte die Mitgliedschaft in der Celac vor drei
       Jahren ausgesetzt – mit dem Argument, dass diese lediglich dazu diene,
       „nichtdemokratische Regime in den Vordergrund zu stellen“.
       
       Die Celac war 2011 in Venezuelas Hauptstadt Caracas gegründet wurde, als
       Teil der außenpolitischen Ideen des damaligen venezolanischen Präsidenten
       [3][Hugo Chávez]. Als Gegeninstitution zur US-dominierten Organisation
       Amerikanischer Staaten (OAS) sollte sie „den schrittweisen
       Integrationsprozess der Region vorantreiben“, hieß es in der
       Gründungserklärung. Der Celac gehören alle Mitgliedstaaten der OAS an – mit
       damals bewusst formulierter Ausnahme der USA und Kanadas.
       
       Von einem Integrationsprozess kann jedoch keine Rede sein, zumal die Celac
       neben dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs über keinerlei
       institutionelle Organe oder Einrichtungen verfügt. Und ohne das
       Schwergewicht Brasilien war die Gemeinschaft zur lahmen Ente verkommen. Der
       gemeinsame Versuch Argentiniens und Mexikos, die Lücke zu füllen, hatte nur
       die völlige Bedeutungslosigkeit verhindert. Mit Lula hoffen jetzt viele auf
       einen Neuanfang.
       
       24 Jan 2023
       
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