# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenski überraschend in Helsinki
       
       > Der ukrainische Präsident ist in Finnland eingetroffen. Laut russischen
       > Angaben hat die Ukraine versucht, mit Drohnen den Kreml anzugreifen.
       
 (IMG) Bild: Wolodymyr Selenskyj (l.) mit Sauli Niinistö, dem Präsidenten von Finnland am 3. Mai
       
       ## Selenski macht Überraschungsbesuch in Helsinki
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist zu einem
       Überraschungsbesuch in Finnland eingetroffen. Der finnische Präsident Sauli
       Niinistö begrüßte ihn am Mittwoch in Helsinki, wie Aufnahmen des finnischen
       Rundfunksenders Yle zeigten. Nach Angaben des finnischen Präsidentenbüros
       wollten Niinistö und Selenski unter anderem über den ukrainischen
       Verteidigungskampf gegen den russischen Angriff und die finnische
       Unterstützung für das Land sprechen.
       
       Für den Nachmittag hatte Niinistö außerdem die Regierungschefs aus
       Schweden, Norwegen, Dänemark und Island zu einem Treffen in Helsinki
       eingeladen. Daran sollte nun auch Selenski teilnehmen. Auch bilaterale
       Treffen waren in dem Zuge geplant.
       
       Selenskis Besuch in der finnischen Hauptstadt war bis kurz vor seiner
       Ankunft auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa geheimgehalten worden. Niinistö
       hatte er zuletzt im Januar getroffen, als der finnische Präsident in Kyjiw
       zu Besuch gewesen war.
       
       Die nordischen Länder haben die Ukraine seit dem russischen Einmarsch im
       Februar 2022 immer wieder mit militärischer und finanzieller Hilfe
       unterstützt. Erst am Dienstag hatte Dänemark bekanntgegeben, dem Land ein
       weiteres militärisches Spendenpaket im Wert von 1,7 Milliarden dänischen
       Kronen (rund 228 Millionen Euro) zur Verfügung zu stellen. Es soll der
       Ukraine bei ihrer erwarteten Frühjahrsoffensive zur Rückeroberung russisch
       besetzter Gebiete helfen. (dpa)
       
       ## Berliner Polizei bereitet sich auf Selenski-Besuch vor
       
       Die Berliner Polizei bereitet sich auf einen Besuch des ukrainischen
       Präsidenten Wolodymir Selenski Mitte Mai in Berlin vor. Er wolle
       übernächstes Wochenende auf Einladung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
       in die Hauptstadt kommen, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei am
       Mittwoch. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen würden vorbereitet, konkrete
       Informationen zu dem Termin gäbe es so lange im Voraus aber noch nicht.
       
       Das Kanzleramt bestätigte den Berlin-Besuch Selenskis zunächst nicht.
       Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte zu den Berichten auf Anfrage,
       zu den Terminen des Bundeskanzlers äußere man sich erst am Freitag der
       Vorwoche. Selenski soll am 14. Mai in Aachen den Karlspreis erhalten. Die
       Veranstalter hatten bereits bekanntgegeben, dass sie sich auf eine
       persönliche Teilnahme Selenskis vorbereiteten, diese aber noch offen sei.
       Der Karlspreis der Stadt Aachen wird seit 1950 an Persönlichkeiten
       verliehen, die sich um die Einheit Europas verdient gemacht haben.
       
       Es wäre der erste Besuch Selenskis in Deutschland nach dem Angriff
       Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. In Deutschland war er zuletzt im
       Juli 2021, um die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu besuchen. (dpa)
       
       ## Russland: „Ukraine wollte Kreml mit Drohnen angreifen“
       
       Die Ukraine hat dem russischen Präsidialamt zufolge in der Nacht versucht,
       mit zwei Drohnen den Kreml in Moskau anzugreifen. Präsident Wladimir Putin
       sei bei dem versuchten Angriff nicht verletzt worden, es habe auch keine
       Schäden an Gebäuden gegeben, berichten Tass, RIA und Interfax unter
       Berufung auf das Präsidialamt. Die russische Verteidigung habe den Angriff
       auf Putins Amtssitz abgewehrt. „Wir werten dies als einen geplanten
       Terrorangriff“, wird das Präsidialamt zitiert. Es sei ein Versuch eines
       Angriffs auf Putins Leben gewesen. Russland behalte sich das Recht vor,
       darauf zu reagieren.
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich während des von Russland
       gemeldeten versuchten ukrainischen Angriffs auf den Kreml nicht dort
       aufgehalten. Der Präsident arbeite am Mittwoch in Nowo Ogarjowo, außerhalb
       von Moskau. Der Kreml in der Hauptstadt ist der Amtssitz des russischen
       Präsidenten.(rtr)
       
       ## Cherson: Behörden verhängen zweitägige Ausgangssperre
       
       Die ukrainischen Behörden haben in der vor knapp sechs Monaten
       zurückeroberten Großstadt Cherson im Süden des Landes eine komplette
       Ausgangssperre für das Wochenende angekündigt. „Im Verlauf dieser 58
       Stunden ist es verboten, sich auf den Straßen der Stadt zu bewegen und zu
       befinden“, teilte Militärgouverneur Olexander Proskudin am Mittwoch bei
       Telegram mit. Von Freitagabend bis zum Montagmorgen werde auch die Ein- und
       Ausfahrt in die Stadt geschlossen. Die Maßnahme sei nötig, damit die
       „Ordnungshüter“ bei ihrer Arbeit niemanden gefährdeten.
       
       Bereits im März hatte Proskudin eine verlängerte Ausgangssperre mit der
       Suche nach russischen Informanten begründet. Damals wurde die Stadt mit vor
       dem Krieg über 200.000 Einwohnern jedoch nicht komplett geschlossen.
       
       Cherson liegt in unmittelbarer Nähe zur Front. Seit dem Rückzug der
       russischen Truppen auf das südöstliche Ufer des Flusses Dnipro im November
       vergangenen Jahres wird die Stadt regelmäßig von dort beschossen. Russland
       hatte Cherson nach seinem Einmarsch vor über 14 Monaten rund acht Monate
       besetzt. (dpa)
       
       ## Russischer Güterzug nach Explosion im Grenzgebiet entgleist
       
       Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ist im russischen Grenzgebiet nahe
       der Ukraine ein Güterzug nach einer Explosion entgleist. In der Region
       Brjansk seien unweit der Siedlung Belye Berega am Dienstagabend eine
       Lokomotive und rund 20 Waggons „wegen illegaler Eingriffe in die Arbeit des
       Eisenbahnverkehrs“ von den Schienen abgekommen, teilte die russische
       Eisenbahn RZD auf Telegram mit.
       
       Der Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomas, schrieb von einem
       „unbekannten Sprengkörper“, der explodiert sei. Verletzt worden sei ersten
       Erkenntnissen zufolge niemand. Bereits am Montag war in derselben Region
       ein Zug entgleist, nachdem Unbekannte die Schienen gesprengt hatten.
       
       Etwas später am Dienstagabend hieß es in russischen Telegram-Kanälen
       außerdem, in der ebenfalls an die Ukraine grenzenden Region Belgorod habe
       eine Drohne nahe einer im Bau befindlichen Verteidigungsanlage einen
       Sprengsatz abgeworfen. Dabei sei ein Mann verletzt worden. Offiziell
       bestätigt wurde das aber zunächst nicht.
       
       In den vergangenen Wochen häuften sich Anschläge durch Unbekannte auf
       russische Infrastruktur und Versorgungswege. Einige Beobachter vermuten
       dahinter eine Vorbereitung auf die ukrainische Gegenoffensive, deren Beginn
       bald erwartet wird. (dpa)
       
       ## Feuer in Treibstofflager nahe der Krim-Brücke
       
       Ein russisches Treibstofflager [1][nahe der Krim-Brücke] in der russischen
       Region Krasnodar ist nach Angaben des Gouverneurs der Region in Brand
       geraten. „Das ist ein Brand der höchsten Schwierigkeitsklasse“, schrieb
       Gouverneur Weniamin Kondratjew am Mittwoch auf dem Nachrichtendienst
       Telegram. Das Feuer sei im Dorf Volna im Verwaltungsbezirk Temryuk
       ausgebrochen. „Es werden alle Anstrengungen unternommen, um eine weitere
       Ausbreitung zu verhindern.“ Es bestehe keine Gefahr für die Bewohner des
       Dorfes. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte, die Ursache des
       Feuers blieb zunächst unklar.
       
       Der Ort liegt in der Nähe der Krim-Brücke, die das russische Festland mit
       der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel verbindet. Auf Videos
       in den russischen sozialen Medien war zu sehen, wie Flammen und schwarzer
       Rauch aus großen Tanks schlugen, die mit der roten Aufschrift „Entflammbar“
       beschriftet waren. Reuters konnte die Angaben und die Aufnahmen nicht
       sofort unabhängig überprüfen.
       
       Am Samstag hatte ein Drohnenangriff ein russisches Treibstofflager in der
       Krim-Hafenstadt Sewastopol in Brand gesetzt. Russland macht die Ukraine
       dafür verantwortlich. Die Ukraine bekennt sich nur selten zu Angriffen auf
       russisch kontrolliertes Gebiet. Am Wochenende hatte das ukrainische Militär
       jedoch erklärt, die Untergrabung der russischen Logistik sei Teil der
       Vorbereitungen für eine lange erwartete Gegenoffensive. (rtr)
       
       ## EU will mit 500 Millionen Euro Munitionsproduktion ankurbeln
       
       Die EU-Kommission will mit Subventionen in Höhe von mehr als 500 Millionen
       Euro [2][die Munitionsproduktion] in der Gemeinschaft erhöhen. „Wenn es um
       die Verteidigung geht, muss unsere Industrie jetzt in den
       Kriegswirtschaftsmodus wechseln“, erklärt EU-Binnenmarktkommissar Thierry
       Breton.
       
       Am Mittwoch soll der Plan offiziell vorgestellt werden, dem dann noch die
       Regierungen der EU-Staaten sowie das EU-Parlament zustimmen müssen. Mit dem
       Geld sollen Investitionen getätigt werden, um die Produktion von Munition
       und Raketen ankurbeln zu können. Damit soll die Ukraine unterstützt und
       Munitionslager in den EU-Ländern aufgefüllt werden. (rtr)
       
       ## USA leisten Ukraine zusätzliche Militärhilfe
       
       Die USA lassen der von Russland angegriffenen Ukraine zusätzliche
       Militärhilfen im Wert von etwa 300 Millionen US-Dollar zukommen. Wie
       US-Vertreter, die anonym bleiben wollten, weil die neuen Hilfen noch nicht
       offiziell angekündigt waren, am Dienstag mitteilten, fallen darunter etwa
       große Mengen an Artilleriegeschossen, Haubitzen, Luft-Boden-Raketen und
       Munition. Die Ukraine hat eine Frühjahrsoffensive gegen die russischen
       Invasoren angekündigt.
       
       Das neue Paket enthält auch Raketen des Typs Hydra-70, die aus der Luft
       abgefeuert werden, außerdem eine ungenannte Zahl von Raketen für bereits
       gelieferte US-Raketenwerfersysteme des Typs Himars. Auch Waffen zur
       Panzerabwehr werden der Ukraine zur Verfügung gestellt. Sie alle sollen aus
       Beständen des US-Verteidigungsministeriums entnommen werden, um eine
       schnelle Lieferung an die Front zu garantieren.
       
       Mit Blick auf die geplante ukrainische Frühjahrsoffensive hatte der Kyjiwer
       Verteidigungsminister Olexij Resnikow gesagt: „Ja, alles ist bereit.“ Am
       Montag sagte er, ein Schlüssel für den Erfolg werde die Verfügbarkeit von
       Waffen sein und von vorbereiteten und ausgebildeten Einsatzkräften. (ap)
       
       ## Erfolgloser russischer Angriff auf Kyjiw
       
       Russland hat ukrainischen Angaben zufolge zum dritten Mal innerhalb von
       sechs Tagen nächtliche Angriffe auf Kyjiw geflogen. „Alle feindlichen Ziele
       wurden im Luftraum um die Hauptstadt identifiziert und abgeschossen“, teilt
       die Kyjiwer Militärverwaltung auf Telegram mit. Russland habe bei den
       Angriffen Drohnen des Typs Shahed aus iranischer Produktion eingesetzt.
       (rtr)
       
       ## Belarus und Russland planen gemeinsame Patrouillenflüge
       
       Das Verteidigungsministerium [3][in Belarus] kündigt gemeinsame
       Patrouillenflüge mit Russland über dem eigenem Territorium an. Ebenfalls im
       Mai sei ein Test der Kampfbereitschaft der eigenen Streitkräfte geplant.
       (rtr)
       
       3 May 2023
       
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