# taz.de -- Proviant einsacken am Hotel-Buffet: Das Milchflaschen-Debakel
       
       > Meine Frau und ich wollten uns am Frühstücksbuffet des Hotels mit ein
       > bisschen Proviant für den Tag eindecken. Fast wäre es gut gegangen.
       
 (IMG) Bild: Steht da nicht auch die Verpflegung für den Rest des Tages? Hotelbuffet in Berlin
       
       Wenn wir in Hotels übernachten, nehmen wir nichts mit. Manchmal ein
       Handtuch, manchmal einen Bademantel, manchmal eine Decke, manchmal eine
       Glühbirne, manchmal eine Fernbedienung – mehr nicht. Aber ein belegtes
       Brötchen, das muss sein. Genauer gesagt, immer sechs belegte Brötchen als
       Proviant für den langen Tag. Drei für mich, drei für meine Frau Eminanim.
       Meine Frau und ich teilen uns die Schmiere-Arbeit selbstverständlich immer
       auf. Ich sitze Schmiere und Eminanim schmiert die Brötchen.
       
       Nachdem wir heute Morgen im Frühstücksraum ausgiebig gefrühstückt haben,
       flüstere ich meiner Frau zu:
       
       „Eminanim, keine Angst, alle sind mit sich selbst beschäftigt. Du kannst in
       Ruhe arbeiten. Ich möchte meine Brötchen mit viel [1][Käse], [2][Marmelade]
       und [3][Honig] haben.“
       
       „Osman, deine Brötchen habe ich bereits gemacht. Für mich musst du noch
       drei Scheiben Hühneraufschnitt holen“, flüstert sie zurück.
       
       Ich muss zugeben, dass während des Schmierens unsere Nerven völlig blank
       liegen. Niemand will wegen eines Brötchens vor allen Leuten als Dieb
       dastehen.
       
       Ein paar Minuten später sind die sechs Brötchen fertig und zusammen mit dem
       ganzen Obst in der eigens dafür mitgebrachten Handtasche Eminanims
       deponiert.
       
       „Osman, schau doch, unter dem Müslitisch stehen jede Menge Milchflaschen.
       Nimm auch zwei Flaschen [4][Milch] mit. Aber meine Handtasche ist bereits
       voll“, murmelt Eminanim mit glänzenden Augen.
       
       ## Lockeren Schrittes gehen wir an der Rezeption vorbei
       
       „Kein Problem, die beiden Flaschen passen locker in meine Innentaschen“,
       lächele ich souverän.
       
       Gut gelaunt stehen wir auf und wie beiläufig bücke ich mich unter den
       Müslitisch und schnappe zwei Flaschen Milch und stecke sie blitzschnell in
       die Innentaschen meiner Jacke. Mit dem Flaschenhals nach unten, weil der
       Boden der Flaschen zu breit für meine Jackentaschen ist.
       
       „Osman, jetzt hast du im Hemd mehr als ich. Nicht mal während des Stillens
       hatte ich zwei Liter Milch auf einmal“, lacht Eminanim.
       
       „Geschlechtergleichheit. Wenn Gendern, dann richtig“, grinse ich.
       
       Als wir lockeren Schrittes ganz cool an der Rezeption vorbeigehen, macht es
       genau in dem Moment ‚plop-plop‘ und zwei Liter Milch ergießen sich wie ein
       Wasserfall über meine Jacke, meine Hose, meine Schuhe und von da auf den
       teuren, roten Teppichboden. Ich weiß nicht, was ich machen soll, und bleibe
       mit hochrotem Kopf wie angewurzelt stehen.
       
       Eminanim reißt aus ihrer Tasche panisch ein paar Servietten, um den
       versauten Teppichboden zu reinigen. Dabei springen mehrere Brötchen raus.
       Zur Abwechslung belegen jetzt unzählige Käse- und Hühneraufschnitte den
       Boden.
       
       „Hoppla, wo kommen denn plötzlich die ganzen Brötchen her?“, stottert
       Eminanim mit hochrotem Kopf. Ich bin nicht mal in der Lage so einen
       Schwachsinn rauszubringen.
       
       Ich laufe einfach davon … verfolgt von einer langen weißen Spur!
       
       23 Jul 2023
       
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