# taz.de -- Mein Sohn und sein neuer Job: Das Demo-Business
       
       > Mein kommunistischer Sohn Mehmet hat ein neues Geschäftsmodell entdeckt:
       > Er mischt Nazis auf und verdient gut dabei.
       
 (IMG) Bild: Sponsor gesucht: Friedensarbeit im niedersächsischen Laatzen im September 2022
       
       Mit meinem kommunistischen Sohn Mehmet gehe ich wie immer am Anfang des
       Monats zur Bank, um den ganzen Stapel mit Strafzetteln zu bezahlen, die
       sich dank seiner sehr eigenwilligen Fahrweise binnen vier Wochen wieder
       angesammelt haben. Zu schnell gefahren, bei Rot gefahren und jede Menge
       Parksünden.
       
       „Und alle wundern sich, warum ich immer noch [1][einen uralten 68er
       Ford-Transit fahre]. Wie kann ich denn so Geld sparen?“, jammere ich mit
       einer deutlichen Kritik in der Stimme.
       
       Wer versteht – der versteht!
       
       Da sieht Mehmet ein Plakat an der Wand mit der Ankündigung des
       „Liederabends für den globalen Frieden“, der von der Bank gesponsert wird.
       Mindestens 30 weitere stolze Geldgeber stehen noch auf dem Plakat.
       
       „Das ist die Idee! Das mache ich auch“, springt Mehmet plötzlich begeistert
       hoch, als hätte er gerade die Druckmaschine entdeckt.
       
       „Du willst auch Lieder für den globalen Frieden singen? Diese künstlerische
       Ader von dir war mir bis jetzt noch nie aufgefallen,“ sage ich ironisch.
       
       „Ich lass mich für meine etlichen globalen Friedensaktivitäten auch
       sponsern“, brüllt er überschwänglich, als hätte er soeben persönlich den
       Dreißigjährigen Krieg beendet.
       
       „Super Idee. Ich bin es wirklich leid, deine dämlichen Strafzettel seit
       Jahren ganz alleine abzustottern. Ein paar Sponsoren an meiner Seite könnte
       ich gut gebrauchen. Die Frage ist nur: Wer ist noch so blöd?“
       
       „Vater, wer redet denn von dir? Die sollen mich sponsern. Das ist eine
       richtige Marktlücke im hart erkämpften Demo-Business“, sagt er mit
       glänzenden Augen, in Erwartung eines kräftigen Geldregens.
       
       „Mehmet, du kannst doch nichts anderes als bei Demonstrationen die
       Schaufensterscheiben von Großbanken einzuschmeißen oder vor den Wahlen die
       Werbeplakate der [2][AfD] abzureißen. Aber komm bloß nicht auf die Idee,
       teure Kunstwerke mit Farbe zu bewerfen oder dich an teure Autos
       festzukleben“, warne ich ihn.
       
       „Meine Demos sind auch globale Friedensaktivitäten“, grinst er wie ein
       Honigkuchenpferd.
       
       Als Mehmet ein paar Wochen später wieder aufbricht, um eine rechtsradikale
       Demo aufzumischen, stellt er mir stolz einige seiner Sponsoren vor.
       
       „Diesen Backstein, mit dem ich die Frontscheibe der Fascho-Partei
       zertrümmern werde, erwarb ich durch die finanzielle Hilfe der Glaserei
       ‚Wenn Fenster, dann Freddy‘. Hier auf dem Stein ist das Logo der Firma
       deutlich zu sehen. Und diesen stabilen Schlagstock verdanke ich, wie du
       hier am Griff lesen kannst, der freundlichen Unterstützung der
       Orthopädischen Praxis ‚Schädelbrüche sind unsere Sache. Knochenhauer und
       Sohn.‘“
       
       Mit Tränen in den Augen umarme ich meinen genialen, geschäftstüchtigen
       Sohn:
       
       „Mehmet, zum ersten Mal wird deine [3][Arbeit] gebührend entlohnt, mein
       Sohn. Ich bin so was von stolz auf dich.“
       
       10 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verfolgungsjagd-auf-Corona/!5831833
 (DIR) [2] /Alternative-fuer-Deutschland-AfD/!t5495296
 (DIR) [3] /Oeko/Arbeit/!p4629/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Osman Engin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Alles getürkt
 (DIR) Soziales Engagement
 (DIR) Protest
 (DIR) Sponsoring
 (DIR) Linke Szene
 (DIR) Kolumne Alles getürkt
 (DIR) Schächten
 (DIR) Kolumne Alles getürkt
 (DIR) Kolumne Alles getürkt
 (DIR) Kolumne Alles getürkt
 (DIR) Kolumne Alles getürkt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Skinheads im Dönerladen: Das sich selbst lösende Problem
       
       Unterwegs in Sachsen traf ich zwei Nazis im Dönerladen. Fast hätte ich
       ihnen ein Bier über die Glatze geschüttet. Aber dann kam alles anders.
       
 (DIR) Unser Opferfest am Rande der Stadt: Der Schweine-Deal
       
       Die Organisation unseres Opferfestes habe ich diesmal meinem
       kommunistischen Sohn Mehmet überlassen. Das hätte ich nicht tun dürfen.
       
 (DIR) Hilfe bei der Steuererklärung: Der Selbstanzeige-Trick
       
       Steuererklärung leicht gemacht: Wie ich kürzlich ganz legal 1.200 Euro
       Honorar für den Steuerberater gespart habe.
       
 (DIR) Viel Geld verdienen mit Schreiben: Die Bestseller-Formel
       
       Reich werden durch ein Buch, das wäre schön. Warum ich einmal keinen
       Bestseller schrieb und stattdessen den Müll runterbrachte.
       
 (DIR) Wahlen hier und in der Türkei: Die Zombie-Wähler
       
       Hierzuland darf jeder wählen gehen, wenn er alt genug und kein Migrant ist.
       In der Türkei läuft das anders: Dort wählen auch tote Migranten mehrfach.
       
 (DIR) Meine Tochter, die Schule und der Regen: Ein Tag zum Vergessen
       
       Immer muss ich meine Tochter zur Schule bringen. Außerdem vergesse ich
       ständig etwas. Und dann war da auch noch dieser Regen.