# taz.de -- Frauenfußball-Bundesliga: Wolfsburg sucht nach alter Dominanz
       
       > Das Pokal-5:0 der Frauen des VfL Wolfsburg gegen Werder Bremen zeigte
       > einen bekannten Klassenunterschied. Die Liga aber ist zusammengerückt.
       
 (IMG) Bild: Immerhin im Pokal gibt es Grund zum Jubeln: Wolfsburgs Spielerinnen freuen sich über das Tor zum 2:0
       
       BREMEN taz | „Wir sind heute einsortiert worden“, sagte Thomas Horsch –
       „wir gehören nicht zu den Spitzenteams, sondern in das Mittelfeld der
       Bundesliga.“ Was der Trainer der Werder-Bremen-Frauen meinte, war das
       vorangegangene 0:5 im Achtelfinale des DFB-Pokals beim [1][VfL Wolfsburg].
       
       Auch wenn diese Selbsteinschätzung für den bisherigen Saisonverlauf der
       Bremerinnen in der Liga zutrifft – der Auftritt in Wolfsburg war eher ein
       Rückschritt, hin zu den Zeiten, als Werder zu den Underdogs der Liga zählte
       und froh war, bei den Topclubs aus Wolfsburg und München nicht völlig unter
       die Räder zu geraten.
       
       Die Hoffnung auf ein Weiterkommen im Pokal war für Werder dabei bereits
       nach der Auslosung auf ein Minimum geschrumpft. Nach der knappen
       0:2-Niederlage gegen Bayern München am vergangenen Wochenende brachte das
       [2][Bremer Team] allerdings weiteres Selbstbewusstsein mit zur „anderen
       Hälfte der Nationalmannschaft“, so Horsch über die Wolfsburgerinnen.
       
       Damit war es spätestens nach 35 Minuten und drei Toren vorbei – zwei von
       Alexandra Popp, eines von Eva Pajor. Bei Klärungsversuchen spielten die
       Bremerinnen ihren Gegnerinnen den Ball reihenweise überhastet vor die Füße,
       fanden nur selten zu dem strukturierten Spiel, das sie in dieser Spielzeit
       schon öfter zeigten.
       
       ## In der Liga führt Bayern München die Tabelle an
       
       Auf der anderen Seite standen Wolfsburgerinnen. Vom Anpfiff an entschlossen
       und aggressiv steuerten sie ihren 47. Sieg in diesem Wettbewerb in Folge an
       – seit 2015 haben sie den [3][DFB-Pokal] neunmal in Serie gewonnen. Im
       Augenblick ist dies allerdings auch die einzige Domäne, die ihnen geblieben
       ist: In der Liga hängen sie Titelverteidiger Bayern München bereits wieder
       hinterher. Besonders bitter ist das frühe Aus in der Champions League, in
       der sich die sechsmaligen Finalistinnen und zweimaligen Siegerinnen
       erstmals seit zwölf Jahren nicht einmal für die Gruppenphase
       qualifizierten.
       
       Sein Club müsse sich nun erst mal neu sortieren, hatte Wolfsburgs
       sportlicher Leiter Ralf Kellermann nach der Niederlage in Paris gesagt. Die
       Wolfsburgerinnen nutzten das Spiel gegen Werder sichtbar dafür, Dominanz
       wiederzugewinnen. Diese scheint ihnen vor allem durch den Abgang von Jill
       Roord und den WM-Enttäuschungen [4][der Nationalspielerinnen] verloren
       gegangen zu sein. Gegen Werder drehten neben den Routiniers Popp und Pajor
       vor allem die Neulinge Vivien Endemann und Chantal Hagel auf, gekommen von
       den Liga-Konkurrenten Essen und Hoffenheim.
       
       Rund 1,1 Millionen Euro hat der VfL Wolfsburg laut Medienberichten in der
       vergangenen Europapokal-Saison verdient – Geld, das nun ausbleibt. Dagegen
       nehmen sich die 388.000 Euro, die jedem Bundesliga-Klub der neue TV-Vertrag
       ab dieser Saison beschert, fast bescheiden aus. Für die Bremerinnen – wie
       für viele andere der zwölf Klubs – bedeuten diese Mehreinnahmen, gemessen
       an ihren bisherigen Möglichkeiten, indes einen Quantensprung.
       
       Noch vor zehn Jahren meldete der HSV seine Frauen wegen fehlender 100.000
       Euro komplett aus der Bundesliga ab. (Die Hamburgerinnen haben sich
       mittlerweile aus der Regionalliga in die 2. Liga hochgearbeitet und
       unterlagen am Samstag im Pokal Bayer Leverkusen mit 0:4).
       
       ## TV-Einnahmen gerechter verteilt
       
       Dass, anders als bei den Männern, hier alle Bundesliga-Clubs den gleichen
       Anteil an den TV-Einnahmen erhalten, hat erste Auswirkungen auf die
       Wettbewerbsgerechtigkeit: Die Dreiklassengesellschaft besteht zwar weiter,
       aber die Spiele sind insgesamt spannender. Hinter den Branchenführern
       Wolfsburg und München ist das Mittelfeld breiter geworden und
       zusammengerückt.
       
       Klubs wie die SGS Essen, der 1. FC Köln und sogar Werder Bremen bieten der
       TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt einen engeren
       Kampf um Platz drei, der zur Teilnahme an der
       Champions-League-Qualifikation berechtigt.
       
       Der dadurch spannendere Wettbewerb trägt bei zum [5][gestiegenen
       Publikumszuspruch]. So kamen zum Spiel gegen Werder Bremen mit 2.738
       Zuschauer:innen fast fünfmal mehr in die AOK-Arena als zum letzten
       Pokal-Heimspiel, dem Viertelfinale 2022. Auch die Werder-Frauen erzielten
       vor einer Woche gegen den FC Bayern München mit 3.049 Besucher:innen
       einen klaren neuen Rekord für ihre modernisierungsbedürftige
       Heim-Spielstätte „Platz 11“.
       
       Für die meisten Wolfsburger Spielerinnen – die nicht Münchener „Hälfte der
       Nationalmannschaft“ – stehen nun die Länderspiele gegen Dänemark und Wales
       an, die über die Qualifikation zu den Olympischen Spielen entscheiden.
       
       26 Nov 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Lorenzen
       
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