# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Argentinien: Massa gegen Milei
       
       > Wie der nächste argentinische Präsident heißt, wird erst in einer
       > Stichwahl entschieden. Der rechte Javier Milei landet in der ersten Runde
       > nur auf Platz 2.
       
 (IMG) Bild: Als Wirtschaftsminister für 138 Prozent Inflation verantwortlich, trotzdem auf Platz 1: Sergio Massa
       
       BUENOS AIRES taz | Massa versus Milei – in Argentinien entscheidet die
       Stichwahl über den zukünftigen Präsidenten. Am Sonntag konnte sich keiner
       der fünf Kandidat*innen in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl
       durchsetzen. Für die große Überraschung sorgte Wirtschaftsminister Sergio
       Massa von der linksprogressiven Regierungsallianz Unión por la Patria
       (Union für das Vaterland), der sich mit 36,7 Prozent klar an die Spitze
       setzte.
       
       Mit knapp 30 Prozent der Stimmen kam der selbst erklärte Anarcho-Kapitalist
       und favorisierte [1][Javier Milei] lediglich auf dem zweiten Platz.
       Patricia Bullrich von der rechtsliberalen Oppositionsallianz Juntos por el
       Cambio (Gemeinsam für den Wechsel) landete abgeschlagen auf dem dritten
       Platz. Mit nur 23,8 Prozent erzielte sie eines der schlechtesten Ergebnisse
       ihrer Allianz in den letzten Jahren.
       
       Der Wahlsonntag war ruhig und ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Von den
       35,4 Millionen Wahlberechtigten gingen 78 Prozent zu den Urnen – es
       herrscht Wahlpflicht. Im Vergleich zu den [2][Vorwahlen im August] gaben am
       Sonntag etwa 2,5 Millionen Wahlberechtigte mehr ihre Stimme ab. Und während
       Massa im Vergleich zu den Vorwahlen um rund 2,9 Millionen Stimmen zulegen
       konnte, waren es bei Mileis nur etwa 500.000.
       
       „Wir haben das Ziel verfehlt“, räumte Patricia Bullrich unumwunden die
       Niederlage ein. Zwar indirekt, aber deutlich rief sie ihre Anhängerschaft
       zur Unterstützung Mileis in der Stichwahl auf. „Nie werden wir uns zum
       Komplizen des Populismus machen, der unser Land in die Armut getrieben
       hat“, sagte Bullrich, wobei sie nicht Javier Milei als Populisten
       bezeichnet, sondern die regierenden Peronisten.
       
       ## Buhlen um die Oppositionsallianz
       
       Auch wenn Javier Milei ungefährdet in die Stichwahl einzog, ist sein
       Stimmergebnis ein klarer Rückschlag für den rechtsextremen
       Senkrechtstarter. Bei den Vorwahlen im August hatte er für die große
       Überraschung gesorgt, als er von allen Kandidat*innen die meisten
       Stimmen erhielt. Zwischenzeitlich wurde ihm sogar zugetraut, die
       Präsidentschaftswahl im ersten Wahlgang zu gewinnen. Dennoch bezeichnete er
       sein Ergebnis als historisch.
       
       „Vor zwei Jahren hätten wir doch nicht geglaubt, in die Stichwahl zu
       kommen“, rief er seinen Anhänger am Wahlabend zu, um im Angriffsmodus
       gleich den Wahlkampf für die zweite Runde zu eröffnen: „In vier Wochen
       stehen zwei Modelle zur Wahl: das der Freiheit und das des Populismus.“
       Zwei Drittel der Wahlberechtigen hätten am Sonntag gegen den Populismus
       gestimmt. „Alle, die den Wechsel wollen, müssen jetzt zusammenarbeiten“,
       sagte Milei in Richtung Juntos por el Cambio.
       
       Überraschungssieger Sergio Massa zeigte sich moderat, aber sichtlich bewegt
       von seinem unerwartet guten Ergebnis. Allein auf der Bühne und nicht
       umringt von der üblichen Schar an Getreuen und Parteigrößen, inszenierte er
       sich als Garant des Erfolgs. Weder der amtierende Präsident Alberto
       Fernández noch die mächtige Vizepräsidentin Cristina Kirchner spielten am
       Wahlabend eine Rolle oder wurden überhaupt nur erwähnt.
       
       In sehr staatsmännischer Manier versprach Massa, als Präsident eine
       Regierung der nationalen Einheit einzuberufen, an der sich die Besten
       beteiligen würden, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. Er wandte sich
       speziell an die Wahlberechtigten, die für die ausgeschiedenen
       Kandidat*innen stimmten und damit auch an einen gewichtigen Teil der
       Oppositionsallianz Juntos por el Cambio. In den nächsten vier Wochen werde
       er alles versuchen, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
       
       In der Oppositionsallianz knirscht es schon lange und kräftig. Die
       Wahlschlappe ihrer Kandidatin Bullrich könnte in den kommenden Tagen zum
       Bruch führen. Dann würde sich die sozialdemokratische Radikale Bürgerunion
       (UCR) vermutlich auf Massa zu bewegen und die Partei des ehemaligen
       konservativen Präsidenten Mauricio Macri PRO in Richtung Milei.
       
       23 Oct 2023
       
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