# taz.de -- Digitalisierung der Bauanträge: Weg mit dem Papier
       
       > Mecklenburg-Vorpommern hat einen digitalen Bauantrag entwickelt. Ein
       > bundesweites System ist bislang nicht geplant.
       
 (IMG) Bild: Mit einem digitalen Bauantrag soll das Genehmigungsverfahren schneller werden
       
       BERLIN taz | Die Zukunft des Bauantrags wird beworben in einem knapp
       3-minütigem [1][Werbeclip des Landes Mecklenburg-Vorpommern]. Ein kleines
       computeranimiertes Männchen sitzt zum Beispiel in einem Strandkorb mit
       Strohhut und schaut auf sein Handy. Schnell, unkompliziert und
       ortsungebunden soll nämlich der digitale Bauantrag sein.
       
       Alle, die schon einen Bauantrag gestellt haben, wissen, dass das ein großes
       Versprechen ist. In der Realität werden nämlich Papierberge in mehrfacher
       Ausfertigung langsam von Amt zu Amt geschleppt, streng getaktet nach den
       Öffnungszeiten der Behörden. Das alles soll aber der Vergangenheit
       angehören.
       
       Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat einen digitalen Bauantrag entwickelt,
       der den Genehmigungsprozess in ganz Deutschland beschleunigen soll. Das
       Prinzip ist einfach: Bauherren und Architekt*innen können eine
       Checkliste abarbeiten und ihre Unterlagen in einen digitalen Vorgangsraum
       hochladen. Alle relevanten Behörden können dann gleichzeitig auf die
       Unterlagen zugreifen und miteinander kommunizieren.
       
       „Der Vorteil ist, dass wir Fehler bei der Antragstellung reduzieren, weil
       das System im Zweifel schon sagt: Hier fehlt noch was“, sagte Christian
       Pegel (SPD), Minister für Inneres, Bau und Digitalisierung in
       Mecklenburg-Vorpommern, bei der Vorstellung des Systems am Montag in
       Berlin. Die Akten würden „künftig nicht mehr monatelang zwischen Bauamt,
       Feuerwehr, Denkmalschutz, Straßen- oder Umweltbehörde unterwegs“ sein,
       erklärte er.
       
       ## Zehn Länder haben Interesse
       
       Der digitale Bauantrag ist Teil des 2017 in Kraft getretenen
       Onlinezugangsgesetzes (OZG), das die Verwaltung in Deutschland
       digitalisieren will. Mecklenburg-Vorpommern sollte in diesem Rahmen einen
       digitalen Bauantrag nach dem Prinzip „Einer-für-Alle“ entwickeln – also ein
       System, das auch von anderen Bundesländern genutzt und an das jeweilige
       Landesrecht angepasst werden kann. Zehn Bundesländer haben laut Pegel
       zugesagt, das entwickelte System zu übernehmen. In Deutschland werden pro
       Jahr etwa 220.000 Baugenehmigungen erteilt, meist noch in Papierform.
       
       Bis Ende des Jahres sollen rund 500 von insgesamt 851 unteren
       Bauaufsichtsbehörden im Land, in denen Bauanträge gestellt und bearbeitet
       werden, das neue System nutzen. Derzeit seien 149 Pilotbehörden technisch
       angeschlossen, aber die meisten sind noch im Testbetrieb. Nur in drei
       Behörden ist der digitale Bauantrag „im echten Wirkbetrieb“, also real
       verfügbar. Stück für Stück sollen die Behörden aber nun in den Echtbetrieb
       übergehen.
       
       Bislang hat der Bund dieses Vorhaben laut Bundesbauministerium mit 16,7
       Millionen Euro unterstützt. [2][Bundesbauministerin Klara Geywitz] (SPD)
       erhofft sich davon ein schnelleres und kostengünstigeres Bauen. Bei den
       derzeitigen Kostenexplosionen, sei „jedes halbe Jahr, in dem der Bauantrag
       bearbeitet wird, ein halbes Jahr mit deutlichen Bauskostensteigerungen“
       sagte sie.
       
       ## Kein bundesweit einheitliches System
       
       Die Digitalisierung des Bauantrags sei zudem auch im Hinblick auf [3][den
       Fachkräftemangel] „eine Riesenchance.“ Ziel sei es, mit der gleichen Anzahl
       von Mitarbeiter*innen mehr Anträge zu bearbeiten. Es sei gut für das
       „Ansehen des Staates“, wenn Bauanträge nicht mehr „in dicken Leitzordnern
       in die Behörden“ getragen werden müssten.
       
       Dass nun in absehbarer Zeit aber alle Bundesländer ein System für den
       digitalen Bauantrag nutzen, zeichnet sich aber nicht ab. Die Länder, die
       sich der Lösung nicht anschließen, hätten „teils parallel eigene Systeme
       entwickelt“, sagte Landesminister Christian Pegel. Hamburg, Brandenburg,
       Berlin, Thüringen, Hessen und Bayern gehen gemäß dem Föderalismus eigene
       Wege.
       
       10 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.digitale-baugenehmigung.de/
 (DIR) [2] /Klara-Geywitz-zur-Wohnungsnot/!5846177
 (DIR) [3] /Politik-und-Fachkraeftemangel/!5884026
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasmin Kalarickal
       
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