# taz.de -- Spargel- und Erdbeerernte: Bundesregierung muss eingreifen > Viele ErntehelferInnen aus Osteuropa werden ausgebeutet. Die Ampel muss > endlich dafür sorgen, dass sie eine ausreichende Krankenversicherung > bekommen. (IMG) Bild: Eine Saisonarbeiter bei der Spargelernte Immer noch werden in Deutschland viele [1][ErntehelferInnen] aus Osteuropa ausgebeutet. Wer Spargel, Erdbeeren oder Gemüse vom Feld holt, bekommt teils weniger als [2][den Mindestlohn], muss an seinen Arbeitgeber Wuchermieten bezahlen und ist schlecht krankenversichert. Das hat zuletzt eine Studie der Organisation Oxfam gezeigt. Doch nach fast eineinhalb Jahren Ampelkoalition ist kaum Besserung in Sicht. Zwar haben SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag versprochen: „Für Saisonbeschäftigte sorgen wir für den vollen Krankenversicherungsschutz ab dem ersten Tag.“ Denn viele ArbeiterInnen haben nur eine private Gruppenversicherung, die weit weniger Leistungen übernimmt als die gesetzliche. Manche Beschäftigte berichten, sie hätten ihre Behandlung selbst bezahlen müssen. Bisher aber hat die Koalition keinen Gesetzentwurf vorgelegt, um diesen Missstand zu beheben. Aus den beteiligten Ministerien heißt es seit Monaten, sie würden sich noch untereinander abstimmen. Staatssekretäre schicken sich gegenseitig Briefe – weiterhin stehen manche ArbeiterInnen im Notfall ohne ausreichende Krankenversicherung da. Der Grund für dieses Verzögerungstaktik ist klar: Die Agrarlobby scheut höhere Kosten durch ordentliche Versicherungen. Der Gesamtverband der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände hält es für nicht nachvollziehbar, dass Saisonkräfte in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen sollen – obwohl sie während ihres vergleichsweise kurzen Aufenthalts in Deutschland in der Regel [3][nur wenige Leistungen] in Anspruch nehmen könnten. Ja, wenn es anders wäre, würde jede Versicherung zusammenbrechen. Die ArbeiterInnen zahlen auch nur kurz und damit wenig ein. Und wenn dann wirklich zu wenig vom Lohn für sie übrig bleiben sollte, müssten die Landwirte den eben erhöhen. Vielleicht wird deutscher Spargel dann ein bisschen teurer. Aber ausbeutungsfreie Arbeitsbedingungen wären auch ein gutes Verkaufsargument. 22 May 2023 ## LINKS (DIR) [1] /Erntehelfer/!t5243331 (DIR) [2] /Streit-um-faire-Loehne/!5921994 (DIR) [3] https://www.topagrar.com/betriebsleitung/news/arbeitgeber-gegen-vollen-krankenversicherungsschutz-fuer-saisonarbeitskraefte-13326330.html ## AUTOREN (DIR) Jost Maurin ## TAGS (DIR) Erntehelfer (DIR) Landwirtschaft (DIR) Saisonarbeitskräfte (DIR) Ausbeutung (DIR) Italien (DIR) Erdbeeren (DIR) Landwirtschaft (DIR) Erntehelfer (DIR) Erntehelfer (DIR) Landwirtschaft ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Unfall in Italien: Bauer nach Erntehelfertod verhaftet Die italienische Polizei hat nach dem Tod eines Erntehelfers einen Landwirt festgenommen. Er soll dem Opfer nicht geholfen haben. (DIR) Der Check: Kosten Erdbeeren bald 14 Euro? Steigt der Mindestlohn auf 15 Euro, kosten Erdbeeren bald 30 Prozent mehr, sagen Landwirte. Stimmt das? (DIR) Neue Herkunftskennzeichnung für Fleisch: Interessiert doch jede Sau Die Bundesregierung will die Herkunftskennzeichnung zunächst auf loses Schweine- und Geflügelfleisch ausweiten. Weitere Lebensmittel sollen folgen. (DIR) Streit um faire Löhne: Erntehelfende erreichen Vergleich Sie wurden offenbar weit unter Mindestlohn bezahlt. Nun erhalten 18 Erntehelfer:innen aus Georgien in einem Vergleich 100 bis 400 Euro mehr. (DIR) Mindestlohnverstöße bei Landwirten: Kontrollen finden kaum statt Bevor bei niedersächsischen Bauern der Zoll kontrolliert, können Jahrzehnte vergehen. Saisonarbeiter:innen sind den Betrieben ausgeliefert. (DIR) Theatermacher über Ernte-Ausbeutung: „Wer holt die Nahrung vom Feld?“ Das Drama vom billigen Spargel: Ein Stück lässt in Bremen Feldarbeiter*innen auf der Bühne zu Wort kommen.