# taz.de -- Hamburgs Fußballerinnen bilden Netzwerk: Rückenwind aus Spanien
       
       > In Hamburg treffen sich Fußballballerinnen zur Vernetzung. Ihr Ziel: Mehr
       > Frauen für Leitungspositionen im Hamburger Fußballverband zu
       > qualifizieren.
       
 (IMG) Bild: Vom Platz in die Gremien: Hamburgs Fußballerinnen drängen auf Leitungspositionen in den Verbänden
       
       HAMBURG taz | „Das beste Beispiel kommt ja gerade aus Spanien!“ Zwei
       Spielerinnen reden über Nähe im Sport, über Grenzen und Machtverhältnisse.
       Eine weitere erscheint in dem Gemeinschaftsraum einer Hamburger Hochschule:
       „Als Frau bin ich hier“, sagt Jessica Obereiner, beim Hamburger
       Fußball-Verband (HFV) zuständig für das Ehrenamt, mit Nachdruck. Es liegt
       eine gespannte Erwartung im Raum, bevor an diesem Spätnachmittag das
       Netzwerktreffen der Frauen im Hamburger Fußball (FIHF) beginnt.
       
       Das Netzwerk wurde 2019 mit dem Ziel gegründet, Frauen im Fußball
       zusammenzubringen und zu fördern. Auch das Treffen am vergangenen
       Donnerstag, das inzwischen vierte in Präsenz, soll wieder eine Plattform
       bieten für Information und Kennenlernen. Die Herausforderung beginne schon
       bei der Terminierung, so Jana Steen, Organisatorin und Lehrreferentin beim
       HFV – in der Runde gibt es schließlich auch Mütter. „Die Kinder muss heute
       mein Mann abholen“, bringt es eine Teilnehmerin auf den Punkt.
       
       Rund 20 Frauen haben sich im offenen Sitzkreis versammelt. Nach einer
       offiziellen Begrüßung folgen ein paar Worte zum Verband und ein kurzes
       Kennenlernspiel. Nach einer Stunde verteilt sich die Gruppe auf zwei
       Seminarräume. Acht Jugendleiterinnen und Trainerinnen sprechen mit
       Magdalena Schiefer, HFV-Verbandssportlehrerin, über [1][Sexismus im Sport].
       Die übrigen zehn Spielerinnen und Schiedsrichterinnen beginnen mit dem
       Workshop „Souveränes Auftreten“ bei Heidi Brandi: Die Psychologin stellt
       erst mal klar, dass sie beim Thema Fußball „im Abseits steht“.
       
       Es geht dann um die eigene Persönlichkeit im Kontext des Sports, die
       Kommunikation im Team und die Fähigkeit zur Selbstregulation. Mal ist es
       abstrakt, dann diskutiert die Gruppe konkrete Beispiele. Gesucht wird ein
       Satz, der unter den Anwesenden für Verärgerung sorgt: „Das haben wir schon
       immer so gemacht!“ Eine Kapitänin sucht Rat für den Umgang mit stillen
       Teamkolleginnen.
       
       ## „Wie kämpfen alle für ein Ziel“
       
       In der Pause bezeichnet eine Spielerin die Ausführungen als „sehr
       interessant“ – nachdem sie zu Beginn noch befürchtet hatte, der Psychologin
       etwas über den Fußball erklären zu müssen. In kleinen Gruppen haben sich
       die Frauen im Aufenthaltsraum bei Getränken und Snacks verteilt und
       tauschen sich aus.
       
       „Wir kämpfen alle für ein Ziel“, sagt Jasmin Sindt, die zum ersten Mal
       dabei ist. Sie trainiert das Team ihres achtjährigen Sohnes im Stadtteil
       Rahlstedt und nimmt derzeit am [2][Programm „Wellenbrecherin“] teil: ein an
       Frauen gerichtetes Qualifizierungsangebot für Führungsaufgaben in Haupt-
       und Ehrenamt beim HFV. So sei sie auch auf die Veranstaltung aufmerksam
       geworden.
       
       Dorothea Brackelmann hat den Termin über Instagram gefunden. Sie spielt
       beim Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Club und ist zudem aktiv im Mädchen-
       und Frauenausschuss des HFV – den wollte der Verband wegsparen; zum Unmut
       vieler Frauen. Der entsprechende Antrag [3][verpasste aber im Juni die
       erforderliche Mehrheit]. Brackelmann könnte sich eine künftig engere
       Abstimmung von Ausschuss und FIHF gut vorstellen.
       
       Nicht zuletzt unterstreicht das Netzwerktreffen: Es ist längst noch nicht
       alles gut. Spielerinnen gibt es in Hamburg viele, doch nimmt der Anteil der
       Frauen in jeder weiteren Funktionsebene des HFV ab. Auch [4][in den
       Vereinen zeigt sich das immer wieder]. Als einzige Frau im Gesamtvorstand
       bei Grün-Weiß Harburg etwa sitzt Kathrin Ochodlo. Sie hat schon beim ersten
       Netzwerktreffen teilgenommen und freut sich nun: „Schön, wie groß die
       Gruppe geworden ist!“
       
       Um 19 Uhr ist es Zeit für einen Raumwechsel und den zweiten Workshop. Die
       thematische Bandbreite reicht von Diskussionen über sexistische Aussagen
       bis zum Einsatz gendergerechter Sprache im Frauenteam. Aramia Warns findet
       die Kombination der beiden Themen gelungen. Mit souveränem Auftreten könne
       sexistischem Verhalten begegnet werden, sagt die Schiedsrichterin. Sie
       zeigt sich über die Gemeinschaft erfreut: „Man merkt, dass man nicht allein
       ist.“
       
       Am Ende des Abends ist die Stimmung gut. „Ich komme definitiv wieder“, sagt
       Jasmin Sindt, die Trainerin aus Rahlstedt. Die versammelten Frauen betonen
       aber auch das Potenzial, den Kreis noch zu erweitern – hier wird
       schließlich nichts gemacht wie immer schon.
       
       20 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [3] /Eigene-Struktur-im-Hamburger-Verband/!5938212
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