# taz.de -- Atomstrom in Frankreich: Teuer und strahlend
       
       > Frankreich setzt weiter auf den Ausbau der Kernenergie. Doch das wird für
       > den hoch verschuldeten staatlichen Stromkonzern EDF kostspielig.
       
 (IMG) Bild: Atomkraftwerk in Petit Caux, Frankreich: Dafür, dass das so teuer ist, sieht's selbst mit Sonne gar nicht mal so hübsch aus
       
       PARIS taz | Die französische Regierung möchte nicht mit einer erneuten
       Erhöhung der Strompreise die Wut in der Bevölkerung über die hohe Inflation
       weiter anheizen. Deshalb werden die steigenden Kosten der Produktion, der
       Anpassung an die Regeln des europäischen Strommarkts und der geplanten
       Investitionen in [1][neue Atomkraftwerke] und Offshore-Windanlagen nicht
       auf die Verbraucher umgelegt. Energieministerin Agnès Pannier-Runacher
       versprach im Fernsehen, dass es nach der Erhöhung um 10 Prozent im Januar
       vorerst keine größeren Erhöhungen geben werde.
       
       Das kann der französische Staat so machen, weil er seit diesem Sommer
       Alleininhaber des Energiekonzerns EDF ist und so die Strompreise selber
       festlegt. Im Rahmen einer Preisdeckelung übernimmt der Staat rund 37
       Prozent der Stromrechnung.
       
       Mitte Oktober hatten sich [2][Frankreich und Deutschland wegen ihrer
       Differenzen] zur Frage der Atomstrompreise auf eine Reform des europäischen
       Strommarktes geeinigt, der beiden Seiten entgegenkommen soll. Das erlaubt
       es Frankreich einerseits, weiterhin die Strompreise für die Verbraucher zu
       subventionieren, zugleich aber muss EDF die Tarife für die in den AKWs
       produzierte Elektrizität um 67 Prozent von 42 auf 70 Euro pro
       Megawattstunde anheben.
       
       Der staatliche Energiekonzern steht vor gigantischen Problemen. Im
       Katastrophenjahr 2022 musste Frankreich wegen [3][Pannen und
       Wartungsarbeiten in zahlreichen AKWs] aus den Nachbarländern Strom
       importieren. Zugleich war EDF gezwungen, einen noch höheren Teil seiner
       Atomstromproduktion an die Konkurrenten unter dem Marktpreis zu liefern.
       Damit stiegen die ohnehin schon enormen Schulden um rund 50 Prozent auf
       64,5 Milliarden Euro.
       
       Dessen ungeachtet soll EDF weiter massiv in die Kernenergie investieren und
       mindestens sechs neue ERP-2-Reaktoren an bereits existierenden
       AKW-Standorten bauen, die allerdings nicht vor 2035 Strom liefern werden.
       Auf der [4][UN-Klimakonferenz in Dubai] hat sich Frankreich folglich auch
       an der Seite anderer Staaten für eine Förderung der Kernenergie zur
       Erreichung der Klimaziele starkgemacht.
       
       6 Dec 2023
       
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