# taz.de -- St. Pauli führt die 2. Liga souverän an: Selbstbewusstsein und Hybris
       
       > Der FC St. Pauli ist nach einem 5:1 gegen den 1. FC Nürnberg
       > Tabellenerster der 2. Fußball-Bundesliga.
       
 (IMG) Bild: Schien schon abgeschrieben, wird aber jetzt für St. Pauli immer wichtiger: Johannes Eggestein (r.)
       
       HAMBURG taz | Dass die Fußballer des [1][FC St. Pauli] irgendwann im
       Saisonverlauf die Zweite Liga anführen, ist [2][mittlerweile ein gewohntes
       Bild]. Eher unüblich dagegen ist, dass praktisch die gesamte Fachpresse
       einig darin ist, dass sie zu Recht dort stehen.
       
       Der Samstagabend am Millerntor war dazu angetan, etwaige Zweifel
       auszuräumen. Gegen den [3][1. FC Nürnberg] zeigte St. Pauli erneut, was das
       Team seit Wochen so dominant macht: ein ebenso schnelles wie genaues
       Kombinationsspiel mit Ballbesitzphasen, die den Gegner in die Verzweiflung
       treiben können; [4][No-Look-Pässe] in durchaus überraschende Richtungen,
       die dennoch ihre Bestimmung finden – sogar quer über den Platz.
       
       Dazu kommt eine neue Geduld: Über Wochen hat Trainer Fabian Hürzeler es
       ertragen, dass der Aufwand seines Teams sich lediglich darin niederschlug,
       nicht verloren zu haben, und ist nicht von seiner Linie abgewichen. Nun
       gelang mit dem 5:1 gegen Nürnberg schon der vierte [5][Sieg in Folge].
       
       Auch das hatte viel mit Geduld zu tun: St. Pauli spielte den Gegner müde
       und traf nach der Pause viermal. Immer wichtiger wird ein Spieler, der in
       der Vorsaison schon abgeschrieben schien: Johannes Eggestein, vor einem
       Jahr gekommen, startet erst jetzt durch, erzielte seine Saisontreffer zwei
       und drei.
       
       Wie viel Qualität bei St. Pauli auch von der Bank noch kommen kann, zeigten
       zwei Einwechselspieler in der Nachspielzeit: Etienne Ameniydo erzielte mit
       einem präzisen [6][Schlenzer] in den Torwinkel das 4:1 und legte eine
       Minute später mit einem perfekt getimten Steilpass das 5:1 für Connor
       Metcalfe auf.
       
       In dieser Form, so scheint es, kann St. Pauli nur das Berauschtsein von der
       eigenen Stärke gefährlich werden, und auch davon gab es eine Kostprobe:
       Torwart Nikola Vasilj, der immer eine Anspielstation ist und die
       gegnerischen Stürmer allzu gern zum Narren hält, leitete mit einem Fehlpass
       das 1:1 für die Nürnberger ein. Nur eine Minute später ging er erneut
       volles Risiko, als er mit dem Ball am Fuß in ein Duell gegen den
       Torschützen Kanji Okunuki ging. Das Stadion hielt den Atem an, Vasilj ließ
       Okunuki mit einer Körpertäuschung aussteigen – und spielte einen überlegten
       Aufbaupass.
       
       Mehr Selbstbewusstsein geht nicht. Zur Hybris ist es nur ein schmaler Grat.
       
       8 Oct 2023
       
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