# taz.de -- Kinotipp der Woche: House of Horrors
       
       > Das Fantasy Filmfest im Zoo Palast bringt Katzenkillerdamen auf die
       > Leinwand und den ganz großen Spuk ins Haus.
       
 (IMG) Bild: Zu sehen (OmeU) am 19. 9.: „Raging Grace“ (UK 2023, R: Paris Zarcilla)
       
       Zombies, Androide, Liebhaber des gepflegten Folterns, Katzenmenschen und
       andere Mutanten, all solche Charaktere bekommt man auch bei der 37. Ausgabe
       des [1][Fantasy Filmfestivals] auf der großen Leinwand des [2][Zoo
       Palastes] geboten.
       
       Vom 13. bis zum 20. September gibt es dort wieder die geballte Ladung aus
       Horror, Suspense, Action und asiatischem Kino. Die Zeiten, in denen
       Slasher- und Splatterfilme das Festival beherrschten, sind längst vorbei.
       
       Inzwischen wird, und das bestätigt auch das aktuelle Programm, eher darauf
       gesetzt, einfach spannende, natürlich auch gewalttätige, dabei aber auch
       oftmals humorvolle Filme des Weltkinos zu zeigen. Gerne von neuen
       Regisseuren und Regisseurinnen.
       
       Das Fantasy Filmfest ist auch eine Talentbörse für Filmemacher und
       Filmemacherinnen, die schon bald vielleicht mit ganz anderen Budgets
       arbeiten dürfen als bei ihren ersten Regie-Arbeiten.
       
       Eröffnet wird das Festival freilich vom neuen Werk eines Veteranen, von Luc
       Besson, dessen Action-Fantasy-Hunde-Film [3][„Dogman“] nun in Berlin zu
       sehen sein wird. Besson hat seine Hunde, der japanische Regisseur Reiki
       Tsuno in seinem Debütfilm „Mad Cats“ dafür seine Katzendamen, die gut im
       Kampfsport sind und jeden platt machen, der sich ihnen in den Weg stellt.
       Der Looser Taka nimmt es trotzdem mit ihnen auf, was zu so manch blutigen
       und zu so manch lustigen Szenen führt.
       
       Auch ein Erstlingswerk ist der malaisische Film „Tiger Stripes“ von Amanda
       Nell Eu. Vordergründig ist der ein klassischer Coming-of-age-Film, der dann
       aber irgendwann in Richtung „Der Exorzist“ abdriftet, ohne dabei wirkliche
       Schockszenen aneinanderzureihen. Zaffan ist eigentlich bloß in der
       Pubertät, aber die Dinge, die mit ihrem Körper passieren, verunsichern sie
       so sehr wie ihre Umwelt.
       
       Ihre Mitschülerinnen ziehen über sie her und irgendwann wird geglaubt, das
       Mädchen müsse von einer unbekannten Macht beherrscht werden. Man bekommt
       hier einen Body-Horror-Film gezeigt, der, und das macht ihn richtig stark,
       ganz ohne die wirklich drastischen Body-Horror-Effekte auskommt.
       
       Gute, aber auch selbst die meisten schlechten Horrorfilme haben eigentlich
       immer auch politische oder sozialkritische Implikationen. Man denke nur, um
       jetzt einfach einen x-beliebigen Klassiker wie „Night of the living dead“
       zu nennen, an den Rassismus, den dieser Zombiefilm mitverhandelt. Somit hat
       „Tiger Stripes“, in dem sich ein Mädchen in einem konservativen Milieu
       behaupten muss, ganz klar eine feministische Botschaft.
       
       Und auch der britische Film „Raging Grace“, der erste Langfilm von Paris
       Zarcilla, mag vor allem ein spannender Horrorfilm sein. Er ist aber auch
       ein Anklage gegen das britische Klassensystem und die unwürdige Behandlung
       von Migranten und Migrantinnen in diesem Land.
       
       Nur weil die aus den Philippinen stammende Joy keine Aufenthalts- und
       Arbeitserlaubnis hat, kommt sie ja erst in die Lage, sich in einer
       spukhausartigen Villa um den halbtoten Mr. Garret kümmern zu müssen. Und
       sich auch noch in dieser gemeinsam mit ihrer Tochter, von der niemand etwas
       wissen darf, einzunisten.
       
       Mr. Garret erwacht bald aus seinem Dämmerzustand, erscheint erst wie ein
       richtig netter Onkel, was er dann aber bald gar nicht mehr ist. Die Frage
       ist nur, wer am Ende das schrecklichere Monster ist: der frisch
       vitalisierte Greis mit Dachschaden oder die britischen Migrationsbehörden.
       
       13 Sep 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Hartmann
       
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