# taz.de -- WM-Spiel Niederlande gegen Südafrika: Wackeliger Favoritensieg
       
       > Die Niederlande setzen sich im Achteffinale dank ihrer Torfrau gegen
       > Südafrika durch. Das liefert Argumente für eine WM im eigenen Land.
       
 (IMG) Bild: Im Glück: Lieke Martens und Torschützin Lineth Beerensteyn (l.) nach dem 2:0
       
       SIDNEY taz | Es sah nach einem fröhlichen Sonntagsspaziergang aus, den
       Andries Jonker zur Mittagszeit im Moore Park hinlegte. Als hätte er gerade
       irgendwo in einem der Hipstercafés der Oxford Street nebenan gefrühstückt
       und müsse sich noch mal die Beine vertreten, schlenderte der Trainer der
       niederländischen Nationalelf über den Rasen des Sydney Football Stadium.
       Immer mal wieder hält er inne, um irgendjemanden in den Arm zu nehmen. Der
       Favorit Niederlande hatte sich mit einem 2:0 gegen Außenseiter Südafrika im
       WM-Achtelfinale durchgesetzt, was bei diesem Turnier ja nicht
       selbstverständlich ist.
       
       [1][Der ehemalige Bundesligacoach des FC Bayern und VfL Wolfsburg] gab
       später zu, dass ihn [2][das Ausscheiden Deutschlands] und Brasiliens noch
       ein bisschen wachsamer gemacht habe. „Ich hätte es nie geglaubt, und ich
       habe es auch nicht erwartet“, sagte der 60-Jährige. Wobei Jonker zu
       Deutschland mal anmerken wollte, dass seine beiden Ex-Vereine bei den
       Frauen europäische Topvereine seien und auch der deutsche Frauenfußball für
       ihn „gesund“ aussehe, nur: „Man kann nicht immer gewinnen.“
       
       Die „Oranje Leuwinnen“ haben unter seiner Regie bei diesem Turnier noch
       nicht verloren, was Jonker vor dem Viertelfinale gegen Spanien (Freitag 3
       Uhr, ARD) im neuseeländischen Wellington zu der Ansage veranlasste: „Wir
       haben die Qualität, Südafrika, aber auch Spanien zu schlagen.“ Seiner dann
       gesperrten Leistungsträgerin Danielle van de Donk versprach er
       selbstbewusst einen Einsatz im nächsten Spiel – was das Halbfinale wäre.
       
       Sein erstes K.o.-Duell hatte australischer Zeit zwölf Uhr begonnen, weil
       der Spielplan an den Wünschen des nordamerikanischen TV-Marktes
       ausgerichtet worden war. Da hatte man noch mit den USA als Gruppenerster
       kalkuliert. Dass in der Weltmetropole Sydney nun bloß der Vizeweltmeister
       spielte, machte den immerhin 40.233 Zuschauern wenig aus. Die meisten
       fühlten sich gut unterhalten, nur Jonker drosselte seine Emotionen. „Es ist
       mein Job, alles in Ruhe zu analysieren, aber einmal habe ich meine Hände ja
       aus den Taschen genommen und bin auch hochgesprungen.“
       
       ## Überragende Torfrau
       
       Das passierte beim 2:0 von Lineth Beerenstyn (68.), als die ehemalige
       Angreiferin vom FC Bayern von einem kapitalen Fangfehler der
       südafrikanischen Torhüterin Caylin Swart profitierte, die nach ihrem
       Fauxpas den Boden mit ihren Fäusten malträtierte. Ihr Gegenüber war besser
       drauf. Die überragende Daphne van Domselaar hat sich mit 23 Jahren bereits
       als eine der besten WM-Torhüterinnen hervorgetan und wurde mit als
       „Spielerin des Spiels“ ausgezeichnet.
       
       „Sie hat sich toll entwickelt“, lobte Jonker, dessen Ensemble trotz der
       frühen Führung der bis Sommer für den VfL Wolfsburg spielenden Jill Roord
       (9.) bedenklich wackelte. Vor allem die südafrikanische Klassestürmerin
       Thembi Kgatlana war ein permanenter Unruheherd, der für ihr Tempo, ihrer
       Technik und ihren Tatendrang ein Treffer zu gönnen gewesen wäre. [3][Ihre
       Trainerín Desiree Ellis] will jetzt alle Kraft beim Verband einbringen,
       dass die Fifa-Prämie von 60.000 Dollar für den Achtelfinaleinzug wirklich
       bei den Akteuren ankommt: „Die haben es zu 100 Prozent verdient.“
       
       Zu Hause seien viele Menschen früh aufgestanden, erzählte Ellis mit
       leuchtenden Augen, um „Banyana Banyana“ beizustehen. Die 60-Jährige nahm in
       der Pressekonferenz die eigene Regierung und die heimischen Sponsoren in
       die Pflicht, dafür zu sorgen, dass am Kap eine professionelle Frauen-Liga
       entsteht. „Es kann nicht sein, dass unsere Nationalspielerinnen noch von 9
       bis 17 Uhr arbeiten müssen.“
       
       Für sie steht fest, dass ihr Team „in vier Jahren noch besser“ ist. Ihr
       Land würde gern die WM 2027 ausrichten und gilt in Fifa-Kreisen fast als
       aussichtreicherer Kandidat als etwa die Dreifachbewerbung aus Deutschland,
       Niederlande und Belgien. Auch deshalb war der ansehnliche
       Achtelfinalauftritt der Südafrikanerinnen wichtig.
       
       6 Aug 2023
       
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