# taz.de -- Die Wahrheit: Woke Wiesn
       
       > Lebenslänglich Bayer: Vor dem Oktoberfest geht es hoch her in der
       > Münchner Politik. Heißestes Thema ist der Heizpilz. Gefolgt von der
       > Puffmama Layla.
       
       Die Münchner CSU hat einen neuen Gleichstellungsbeauftragten. Ganz oben
       angesiedelt ist der Aufgabenbereich. Der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat,
       Manuel Pretzl höchstselbst, kümmert sich darum. Seine Forderung hat es in
       sich: „Gleiche Bedingungen für die Verwendung von Heizstrahlern.“ Es geht,
       gut einen Monat vor dem Anstich des ersten Fasses, wie kann es anders sein
       in München, um das Oktoberfest. Den Wiesnwirten ist es gestattet, „zur
       Entlastung der Zelte“, wie es heißt, Heizstrahler auf den Schankflächen vor
       den Bierhallen aufzustellen.
       
       Ungerecht finden das die Gastronomen in der Innenstadt, wo seit den
       ausgefallenen Corona-Oktoberfesten der frühherbstliche Trachtenfasching mit
       einer sogenannten Wirtshauswiesn dezentral gefeiert werden kann. Die dürfen
       keine Heizpilze aufstellen. Sie sollen keine Energie zum Aufheizen von
       Freischankflächen verschwenden. Damit das im Sinne der Gleichstellung noch
       rechtzeitig vor Wiesnbeginn am 16. September geändert werden kann, befasst
       sich der Feriensenat des Münchner Stadtrats am 23. August mit dieser
       dringlichen Angelegenheit.
       
       Schon länger entschieden wurde über ein Sexismus-Verbot auf dem
       Oktoberfest. Das wurde ohne Diskussion vom Stadtrat durchgewinkt. Demnach
       sind fürderhin auf der Wiesn nicht nur „rassistische, fremdenfeindliche,
       LGBTIQ*-feindliche, gewaltverherrlichende oder rechts- bzw.
       linksextremistische Parolen“ verboten, sondern eben auch sexistische. Das
       passt einem Stadtrat gar nicht in den Kram.
       
       Richard Progl von der Bayernpartei – ja, die gibt es tatsächlich noch –
       findet es „völlig sinnlos, da überall linksgrüne Gesinnungskontrolle
       einzubauen“, und spricht in diesem Zusammenhang von „Gender-Zwang“, was
       vielleicht außer ihm niemand so richtig versteht. Wahrscheinlich ist er
       auch sauer, dass das Bild an der Wurfbude „Crazy Alm“, auf dem ein
       Schwarzer zu sehen ist, wie der das Dirndl einer jungen Frau hochhebt, um
       freien Blick auf deren Allerwertesten zu haben, nicht mehr zu sehen sein
       wird. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte da sogar geunkt, die Wiesn
       könne zum [1][Woketoberfest] werden.
       
       Dabei ist es ganz so arg nun wirklich nicht. Vom neuen Sexismus-Verbot sind
       schließlich nur sexistische Parolen betroffen. Darauf hat inzwischen auch
       der Heizpilzgleichstellungsbeauftragte Pretzl hingewiesen: „Kein Mensch
       muss Angst haben, dass er Lieder nicht mehr singen darf.“ Ein großes
       Aufatmen ist da durch die Stadt gegangen, weil nun sichergestellt ist, dass
       der urbayerische Ballermannhit von der Puffmama Layla weiterhin auf dem
       Oktoberfest gesungen werden darf.
       
       Auch Wiesn-Stadträtin – ja, das gibt es wirklich – Anja Berger von der
       Erlaubnispartei Die Grünen hat das bestätigt. Ein Verbot, das wäre ja noch
       schöner! Ist doch das Lied der beiden Volksmusikanten Schürze und Robin so
       etwas wie der neue bayerische Defiliermarsch geworden, zu dem der
       Ministerpräsident auch schon mal ins Bierzelt eingezogen ist. Na dann,
       Prost!
       
       18 Aug 2023
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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