# taz.de -- Selenski auf Europatournee: London will „Kampfjet-Koalition“
       
       > Präsident Selenski vereinbart auch mit Großbritannien eine Ausweitung der
       > Militärhilfen. Frankreich bietet der Ukraine ebenso mehr Waffen an.
       
 (IMG) Bild: Rishi Sunak empfängt Wolodymyr Selensky zwischen von Churchill gepflanzten Bäumen in Aylesbury
       
       Mit einem Besuch in Großbritannien hat der ukrainische Präsident Wolodimir
       Selenski am Montag seine Westeuropa-Reise abgeschlossen, die ihn am Samstag
       nach Italien, in der Nacht zu Sonntag nach Deutschland und am Sonntagabend
       nach Frankreich geführt hatte.
       
       Im Mittelpunkt der Besuche bei den vier europäischen Mitgliedern der
       G7-Gruppe, den sieben größten westlichen Industriestaaten, stand die
       Absprache neuer massiver Militärhilfe im Vorfeld der erwarteten massiven
       ukrainischen Offensiven gegen die russische Besatzung. Die G7 treffen sich
       Ende dieser Woche zu ihrem Jahresgipfel in Japan.
       
       Der britische Premierminister Rishi Sunak [1][empfing Selenski] auf
       Chequers, dem traditionellen Landsitz britischer Premierminister, und
       [2][kündigte an], Großbritannien bemühe sich um das Zustandekommen der von
       Selenski gewünschten „Kampfjet-Koalition“, um die Ukraine mit modernen
       Kampfjets des Typs F-16 auszustatten.
       
       Dieses Ziel hatte der ukrainische Präsident am Sonntag in Berlin bekräftigt
       und dabei darauf verwiesen, dass er noch zwei Reiseziele vor sich habe,
       ohne sie zu nennen. Es waren Frankreich und Großbritannien. „Das Vereinigte
       Königreich führt bei der Ausweitung unserer Kapazitäten am Boden und in der
       Luft“, [3][schrieb Selenski auf Twitter] nach seiner Landung in
       Großbritannien und kündigte intensive Gespräche an.
       
       ## Unterstützung aus der Luft
       
       Im Anschluss daran erklärte er: „Wir wollen diese Kampfjet-Koalition. Wir
       haben darüber gesprochen und ich sehe, dass man in kürzester Zeit einige
       sehr wichtige Beschlüsse hören wird. Aber wir müssen daran noch ein wenig
       arbeiten.“
       
       Premierminister Sunak hatte zuvor an seine Zusage vom Februar erinnert, ein
       Trainingsprogramm für die ukrainische Luftwaffe zur Nutzung von „F-16-Jets
       nach Nato-Standard“ aufzulegen, und fügte hinzu: „Dieses Training geht mit
       Bemühungen des Vereinigten Königreichs einher, mit anderen Ländern
       zusammenzuarbeiten, um F16-Jets zur Verfügung zu stellen.“
       
       Welche „anderen Länder“ dies seien, sagte Sunak nicht, aber mehrere
       osteuropäische Länder hatten dies bereits befürwortet. Kampfjet-Lieferungen
       seien „nicht einfach“, sagte Sunak nach seinem Treffen mit Selenski.
       „Andere Länder sind beteiligt. Ich spreche mit deren Regierungschefs. Ich
       werde das in dieser Woche weiter verfolgen. Wir sind sehr darauf erpicht,
       diese Koalition zu bauen, um Wolodimir und seinem Volk die
       Luftunterstützung zu geben, die sie brauchen.“
       
       Vor dem Treffen hatte der britische Premierminister außerdem „Hunderte“
       weiterer Flugabwehrraketen und Drohnen aus Großbritannien für die Ukraine
       angekündigt, darunter Drohnen mit Reichweiten von über 200 Kilometern. Erst
       vergangene Woche hatte London als erste westliche Regierung
       Marschflugkörper mit einer Reichweite von 250 Kilometern an die Ukraine
       geliefert, die angeblich bereits im Einsatz sind. Dieses massive neue
       britische Hilfspaket folgt auf ein nicht minder massives aus Deutschland.
       
       ## Zusagen auch aus Polen
       
       Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte Selenski am Sonntagabend
       „Dutzende“ neue Panzerfahrzeuge und Schützenpanzer zu. An Kampfjets für die
       Ukraine will sich Frankreich aber offenbar ebenso wenig wie Deutschland
       beteiligen. Dies sei „verfrüht“, so der französische Präsident. Macron
       empfing Selenski zum Abendessen in Paris, wohin der ukrainische Präsident
       von Aachen aus nach Entgegennahme des Karlspreises am Sonntagnachmittag
       gereist war.
       
       Indessen kam in Polen der erste Teil einer 2019 vereinbarten Lieferung von
       US-Mehrfachraketenwerfern des Typs Himars mit einer Reichweite von etwa 300
       Kilometern an. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak sagte bei der
       Übergabe in Warschau, das System habe sich in der Ukraine bewährt. Durch
       die systematische Zerstörung russischer Militärinfrastruktur hinter der
       Front wurde damit Russland im vergangenen November zum Rückzug aus Cherson
       gezwungen.
       
       15 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/KyivPost/status/1658045749534380041
 (DIR) [2] https://www.gov.uk/government/news/pm-welcomes-president-zelenskyy-to-the-uk-ahead-of-anticipated-ukrainian-military-surge
 (DIR) [3] https://twitter.com/ZelenskyyUa/status/1657990871541751819
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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