# taz.de -- Sozialbauten am Hafenplatz in Kreuzberg: Mieter*innen fürchten Verdrängung
       
       > Die Gebäude mit fast 400 Wohnungen sollen einem „lebendigen
       > Innenstadtquartier“ weichen. Die Bewohner*innen wehren sich gegen den
       > Abriss.
       
 (IMG) Bild: Plattenbausiedlung am Hafenplatz in Kreuzberg
       
       BERLIN taz | Kaltmieten von 4 bis 8 Euro pro Quadratmeter – mitten im
       Zentrum von Berlin? Was sich anhört wie ein Märchen, gibt es noch: in einem
       Wohnquartier am Hafenplatz in Kreuzberg, der südlich vom Potsdamer Platz
       nahe dem U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park liegt.
       
       Man sollte meinen, dass in [1][Zeiten, in denen es in Berlin immer weniger
       bezahlbaren Wohnraum gibt], Sozialbauten wie die am Hafenplatz unter
       Bestandsschutz gestellt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die
       Mieter*innen fürchten die Verdrängung.
       
       Der Berliner Mieterverein [2][spricht von „Monopoly mit Pausen“]: Seit
       sieben Jahren müssten die Bewohner*innen des Gebäudekomplexes um ihre
       Wohnungen bangen. Viele von ihnen haben nur befristete Mietverträge. Zudem
       muss sich die Bewohnerschaft des Hauses Hafenplatz 6-7/Köthener Straße
       28-32 mit Missständen wie Schimmel und monatelang defekten Aufzügen
       herumschlagen.
       
       Nach jahrelangem Leerstand sind rund 400 Geflüchtete aus der Ukraine in den
       ehemaligen Studierendentrakt eingezogen. Ein anderer Gebäudeteil wurde
       befristet an Studierende vermietet. Manche von ihnen engagieren sich in
       einer Mieter*inneninitiative. Zunächst ging es um Unklarheiten bei der
       Betriebskostenabrechnung. „Einige Bewohner*innen sollten bis zu 1.000
       Euro nachzahlen“, so ein Betroffener. Der Mieterverein hat in einer Prüfung
       exorbitant hohe Kosten, nicht nachvollziehbare Angaben und eine unzulässige
       Umlage von Verwaltungsaufwendungen festgestellt.
       
       ## Befürchtungen bewahrheiten sich
       
       Der Verein zeigt sich empört über die Situation am Hafenplatz: „Warum lässt
       der Eigentümer das Filetgrundstück weiter verwahrlosen? Warum geht es nicht
       voran mit der Entwicklung eines ‚vitalen, gemischten Quartiers‘, wie es die
       Grundstückgesellschaft Hafenplatz Berlin mbH kurz nach dem Ankauf der
       Immobilie 2016 ankündigte?“ Diese Frage stellten sich die Mieter*innen
       seit Monaten.
       
       Nun haben sich ihre Befürchtungen bestätigt. Die Sozialbauten aus den
       1970ern sollen abgerissen werden und durch Neubauten mit mehr Wohnraum,
       aber auch wohl teurem Gewerbe ersetzt werden. Dann könnte es rund um den
       Hafenplatz bald so aussehen wie am Potsdamer Platz gleich nebenan.
       
       ## Mieter*innen fordern Gutachten
       
       Dass im Neubau auch 274 geförderte Wohnungen entstehen sollen, beruhigt die
       Mieter*inneninitiative am Hafenplatz nicht: „Damit kann der Wegfall von
       rund 380 günstigen Wohnungen nicht aufgefangen werden. Hier soll massenhaft
       bezahlbarer Wohnraum mitten in Berlin vernichtet werden“ sagt Klaus von der
       Initiative.
       
       Die Mieter*innen sehen auch den Baustadtrat von
       Friedrichshain-Kreuzberg, [3][Florian Schmidt (Grüne)], in der Pflicht. In
       einem Schreiben fordern sie den Bezirk auf, mit einem eigenen Gutachten die
       Notwendigkeit und mögliche Folgen eines Abrisses überprüfen. So oder so
       wollen sie ihren Protest fortsetzen und hoffen auf Unterstützung aus der
       Berliner Mietenbewegung.
       
       4 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Schwerpunkt-Gentrifizierung-in-Berlin/!t5473161
 (DIR) [2] https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm1223/kreuzberger-hafenplatz-monopoly-mit-pausen-122307a.htm
 (DIR) [3] /Florian-Schmidt/!t5302115
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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