# taz.de -- Fortschritte im Sport: Kick it not like Beckham
       
       > Wer einen Blockbuster von 2001 heute sieht, erkennt: Professionalisierung
       > hat dem Fußball der Frauen genutzt. Es wird Zeit für neue Vorbilder.
       
 (IMG) Bild: Kick of Cultures: Szene aus „Kick It Like Beckham“ mit Keira Knightley und Parminder K. Nagra
       
       Ich gehöre zu den altmodischen Menschen, die statt zu streamen noch ins
       Fernsehprogramm gucken, um zu entscheiden, ob und wann sie einschalten.
       Generation „Tagesschau“ sozusagen.
       
       Das hat nicht nur Nachteile. Zum Beispiel weiß ich Themenabende zu
       schätzen. Jüngst hat Arte nicht nur spätabends etwas über Rodeo betreibende
       Mädchen im Programm gehabt, sondern auch einen Film, den ich vor etwa 20
       Jahren sehr gemocht habe: [1][„Kick It Like Beckham“] mit der jungen Keira
       Knightley.
       
       Sehr kurz [2][zusammengefasst]: Zwei englische Mädchen spielen gern Fußball
       und bewundern David Beckham, der damals noch eine richtige Größe war. Das
       eine Mädchen muss gegen Widerstände ihrer versnobten Middle-Class-Familie
       kämpfen, das andere gegen die kulturellen Vorurteile einer
       Zuwandererfamilie aus Indien. Die Mädchen sind talentiert, ihren Trainer
       himmeln beide an.
       
       Beim nochmaligen Gucken glaubte ich, zu viele Klischees zu erkennen: die
       englische Mutter, die sich küssende Mädchen nicht ertragen kann, aber als
       Zeichen ihrer neuen Offenheit mit dem Salzstreuer die Abseitsregel erklärt
       bekommt. Die indische Mutter, die gar nicht weiß, dass es so etwas wie
       Fußball gibt. Der schwule Cousin, der genauso viel Schiss hat, sich zu
       outen wie das Mädchen, das gern Fußball spielt und das sich selbst trotz
       seiner Beckham-Verehrung nicht vorstellen kann, dass auch sie mit Fußball
       Geld verdienen könnte. Und dann noch der ominöse mit Sonnenbrille und
       Basecap anonym auftretende Scout aus dem reichen Amerika, der für die
       US-Profiliga Spielerinnen sichtet.
       
       ## Stars und Professionalisierung
       
       Vermutlich waren das auch schon vor 20 Jahren Klischees, die ich 2001 bloß
       nicht erkannt habe. Beispielsweise war schon damals die sehr europäische
       Vermutung, dass [3][Fußball und Indien] getrennte Welten seien, Unfug.
       
       Und doch: „Kick It Like Beckham“ heute noch einmal zu sehen, gibt Auskunft
       darüber, wie sich das Standing des Frauenfußballs verbessert hat, ja, mehr
       noch: welch grundlegende Veränderungen geschehen sind.
       
       Da ist zunächst die Professionalisierung: Mädchen, die heute in England,
       Deutschland oder vergleichbaren Gesellschaften kicken, haben die Option,
       dies, zumindest temporär, zu ihrem Beruf zu machen. Das Gender Pay Gap ist
       ein Skandal, und dennoch gibt es immerhin mittlerweile nicht mehr nur in
       den USA für junge Frauen die Chance, vom Fußball zu leben.
       
       Da sind des Weiteren die Stars: Trotz des Hypes um männliche Fußballheroen,
       die irgendwann ziemlich unheroisch in Saudi-Arabien Verträge unterzeichnen,
       gibt es mittlerweile auch im Frauenfußball Role Models, die auf Postern zu
       sehen sind, die in Kinderzimmern hängen.
       
       In „Kick It Like Beckham“ trat auch [4][Mia Hamm] auf. Die war – neben
       Marta – der erste Superstar des modernen Frauenfußballs, aber eine tragende
       Rolle als großes Vorbild für die Mädchen hatte sie im Film nicht. Damals
       gab es nur diesen Beckham. Und so wie der müssen Mädchen gar nicht mehr
       kicken.
       
       18 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.arte.tv/de/videos/042654-000-A/kick-it-like-beckham/
 (DIR) [2] /Junge-Knochen-im-Training/!1086023/
 (DIR) [3] /Wie-Indien-Fussballmacht-werden-will/!5905131
 (DIR) [4] /!1379214/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Krauss
       
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