# taz.de -- Weitere Anklage gegen Donald Trump: Verschwörung gegen den Staat
       
       > Nun wird Ex-US-Präsident Donald Trump auch wegen des Versuchs angeklagt,
       > das Wahlergebnis von 2020 zu kippen. Wieder kandidieren kann er trotzdem.
       
 (IMG) Bild: Für den ehemaligen US-Präsidenten ist es bereits die dritte Anklage in diesem Jahr
       
       WASHINGTON taz | Der frühere US-Präsident Donald Trump muss sich einer
       weiteren Anklage stellen. Wie das Justizministerium am Dienstag bekannt
       gab, hat sich eine Grand Jury in Washington dazu entschlossen, den
       Ex-Präsidenten für seinen Versuch, das Wahlergebnis im Jahr 2020 zu kippen
       und eine friedliche Machtübergabe zu verhindern, in vier Punkten
       anzuklagen.
       
       „Der [1][Sturm auf das Kapitol] am 6. Januar 2021 war ein beispielloser
       Angriff auf den Sitz der amerikanischen Demokratie. Wie in der
       Anklageschrift beschrieben wird, waren es Lügen, die dazu beigetragen haben
       – es waren die Lügen des Angeklagten, der damit versuchte, eine
       fundamentale Funktion der US-Regierung, nämlich das Einsammeln, Zählen und
       Zertifizieren einer Präsidentschaftswahl, zu verhindern“, sagte
       Sonderermittler Jack Smith in einer Ansprache, nachdem die [2][Anklage]
       veröffentlicht wurde.
       
       Trump und sechs weiteren Mitangeklagten wird vorgeworfen, Teil einer
       illegalen Verschwörung gewesen zu sein, die versuchte, die USA mithilfe
       unlauterer Mittel zu betrügen; die Zertifizierung des Wahlergebnisses zu
       verhindern; die Arbeit des Kongresses am 6. Januar 2021 zu behindern; und
       das Recht auf Wahl- und Stimmenauszählung zu untergraben. Bei einer
       Verurteilung könnten Trump 20 Jahre Haft drohen.
       
       Für den Ex-Präsidenten und aktuellen Favoriten auf die erneute Nominierung
       der republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahlen im kommenden
       Jahr ist es bereits die dritte Anklage in diesem Jahr.
       
       ## Über zwei Jahre Ermittlungen bis zur Anklage
       
       Noch bevor die Anklageschrift veröffentlicht wurde, bezeichnete Trump diese
       als eine politisch motivierte Schikane, seine erneute
       Präsidentschaftskandidatur zu schwächen. „Ich höre, dass der
       [3][geistesgestörte Jack Smith] eine weitere konstruierte Anklage gegen
       mich veröffentlichen will“, schrieb Trump in einem Post auf Truth Social.
       
       Eine Stellungnahme von Trumps offizieller Präsidentschafts-Wahlkampagne
       erklärte, dass die strafrechtliche Verfolgung von Trump und seinen
       Anhängern an „Nazi-Deutschland in den 1930ern, die Sowjetunion sowie andere
       autoritäre und diktatorische Regime erinnert.“
       
       Die Anklage gegen Trump ist das vorläufige Ergebnis einer mehr als
       zweijährigen Aufarbeitung zu einem der dunkelsten Kapitel in der
       US-Geschichte. Der Sturm auf das US-Kapitol hat bislang zu mehr als 1.000
       [4][Anklagen gegen Beteiligte] geführt. Und wie Sonderermittler Smith am
       Dienstag unmissverständlich klarstellte, gehen die Ermittlungen weiter.
       
       Trump muss bereits am Donnerstag zur Anklageverlesung vor Gericht
       erscheinen.
       
       ## Urteil wird kaum vor dem Wahltermin kommen
       
       Die Anhänger des ehemaligen Präsidenten im US-Kongress sowie auch manche
       Rivalen verurteilten die Anklage und wiederholten die haltlose Behauptung,
       dass die Biden-Regierung das Justizministerium zu einer politischen Waffe
       gemacht habe.
       
       „Ein Grund dafür, dass sich unser Land auf Talfahrt befindet, ist die
       Politisierung des Rechtsstaates“, schrieb Ron DeSantis in einem [5][Post]
       auf Twitter, das sich jetzt X nennt. Der republikanische Gouverneur von
       Florida und Konkurrent um die Präsidentschaftsnominierung versprach zudem,
       dass er bei einem Wahlsieg die Regierung nicht als Waffe missbrauchen
       werde.
       
       Keine Unterstützung erhielt Trump hingegen von seinem früheren
       Vizepräsidenten. Mike Pence, der ebenfalls um die republikanische
       Nominierung buhlt, stellte sich auf die Seite der Anklage. „Die heutige
       Anklage dient als eine wichtige Erinnerung: Jemand, der sich selbst über
       die Verfassung stellt, sollte niemals Präsident der Vereinigten Staaten
       sein“, schrieb er auf [6][Twitter].
       
       Obwohl Sonderermittler Smith auf eine schnelle Gerichtsverhandlung hofft,
       gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass auch nur in einer der Anklagen
       gegen Trump noch vor den Wahlen im November 2024 ein Urteil fallen wird.
       
       ## Trump muss die Wahl gewinnen, um Gefängnis zu vermeiden
       
       Für Ty Cobb, der von 2017 bis 2018 Teil der Rechtsabteilung im Weißen Haus
       war, steht Trump bereits mit einem Fuß hinter Gittern. „Er muss die Wahl
       gewinnen, um nicht im Gefängnis zu landen“, sagte Cobb im [7][Interview mit
       National Public Radio] am Montag.
       
       Da eine interne Richtlinie es dem US-Justizministerium untersagt, einem
       amtierenden Präsidenten den Prozess zu machen, um dessen Autorität nicht zu
       gefährden, könnte Trump bei einem Wahlsieg zumindest für vier Jahre
       durchatmen. Dies gilt allerdings nur für Klagen auf Bundesebene. Anklagen
       auf Landesebene könnten theoretisch weiter voranschreiten, doch dies gilt
       als wenig plausibel.
       
       Doch ganz egal, ob angeklagt oder sogar verurteilt, es gibt kein Gesetz,
       welches es Trump verbieten würde, erneut das Präsidentenamt zu übernehmen.
       Und seinem Wahlkampf haben die bisherigen Klagen sogar geholfen. Nach jeder
       Anklage gingen seine [8][Umfragewerte] steil nach oben.
       
       Zu den bisherigen drei Anklagen dürfte demnächst eine vierte hinzukommen.
       Es wird erwartet, dass auch der US-Bundesstaat Georgia noch in diesem Jahr
       eine Anklage gegen den Ex-Präsidenten erheben wird. Grund ist erneut sein
       Versuch, das Wahlergebnis 2020 zu seinen Gunsten zu drehen.
       
       2 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Untersuchungsausschuss-zum-Sturm-auf-Kapitol/!5904517
 (DIR) [2] https://int.nyt.com/data/documenttools/trump-jan-6-indictment-2020-election/1f1c76972b25c802/full.pdf
 (DIR) [3] /Frueherer-US-Praesident-weist-Vorwuerfe-ab/!5939715
 (DIR) [4] /Urteile-nach-Sturm-aufs-US-Kapitol/!5936970
 (DIR) [5] https://twitter.com/RonDeSantis/status/1686494955420692480
 (DIR) [6] https://twitter.com/Mike_Pence/status/1686529371685658625
 (DIR) [7] https://www.npr.org/2023/07/31/1191034009/another-indictment-against-trumps-efforts-to-undermine-democracy-could-come-soon
 (DIR) [8] https://www.realclearpolitics.com/epolls/2024/president/us/2024_republican_presidential_nomination-7548.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hansjürgen Mai
       
       ## TAGS
       
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