# taz.de -- Medien zum Krieg in Nahost: Verzerrte Tatsachen
       
       > Nicht selten ist die Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten sehr
       > einseitig. Schwarz-weiße Betrachtungen werden der Realität kaum gerecht.
       
 (IMG) Bild: Tel Aviv 27.11.23, Bildschirm mit den Porträts der von der Hamas entführten Israelis
       
       Als kürzlich der Sprecher der israelischen Regierung den britischen Sky
       News ein Interview gab, kam die Frage, ob die Tatsache, dass für 50
       israelische Geiseln 150 palästinensische Häftlinge freigelassen werden,
       Indiz dafür sei, dass in Israel [1][palästinensische Leben als weniger
       wertvoll erachtet werden als israelische]. Dem sonst sehr schlagfertigen
       Regierungssprecher hat es daraufhin einen Moment lang die Sprache
       verschlagen.
       
       Die Hamas weiß spätestens seit dem Jahr 2011, als über 1.000 Häftlinge für
       einen [2][entführten israelischen Soldaten] ausgetauscht wurden, was Israel
       für das Leben seiner Bürger und Bürgerinnen herzugeben bereit ist. Es ist
       nahezu surreal, diese erpressische Situation umzudrehen und zu suggerieren,
       dass Israel palästinensische Leben nicht wertschätzt.
       
       Viele Juden, Israelis und andere Beobachter – egal, ob sie für oder gegen
       den Krieg in Gaza sind – erleben in diesen Wochen immer wieder eine
       Tatsachenverzerrung, die man als mediales „Gaslighting“ bezeichnen könnte.
       Vor lauter Infragestellung trauen sie kaum noch ihren eigenen Ohren und
       Augen. An Beispielen mangelt es nicht: So schweigen feministische
       Organisationen eisern zu den grausamen sexuellen Gewaltverbrechen des 7.
       Oktobers.
       
       Der irische Premierminister twitterte über die Freilassung einer 9-jährigen
       Geisel, dass [3][ein „verlorenes“ Mädchen „wiedergefunden“] worden sei. Ein
       wichtiger deutscher Sender stellt fest, dass „[4][From the river to the
       sea, Palestine will be free]“ auch als friedliche Botschaft gemeint sein
       kann – obwohl ein Blick auf die Landkarte wenig Zweifel daran lässt, dass
       die Existenz Israels damit aberkannt wird.
       
       Wer in solchen Fällen erbost nach Klarheit ruft oder die eindeutige
       Benennung der Tatsachen einfordert, wird kopfschüttelnd den Vertretern
       eines bestimmten Narrativs zugeordnet, zu dem es, wie immer bei diesem
       Thema, stets auch die Gegenposition geben muss. Haltungen, die nicht in das
       Modell der Unterdrücker und Unterdrückte passen, scheint es gar nicht mehr
       geben zu dürfen.
       
       30 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=0lGmwJa33xU
 (DIR) [2] /Gefangenenaustausch-in-Israel/!5109644
 (DIR) [3] https://twitter.com/LeoVaradkar/status/1728535065242612184
 (DIR) [4] /Umstrittene-Palaestinenserparole/!5969471
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Miriam Dagan
       
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