# taz.de -- Ukrainerin bei den French Open: Inspirierende Auftritte
       
       > Die Ukrainerin Elina Svitolina steht im Viertelfinale der French Open.
       > Aber ihre sportliche Leistung ist nicht das einzige, was in Paris
       > beeindruckt.
       
 (IMG) Bild: Haut ordentlich drauf: Elina Svitolina in Aktion
       
       Die Franzosen sind in diesem Jahr mal wieder enttäuscht über ihre
       Tennis-Profis. Weder bei den Herren noch in der Damenkonkurrenz der French
       Open sind Spieler aus dem Land mit der langen Tennistradition nun
       vertreten. Der französische Tennisverband sah sich sogar gezwungen, eine
       Pressekonferenz einzuberufen und Erklärungen für das Desaster abzugeben.
       
       Wie gut, dass die Franzosen wenigstens noch Elina Svitolina haben. Die
       Ukrainerin ist so etwas wie die erste Nachrückerin in der Gunst des oftmals
       schwierigen Pariser Tennispublikums. Svitolina ist mit [1][Gael Monfils]
       verheiratet. Er ist hier so etwas wie ein Volksheld. Monfils war mal ein
       Top-Ten-Spieler. Der Franzose ist schon 36, er war lange verletzt und
       feierte in Paris ein viel umjubeltes Comeback, als er in einer legendären
       Night-Session Sebastián Báez aus Argentinien in fünf Sätzen besiegen
       konnte. Monfils konnte zur zweiten Runde wegen einer Verletzung nicht mehr
       antreten. Es war ein Drama für die Franzosen. Aber dafür spielt sich jetzt
       Monfils’ Ehefrau Runde für Runde ein Stück mehr in die Herzen der
       Zuschauer.
       
       Svitolina steht nun schon im Viertelfinale. Und das ist umso
       bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die 28-Jährige erst im vergangenen
       Oktober ein Baby auf die Welt gebracht hat. Svitolina war mal die Nummer 3
       der Weltrangliste. In das zweite Major-Turnier des Jahres ist sie auf
       Weltranglistenposition 192 gegangen.
       
       Mit ihrer famosen Form verblüfft sie in Paris gerade die Tenniswelt.
       Svitolina erklärt sie damit, die lange Phase der Schwangerschaft optimal
       für sich genutzt zu haben. Vor allem auch, um sich mental neu aufzuladen.
       „Es war eine großartige Zeit. Ich war weg vom Tennis, komplett weg von den
       ganzen Turnieren, Reisen und Gesprächen, die sich immer nur um den Sport
       gedreht haben“, sagte Svitolina nach ihrem Achtelfinalsieg über die Russin
       Daria Kasatkina.
       
       ## „Noch nie so motiviert“
       
       Ihr Geist habe sich „ausgeruht“ und sie sei „irgendwie erfrischt“ aus
       dieser so besonderen Zeit ihres Lebens herausgekommen. Als sie im Januar
       wieder mit dem Training begann, sei sie „vielleicht noch nie so motiviert
       gewesen“. Es gibt nicht so viele Mütter auf der Tennistour. [2][Die
       Deutsche Tatjana Maria hat sogar zwei Kinder.] Svitolina will sich auf
       ihrem Weg auch an ihr orientieren. „Tatjana ist zurückgekommen nach der
       Geburt von zwei Kindern. Das ist sehr inspirierend“, sagte die 28-Jährige.
       
       Bei den French Open spielt Svitolina am Dienstag gegen Aryna Sabalenka. Die
       Nummer 2 der Weltrangliste ist favorisiert. Das Duell hat sportlich großen
       Reiz, es hat aber auch eine große politische Note.
       
       Sabalenka ist Belarussin, sie meidet die öffentlichen Medienrunden aus
       Furcht vor neuen Fragen zu ihrer persönlichen Haltung zum russischen
       Angriffskrieg gegen die Ukraine. Als Sabalenka nach ihrem ersten Match
       damit in der Pressekonferenz konfrontiert wurde, führte das zu einem Eklat.
       Die Belarussin verweigerte die Antwort. Als die ukrainische Reporterin
       nachlegen wollte, wurde ihr von einer Offiziellen das Mikrofon abgenommen.
       Jetzt schweigt Sabalenka lieber.
       
       Dafür spricht Svitolina. Die Ukrainerin ist eine der bekanntesten
       Sportlerinnen ihres Landes. [3][In Paris ist sie so etwas wie die
       Anführerin aller Spielerinnen und Spieler aus der Ukraine.] Das Match gegen
       Sabalenka ist ihr drittes Match hintereinander gegen einen Profi aus
       Russland oder Belarus. Sie wird auch Sabalenka nach dem Spiel vorn am Netz
       nicht die Hand schütteln.
       
       Zu Beginn der French Open wurde sie gefragt, warum sie diese Geste
       verweigere. Die Antwort hat sich bei allen Anwesenden eingebrannt. „Ich bin
       Ukrainerin. Ich stehe für mein Land ein und tue mein Möglichstes dafür, um
       die Männer und Frauen, die jetzt an vorderster Front stehen und für unser
       Land kämpfen, zu unterstützen“, sagte Svitolina.
       
       Dann kam die entscheidende Rückfrage von ihr: „Können Sie sich also
       vorstellen, dass der Mann oder das Mädchen, das gerade an vorderster Front
       steht, mich ansieht und ich mich so benehme, als ob nichts passiert wäre?“
       
       Sie habe eine Stimme. Und sie habe eine klare Position in diesem Krieg,
       sagte Svitolina. Ihren Gegnerinnen aus Russland und Belarus nicht die Hände
       zu schütteln, sei „ihr kleiner Beitrag“. Die Klarheit von Svitolina, dem
       neuen Publikumsliebling im Stade de Roland Garros, tut dem
       Grand-Slam-Turnier gut. Sabalenka wird es gegen sie nicht leicht haben. In
       doppelter Hinsicht.
       
       5 Jun 2023
       
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