# taz.de -- Cannabiskonsum bei Berliner Jugendlichen: Fast jeder Dritte kifft
       
       > Eine repräsentative Studie untersucht den Cannabis-Konsum unter jungen
       > Erwachsenen. Während der Pandemie kifften viele Befragte deutlich mehr.
       
 (IMG) Bild: Legalisierungs und Prävention schließen sich nicht aus: Aktivist:innen am „Kiffertag“, dem 20. April
       
       Wie viel kiffen junge Berliner*innen wirklich? Eine Antwort auf diese
       Frage liefert eine Studie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und
       Drogenforschung Hamburg. „Ziel der Studie war es, Zahlen zu liefern, mit
       denen die Politik etwas anfangen kann, vor allem jetzt in der
       Übergangsphase hin zur Legalisierung“, erklärt Jens Kalke, einer der beiden
       Autoren, bei der Vorstellung der Studie am Montag. Die Studie verweist auch
       auf weit verbreiteten „[1][riskanten Gebrauch“] und mangelndes Wissen über
       die Droge.
       
       Das Institut befragte im Herbst letzten Jahres 2.410 Berliner:innen im
       Alter zwischen 16 und 27 Jahren. 44 Prozent der interviewten Personen gaben
       an, schon mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis probiert zu haben. 29
       Prozent sagten, sie haben im vergangenen Jahr konsumiert. Zum Vergleich: in
       einer Umfrage für ganz Deutschland ist diese Zahl mit 25 Prozent ein wenig
       niedriger.
       
       Auch die Coronapandemie hat sich laut der Studie auf den Cannabis-Konsum in
       Berlin ausgewirkt. 38 Prozent der Befragten sagten, sie hätten [2][während
       der Pandemie] mehr geraucht. Dieselben Personen sagten auch, sie hätten
       sich während der Pandemie sehr belastet gefühlt – privat, durch Druck in
       der Schule oder im Beruf oder durch ihre körperliche oder psychische
       Gesundheit.
       
       Laut der Studie haben 45 Prozent der befragten Konsument*innen ein
       riskantes Konsumverhalten. Diese Zahl ist tendenziell aber eher zu hoch, da
       sie mit einem kurzen Screening-Test erhoben wurde, der darauf ausgelegt
       ist, potentiell suchtgefährdete Personen zu identifizieren.
       
       ## Was ist riskanter Konsum?
       
       Wer Fragen wie „Haben Sie schon einmal Cannabis am Vormittag geraucht?“
       oder „Haben Sie schon einmal erfolglos versucht, Ihren Konsum zu
       reduzieren?“ mit Ja beantwortet, fällt dabei schon in die Kategorie, auch
       wenn der Konsum im Alltag nicht zu Problemen führt.
       
       Die Studienautoren empfehlen für die Suchtprävention bessere Aufklärung,
       denn die Studie verweist auf mangelndes Wissen unter den Konsument:innen.
       18 Prozent der Befragten waren zum Beispiel der Meinung, dass der Konsum
       für Jugendliche und für Erwachsene gleich gefährlich sei. Außerdem
       empfehlen sie spezielle Angebote, die Jugendliche unterstützen, wenn sie
       bereits Probleme mit ihrem Cannabis-Konsum haben.
       
       Suchtprävention zum festen Bestandteil der Berliner Lehrpläne zu machen,
       darauf will sich SPD-Gesundheitssenatorin Ina Czyborra nicht festlegen.
       Auch welche politischen Konsequenzen die Zahlen der Umfrage haben, die ihr
       Senat mit 100.000 Euro finanziert hat, die lässt die Senatorin offen. „Wir
       wissen heute noch nicht, wie sich die Legalisierung von Cannabis für
       Erwachsene auch auf Jugendliche auswirkt.“ Immerhin hofft sie, dass die
       Studie Verhandlungsgewicht sein könnte, um im Haushalt der Stadt mehr
       Gelder für Suchtprävention zu erkämpfen.
       
       Jens Kalke gibt zu bedenken, dass die Zahlen der Studie unter der Strategie
       zustande gekommen sind, Cannabis zu kriminalisieren. Mit [3][der
       Legalisierung] müsse sich nun auch die Politik fragen, ob es nicht andere
       und effektivere Möglichkeiten gäbe, den Konsum zu reduzieren – ohne die
       Konsument*innen zu kriminalisieren.
       
       20 Jun 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luise Mösle
       
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