# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Songs für den vernieselten Kotti
       
       > Herbst in Peking feiern Release, Kara Delik kommen mit schön verspultem
       > Post-Punk, und Rettung verspricht: Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen.
       
 (IMG) Bild: Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen
       
       Herbst in Peking waren eine der sogenannten „anderen“ Bands der DDR, mit
       „Bakschischrepublik“ lieferten sie eine Hymne der Wendezeit. Der Song wurde
       seinerzeit illegal aufgenommen, nach einer Schweigeminute für die Opfer des
       Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens durften sie nämlich nicht
       mehr aufgetreten.
       
       Trotz diverser Selbstauflösungen und Kunstpausen gibt es die Band um Rex
       Joswig immer noch oder auch wieder – aktuell in einer Besetzung mit Helmar
       von Brünn und King Snow. Erwarten darf man krautrockiges Mäandern mit
       geloopten Stimmen und Gitarren, was ziemlich weit „out there“ klingt,
       irgendwie hypnotisch. Am Freitag stellen sie ihr neues Album „Nachtflug“
       [1][im PANDA Platforma vor] (22.12., 21 Uhr, Tickets 15 Euro im VVK, 20
       Euro an der AK).
       
       Darauf folgen die heiklen Tage. Wenig Erquickliches wird geboten, der
       geneigte Livemusik-Freund muss sich durch Mediatheken zappen oder selbst
       singen – bis dann am Wochenende darauf Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen
       Rettung verspricht. Was diese höchst sympathische Pop-Garage-Band aus
       Hamburg, Nachfolgeprojekt der tollen „Superpunk“, ja dankenswerter mit
       Verlässlichkeit tun, jedes Jahr aufs Neue, immer zwischen den Jahren.
       
       Und damit niemand traurig zuhause sitzen muss, wurde angesichts des flugs
       ausverkauften ersten Konzerts am Freitag ein zweites anberaumt, gleich am
       Folgetag. „Es ist immer Sommer irgendwo“ heißt der Gassenhauer, den die
       Liga im vergehenden Jahr herausbrachte und der sicher auch dargeboten wird,
       während man durch die beschlagenen Scheiben des Monarch auf den sicher
       wieder vernieselten Kotti gucken kann.
       
       Ob die Erkenntnis, das es anderswo anders aussieht, in dieser unwirtlichen
       Jahreszeit Trost spendet, sei dahingestellt. Doch die Konzerte tun das
       bestimmt. Der Support kommt vom englischen Songwriter Pete Astor
       ([2][Monarch], 29.12., 21 Uhr, ausverkauft + 30.12., 19.30 Uhr, Tickets
       22,40 Euro im VVK)
       
       Gleich zwei Tage später, am Neujahrsabend, wird dann ein anderer Hamburger
       – genauer gesagt Elmsbütteler – fest entschlossen sein, alle vom Vorabend
       durchgenudelten Menschen aufzuwecken. Carsten Meyer aka der ewig groovende
       Erobique gastiert wieder im Festsaal Kreuzberg. Auch das ist eine schöne
       Tradition – und natürlich (fast) ausverkauft. Aber bei dem aktuellen
       Krankenstand überall geht ja vielleicht etwas spontan (1.1., 21 Uhr,
       [3][Tickets 40 Euro im VVK]).
       
       Am Freitag laden dann der umtriebige Schlagzeuger Andi Haberl, unter
       anderem mit The Notwist unterwegs – aber auch mit dem Andromeda Mega
       Express Orchestra und vielen anderen spielte er bereits – und Flow Zimmer,
       sonst bei Saroos und Driftmachine, ins Donau 115. Die Sounds, die Zimmer
       seinen Modularsynthesizern entlockt, lassen sie auf ein ganz echtes
       Schlagzeug treffen. Wird bestimmt vergnüglich! (5.1., 20.30 Uhr, auf
       Spendenbasis, [4][weitere Infos gibt es hier]).
       
       Am Samstag grüsst das Neue Jahr dann gleich mit einem Release-Konzert, und
       zwar der international aufgestellten Berliner Combo Kara Delik: New Wave
       und ein Faible für Krautrock treffen bei ihnen auf eine anatolische
       Klangrundierung: Barış Öner spielt die Saz und singt, Schlagzeugerin Eilis
       Frawley singt ebenfalls und und Andi Sommer bearbeitet Bass und Sythies.
       Heraus kommt schön verspulter Post-Punk.
       
       Sie teilen sich den Abend mit Jana Sotzko aka Point no Point und ihren
       schön experimentellen, rhythmisch oft toll verstolperten und collagenhaften
       Popsongs (7.1., 20 Uhr, [5][Tickets für 10,89 Euro im VVK gibt es hier]).
       
       21 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://panda-platforma.berlin/events/herbst-in-peking-der-schlagzeuger-von-zwitschermaschine-nachtflug
 (DIR) [2] https://www.festsaal.shop/produkte/426-tickets-die-liga-der-gewoehnlichen-gentlemen-pete-astor-monarch-bar-berlin-am-30-12-2023
 (DIR) [3] http://www.koka36.de/event_site.php?event=160646
 (DIR) [4] http://www.donau115.de
 (DIR) [5] https://schokoladen.tickettoaster.de/produkte/64036-tickets-kara-delik-singularities-iv-release-show-schokoladen-berlin-am-06-01-2024
       
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