# taz.de -- Turbulenzen bei Siemens Energy: Der Wind ist raus
       
       > Der Energietechnikhersteller Siemens Energy stürzt wegen der
       > Windturbinen-Tochter Gamesa an der Börse ab. Das hat vor allem zwei
       > Gründe.
       
 (IMG) Bild: Bauteile für Windanlagen im Freilager der Siemens-Tochter Gamesa in Cuxhafen
       
       MADRID taz | Siemens Energy hat am Freitagfrüh an der Börse rund ein
       Drittel seines Wertes verloren. Das entspricht 6,3 Milliarden Euro. Auch
       die Siemens AG selbst verlor drei Prozent. Der Grund für den Crash: Das für
       [1][Energie zuständige Tochterunternehmen der Münchner Siemens AG] musste
       seine Gewinnprognosen für 2023 stark nach unten korrigieren. Schuld daran
       sind seit Monaten immer wieder auftretende Defekte an Windturbinen der
       einst spanischen [2][Gamesa], die 2017 mit Siemens Wind Power fusionierte.
       
       „Der Rückschlag ist heftiger, als ich es für möglich gehalten hätte“, sagte
       Siemens-Energy-Chef Christian Bruch am Freitag in einem Analysten-Call.
       Erst vor zehn Tagen hatte Siemens Energy auch die letzten Anteile an
       Siemens Gamesa von Minderheitsaktionären aufgekauft.
       
       Bereits am Donnerstagabend hatte Siemens Energy eine [3][Börsenmitteilung]
       veröffentlicht, die vor „deutlich erhöhten Ausfallraten bei
       Windturbinen-Komponenten“ von Siemens Gamesa warnte. Zur Behebung der
       Probleme bei Windanlagen würden „wesentlich höhere Kosten anfallen als
       bisher angenommen“.
       
       Es sei auch nicht gelungen, die Produktivität zu verbessern, beim Bau von
       Offshore-Anlagen komme es ebenfalls zu Schwierigkeiten. Die Rede ist auch
       von Verzögerungen beim Bau neuer Produktionsstätten. Die erst im Mai
       gesenkte Gewinnprognose wurde zurückgezogen – sie hatte für das laufende
       Jahr ohnehin schon Hunderte Millionen Verlust vorhergesehen.
       
       ## Jede Menge teurer Baustellen
       
       Dabei galt Gamesa bei Gründung und Börsengang von Energy im Jahr 2020
       eigentlich als der zukunftsträchtige Teil des Konzerns, der auch ein großes
       Geschäftsfeld mit konventioneller Kraftwerkstechnik hat. Nun gibt es jede
       Menge teurer Baustellen. Die Kosten aus möglichen Garantieansprüchen wegen
       defekter Windturbinen liegen laut Siemens Energy bei einer Milliarde Euro.
       Bereits im Januar hatte Gamesa eine knappe halbe Milliarde Euro für
       Garantie- und Wartungskosten zurückgestellt.
       
       Siemens-Gamesa-Chef Jochen Eickholt musste zugeben, dass es wohl nicht nur
       um Qualitätsprobleme, sondern auch um Designfehler bei den Turbinen geht.
       Eickholt verzichtete auf nähere Angaben und verwies auf die Vorstellung der
       Quartalsergebnisse am kommenden 7. August. Dort werde es weitere
       Einzelheiten geben. All dies beruhigte die Anleger nicht. Ganz im
       Gegenteil: Panikverkäufe bestimmten das Geschehen an den Börsen.
       
       Siemens Gamesa stellt Windkraftanlagen für Land und See her und gehört zu
       den größten Anbietern weltweit. Das Unternehmen schreibt allerdings schon
       länger rote Zahlen. Der Konkurrenzdruck durch chinesische Hersteller ist
       enorm. In der Pandemie gingen die Aufträge zurück, die Preise der
       Zulieferer stiegen. Teile wurden knapp. Zuletzt hatte Siemens Gamesa den
       Verkauf von acht Fabriken in Spanien angekündigt.
       
       ## Einst Montagefirma für dänischen Hersteller Vestas
       
       Das im Baskenland ansässige Unternehmen Gamesa wurde in den Jahren des
       Booms der Erneuerbaren Energien im Spanien der späten 1990er und frühen
       2000er Jahre zu einem der führenden Unternehmen weltweit. Es entstand als
       reine Montagefirma für Windturbinen des dänischen Herstellers Vestas. Diese
       Lizenzgeneratoren waren anfänglich nur für die Märkte in Spanien,
       Lateinamerika und Nordafrika bestimmt. 2001 verkauft Vestas seine 40
       Prozent an Gamesa an Mehrheitsaktionäre.
       
       Gamesa wurde dann zum eigenständigen Unternehmen und lieferte fortan an
       alle Märkte. Die Technik einiger Turbinen ging ebenfalls an Gamesa über.
       Doch die Basken entwickelten auch eigene Windgeneratoren wie eine
       6-Megawatt-Turbine für die Offshore-Installation. Nach der Fusion mit
       Siemens brachte das Unternehmen gar eine 10-Megawatt-Turbine auf den Markt.
       
       23 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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