# taz.de -- Golf zur kalten Jahreszeit: Gastrotipp fürs Winterloch
       
       > Auf durchgematschtem oder gefrorenen Gelände macht Golf keinen Spaß. Was
       > man dennoch derzeit über diesen Sport wissen muss.
       
 (IMG) Bild: Wenig reizvoll: Golf spielen im Schnee
       
       Was? Anruf gestern Morgen: Wo denn die Golf-Kolumne bleibe, fragt die
       Redaktion. Ach du Schreck: Golf. Was war das noch mal, Golf? Ach ja, dieses
       Spiel mit den Stöcken. Text bis Nachmittag? Ja, sicher… Monatelang fiel die
       Kolumne aus, wegen [1][diesem Katar-Mist]. Jetzt geht es wieder los.
       
       Golf ist im Winter völlig aus dem Sinn, vor allem als Eigenbeschäftigung:
       Entweder sind die Fairways gefroren oder durchgematscht oder der Platz ist
       zur Schonung gleich ganz gesperrt. Spaß macht es bei 1,5 Grad und
       Nieselregen eh nicht. Und dann noch der lädierte Ellbogen. Golf ist ein
       ebenso dynamischer wie sensibler wie psychischer Sport: Nur der vage
       Gedanke an Ellbogenschmerz ruiniert alles.
       
       Eigenbeschäftigung war zuletzt [2][immer dieses Lützerath], was wenig mit
       Golf zu tun hat. Obwohl: Löcher gibt es ja auch auf Golfplätzen. Wenngleich
       um einiges kleiner, als Ziel mit Sand verfüllte, als tückische
       Unterwegshindernisse, nicht als Landschaftsfraß und in Nebenfunktion als
       Klimameuchler. Auf Golfanlagen gibt es schon Seen. Die ruinierten
       rheinischen Braunkohlelandschaften sollen bis zum Jahr 2100 wasserverfüllt
       sein.
       
       Obwohl, vor ein paar Jahren hatte ich in einer taz-Reisereportage [3][mit
       einem Blick nach Hambach 2030] die Themen zusammengeführt: In meiner
       Fantasie gab es dort zahllose gut genutzte Driving Ranges, von denen
       Freizeitgolfer ökologisch abbaubare Bälle lustvoll und ausdauernd in die
       Tiefe jagten. Die schräge Idee: Das magische Golfspiel hilft halt bei
       allem, wenn es schon nicht den Kohlewahnsinn stoppen kann. Bei Dauernutzung
       wäre Hambach etwa im Jahr 2200 verfüllt. Dann käme die Tagebauwüste
       Garzweiler dran.
       
       ## Geheimtipp Klubrestaurant
       
       Auch bei den Profis herrscht Flaute. Erwähnenswert sind höchstens diese
       China-Sack-Reis-Meldungen: Der Berufsasket Bernhard Langer, 65, trumpft bei
       den Senioren weiter auf. Und: Europas Teilnahmekandidaten [4][beim Ryder
       Cup gegen die USA] (September in Rom) haben im Trainingslager in Abu Dhabi
       den internen Hero-Cup ausgespielt. Muss man aber auch nicht wissen.
       
       Will man derzeit zu Golf überhaupt etwas lesen? Vielleicht dies: In meinem
       Klub versuchen es die nächsten Pächter mit dem Klubrestaurant. Klingt auch
       so spannend wie ein nicht mal umfallender Sack Reis in China, ist aber
       insofern interessant, als es Management- und Logistikprobleme unserer Zeit
       wie im Brennglas zeigt. Gästebesuch ist extrem wetterabhängig. Für alle
       Fälle muss man aber ohnehin schwer findbares Personal auf Abruf vorhalten.
       Und im schlechtesten Fall bezahlen, auch wenn nichts los ist. Oder die
       Leute können nach einer Stunde wieder fahren. Und kündigen schnell die
       Mitarbeit, woanders ist der Job sicherer.
       
       Ähnliche Probleme bei frischen Lebensmitteln. Einkaufen, dann drei Tage
       Leerlauf, und du kannst die Hälfte entsorgen. Oder du arbeitest nur mit
       Tiefkühlware. Macht das Essen nicht eben attraktiver. Dennoch, das als
       Tipp: Die meisten Golfplatzrestaurants freuen sich (ähnlich wie
       Tennisanlagen) auch über klubfremde Gäste. Sie bieten meist gutes Essen zu
       überschaubaren Preisen. Das liegt an der schlägerschwingenden
       Stammkundschaft: Die wollen verlässlich gut bewirtet sein und dazu günstig,
       dem legendären Golfgeiz entsprechend („Was, 4,50 für ein alkoholfreies
       Bier? Unverschämtheit!“).
       
       Bei Nachlässigkeiten und Minderqualität entschwinden die Kunden in die
       nette Kneipe im nächsten Dorf.
       
       Ach so, man könnte noch melden, dass Golf in Deutschland weiter wächst.
       683.000 Aktive gibt es jetzt, ein Plus von 1,3 Prozent zu 2021. Das
       bedeutet … Ach, Text muss schon enden? Dann nächsten Monat mit mehr Muße.
       
       27 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Müllender
       
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