# taz.de -- Schutz vor Extremwetter: Versicherer für Anpassung ans Klima > Die Erderhitzung führt zu immer mehr Schäden. Vier Ministerpräsidenten > mahnen bei Kanzler Olaf Scholz eine Pflichtversicherung gegen Überflutung > an. (IMG) Bild: Versichert? Hochwasser an der Ruhr, hier ein überschwemmter Campingplatz BERLIN taz | Die Versicherungsbranche drängt Länder und Kommunen [1][angesichts der jüngsten Überflutungen in Nord- und Ostdeutschland], mehr für die Vorbeugung von Klimaschäden zu unternehmen. „Das Hochwasser hat gezeigt, dass der Handlungsdruck an die Klimaanpassung steigt“, sagte der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Norbert Rollinger am Donnerstag vor Journalist:innen. Die Überschwemmungen um die Jahreswende in Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben nach Schätzungen des GDV versicherte Schäden von 200 Millionen Euro verursacht. Der Gesamtschaden wird weitaus höher sein, [2][da viele Schäden nicht versichert sind]. Schätzungen über die gesamten volkswirtschaftlichen Verluste liegen noch nicht vor. Das Wetterereignis mit starkem Regen sei nicht ungewöhnlich gewesen, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Problematisch war es dadurch, dass Deiche und Dämme nicht ausreichend an die Folgen des Klimawandels angepasst waren.“ Ohne mehr Prävention würden sich die Beiträge in der Gebäudeversicherung innerhalb der kommenden zehn Jahre oder früher verdoppeln, sagte GDV-Präsident Rollinger. „Länder und Kommunen müssen angesichts des Klimawandels jetzt handeln.“ Entsprechende Maßnahmen müssten in den Bauordnungen der Länder verankert werden, forderte er. Nötig sei ein Baustopp in gefährdeten Arealen. Jährlich würden noch 1.500 Gebäude in Hochwassergebieten gebaut, sagte er. Außerdem sollte die öffentliche Hand über ein bundesweites Naturgefahrenportal Risiken deutlich machen. „Nur wenn die Gefahren transparent sind, werden die Verantwortlichen Präventionsmaßnahmen umsetzen“, sagte er. Länder wie die Schweiz oder Österreich seien in diesem Punkt weiter. Aufgrund der fortschreitenden Klimaveränderungen rechnen die Versicherer generell mit steigenden Schäden – die die Branche überfordern könnten. Ihr Vorschlag: Verursacht eine Naturkatastrophe Megaverwüstungen, wollen sie bis zu 30 Milliarden Euro zahlen – den Rest soll der Staat übernehmen ## Versicherungsbranche gegen Pflicht Eine Pflichtversicherung für Hauseigentümer gegen Hochwasser, wie sie [3][von Verbraucherschützer:innen] und den Bundesländern gefordert wird, lehnt die Branche dagegen ab. Durch eine Pflichtversicherung würde das Interesse an einer Schadenvorbeugung sinken, behauptete Rollinger. Das Problem: Versicherungen kommen bei Überschwemmungen oder Extremregen nur für Schäden auf, wenn die Policen einen speziellen Baustein haben, den sogenannten Elementarschutz. Das ist aber vielen Kund:innen nicht klar. Nach Angaben des GDV haben bundesweit nur 54 Prozent der Gebäudeversicherungen so einen Zusatz. In Bremen und Niedersachsen sind es sogar nur 32 bis 33 Prozent. Ist die Versicherungsdichte gering, muss der Staat bei hohen Schäden einspringen. Die Regierungschefs aus Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für die Bewältigung der Hochwasserschäden Hilfen vom Bund. Außerdem mahnen sie eine Pflichtversicherung gegen Überflutungen an. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) blockiert so eine Lösung bislang. Es sei „sehr bedauerlich, dass die Bundesregierung seit nunmehr fast zwei Jahren der Aufforderung der Ministerpräsidentenkonferenz nicht nachgekommen ist, einen entsprechenden Regelungsvorschlag vorzulegen“, heißt es in dem Schreiben. 25 Jan 2024 ## LINKS (DIR) [1] /Hochwasser-in-Deutschland/!5981647 (DIR) [2] /Finanzierung-von-Klimaschaeden/!5982359 (DIR) [3] /Versicherung-fuer-alle/!5799750 ## AUTOREN (DIR) Anja Krüger ## TAGS (DIR) Hochwasser (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Versicherung (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Kolumne Starke Gefühle (DIR) Hochwasser ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Finanzierung von Klimaschäden: Kollektive Lösungen sind nötig Dass die Bundesregierung Hilfen zusagt, reicht nicht. Ein Plan zur Finanzierung von Klimaschäden muss her. Eine Pflichtversicherung wäre ein Anfang. (DIR) Wetteränderung nach Hochwasser: Und morgen laufen wir Schlittschuh Im überschwemmten Oldenburg bemerkt man dieser Tage mal wieder deutlich: Wir verdrängen die gröbsten Probleme, solange wir sie selbst nicht spüren. (DIR) Ökologe über Überschwemmungsgebiete: „Wir haben zu viele Auen verloren“ Seit Jahrzehnten heißt es bei Hochwasser-Katastrophen, Flüssen müsse mehr Raum gegeben werden. Der Auenökologe Mathias Scholz erklärt, warum das so ist.