# taz.de -- CO2-Ziel der EU für 2040: Immer noch Scheinlösungen > 90 Prozent CO2 will die EU bis 2040 einsparen. Klingt ambitioniert, das > Problem liegt aber dahinter – die letzten 10 Prozent sind die > Kniffligsten. (IMG) Bild: Impression vom RWE-Kraftwerk Bergheim, Niederaußem im Dezember 2023 Klimapolitik ist die Welt der großen Zahlen. [1][Um 90 Prozent] will die EU-Kommission die Treibhausgasemissionen der Europäischen Union bis 2040 im Vergleich zu 1990 senken. Das klingt nach viel – fast schon nach der vollständigen Dekarbonisierung. Die will der Staatenbund zehn Jahre später erreichen. Bis dahin nur noch die restlichen paar Prozentpunkte? Das Problem ist: Das werden die schwersten. Auf manche Fragen haben wir noch keine Antworten. Wenn in Zementöfen Kalkstein zu Zementklinker umgewandelt wird, entsteht bei der chemischen Reaktion Kohlendioxid – selbst wenn der Ofen mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Kühe entlassen bei ihrer Verdauung Methan in die Atmosphäre. Das sind Beispiele für klimaschädliche Emissionen, bei denen wir bisher nicht genau wissen, wie wir sie vollständig beseitigen können. Es liegt auf der Hand, dass es gut wäre, die Probleme möglichst schnell zu lösen, bei denen wir bereits wissen, wie es geht. Dadurch schaffen wir zum Beispiel den Ausstieg aus der fossilen Energieproduktion. Statt Kohlekraftwerken gibt es Windräder, Solaranlagen und Stromspeicher, statt Verbrennern gibt es E-Autos und vor allem strombetriebene Züge, statt Gasheizungen gibt es zum Beispiel Wärmepumpen. ## Unerprobte und teure Scheinlösung Die EU-Kommission hätte deshalb mutiger sein sollen: Sie hätte besser eine höhere Zielmarke für 2040 vorgeschlagen, nämlich 95 Prozent. Und damit es nicht nur beim Vorsichhertragen hoher Zahlen bleibt, hätte sie das direkt mit dem dafür notwendigen praktischen Schritt unterfüttert: dem Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl. Wenn bald EU-Parlament und Mitgliedsstaaten über den Vorstoß der EU-Kommission verhandeln, sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen. Aber wird sie das tun? Sie selbst hat bisher zwar ein Datum für den Kohleausstieg festgelegt, sich aber noch nicht auf einen Gasausstieg geeinigt. Stattdessen will sie [2][mit ihrer Kraftwerksstrategie] neue Gaskraftwerke sogar noch staatlich fördern – und signalisiert Offenheit dafür, die Emissionen mithilfe der CCS-Technologie [3][unterirdisch zu verpressen]. Auch die EU-Kommission verweist auf diese Option. Das ist eine Scheinlösung: Die Methoden sind in großem Stil unerprobt und enorm teuer. Sie sollten nur solchen Fällen vorbehalten sein, in denen es wirklich keine andere Lösung gibt. Die eigentlich große Zahl kommt indes unscheinbar daher: 2023 war die Welt schon um 1,48 Grad heißer. 8 Feb 2024 ## LINKS (DIR) [1] /Streit-ueber-EU-Klimaziele/!5987262 (DIR) [2] /Fossiler-Strom/!5987264 (DIR) [3] /Carbon-Capture-and-Storage-CCS/!5987082 ## AUTOREN (DIR) Susanne Schwarz ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Europäische Union (DIR) CO2-Emissionen (DIR) CCS (DIR) GNS (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) CO2-Emissionen (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) CO2-Emissionen (DIR) Schwerpunkt Klimawandel ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Kohleausstieg in Rheinland und Lausitz: Grüne feiern Abschaltung Deutschland will raus aus der Kohle. Nur über das Enddatum gibt es noch Streit. Ostern sind in Deutschland sieben Kraftwerksblöcke vom Netz gegangen. (DIR) Habecks CO2-Speicherpläne: Meeresboden soll CO2-Lager werden Die Ampel will das Speichern des klimaschädlichen Gases ermöglichen. Die Wirtschaft findet’s prima, Umweltschützer nicht. (DIR) Neues Klimaziel für 2040: 90 Prozent weniger CO2 Die EU will bis 2050 klimaneutral werden. Ein weiteres Etappenziel auf diesem Weg hat die Kommission nun vorgeschlagen. (DIR) Forscher über CO₂-Zertifikate: „Eine Tonne CO₂ ist eine Tonne CO₂“ Firmen können Zertifikate kaufen, um „naturneutral“ zu werden. Sophus zu Ermgassen von der Uni Oxford warnt vor Greenwashing – sieht aber auch Potenzial. (DIR) Fossiler Strom: Regierung fördert Gaskraftwerke Die Ampel hat sich auf eine Kraftwerksstrategie geeinigt. Klimaschützer*innen kritisieren, es gebe zu viele offene Fragen beim Ausstieg.