# taz.de -- Wege zur Befreiung der Hamas-Geiseln: Deutschland macht sich klein
       
       > Wenn Deutschland die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln
       > wichtig ist, muss es sich für einen Waffenstillstand einsetzen.
       
 (IMG) Bild: Efrat Macfhikawa, Nichte der Geisel Gadi Moshe Mozes, hält symbolisch eine Sanduhr in der Botschaft Israels
       
       Noch sind über 130 Geiseln in der Gewalt der Hamas, und das schon seit über
       100 Tagen. Verzweifelt drängen deren Angehörige und Freunde darauf, dass
       ihr Schicksal nicht in Vergessenheit gerät. Es ist gut, dass in Deutschland
       daran erinnert wird, zumal unter den Geiseln auch deutsche
       Staatsbürgerinnen und -bürger sind. Aufgabe einer kritischen Öffentlichkeit
       wäre es aber auch, die Bundesregierung hier stärker in die Pflicht zu
       nehmen.
       
       Denn die Bundesregierung könnte mehr tun, um auf eine [1][Freilassung der
       Geiseln] hinzuwirken. Sie könnte sich zum Beispiel für einen
       Waffenstillstand und Verhandlungen starkmachen. Schließlich kamen im
       November rund 100 Geiseln frei, nachdem Israel mit der Hamas darüber
       verhandelt hatte. Dazu brauchte es eine Feuerpause. Und die bräuchte es
       jetzt wieder.
       
       Selbst wenn man 24.000 getötete Palästinenserinnen und Palästinenser als
       „Kollateralschaden“ betrachtet, wie es manche tun – allein um das Leben der
       Geiseln zu retten, müssen die Waffen schweigen. Seit Israels Regierung
       ihren Krieg wieder mit unverminderter Härte weiterführt, sind mehrere
       Geiseln gestorben, drei wurden irrtümlich von israelischen Soldaten
       erschossen. Mit jedem Tag, den der Krieg weitergeht, schwindet die
       Hoffnung, dass die übrigen Geiseln ihn überleben. Außerdem könnte
       Deutschland mehr Druck auf Katar machen, um die Hamas zum Einlenken zu
       bewegen. Der umstrittene Gasdeal mit dem Emirat könnte dafür ein Hebel
       sein.
       
       Außenministerin Annalena Baerbock fordert von Israel, mehr humanitäre Hilfe
       nach Gaza zu lassen und mehr für den Schutz der Zivilistinnen und
       Zivilisten zu tun. Sie hat ihren Ton verschärft, aber was hat sie in der
       Hand? Das bleibt unklar. Um [2][die humanitäre Krise im Gazastreifen] zu
       lindern, muss die Bundesregierung den Druck auf Israel erhöhen und mit
       Konsequenzen drohen, falls nichts passiert.
       
       Stattdessen [3][belässt es die Außenministerin bei wohlfeilen Appellen].
       Damit macht sich Deutschland kleiner, als es ist. Denn ohne Druckmittel,
       über die Deutschland zweifellos verfügt, gehen alle Forderungen ins Leere.
       Dann bleibt jede Empörung folgenlos.
       
       16 Jan 2024
       
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