# taz.de -- Ehemalige Stasi-Zentrale in Lichtenberg: Viele Ideen, kein Plan
       
       > An Vorschlägen für die Zukunft der ehemaligen Stasi-Zentrale in
       > Lichtenberg mangelt es nicht – seit Jahren. Vom Fleck kommt das Projekt
       > trotzdem nicht.
       
 (IMG) Bild: Stasi-Muff mit Grünpflanze: Irgendwann soll die ganze Ex-MfS-Zentrale zu einem richtigen Demokratie-Campus werden
       
       BERLIN taz | Beigefarbene Wände und Vorhänge, braune Teppiche, wuchtige
       Möbel aus hellem Holz – alles in den [1][Büros der ehemaligen Zentrale des
       Ministeriums für Staatssicherheit] in Lichtenberg ist eintönig und
       schlicht. Das einzig Bunte sind die blauen Polster der Sessel in den
       Besprechungszimmern der Ministeretage.
       
       Für Besucher ist es wie eine Reise in eine düstere Zeit. Dieser Eindruck
       wird verstärkt durch eine der Schautafeln, auf der es heißt, dass die
       Damentoilette der Etage zur Küche umfunktioniert wurde – denn Frauen gab es
       auf dieser Machtebene damals nicht.
       
       Heute dient der gigantische Gebäudeblock aus 22 Häusern in der Ruschestraße
       der Erinnerung. Ein Teil der Gebäude wurde in ein Stasi-Museum umgewandelt.
       Seit 2012 gibt es die Idee, aus diesem düsteren Ort insgesamt einen „Campus
       für Demokratie“ zu errichten.
       
       „Es gibt keine bessere Möglichkeit, aus den von Diktatur und Repression
       geprägten Räumen etwas Gutes und Zukunftsweisendes zu schaffen“, sagt der
       Sprecher der SPD-Fraktion für Aufarbeitung der SED-Diktatur, Andreas
       Geisel, vormals Berliner Innen- und Bausenator.
       
       ## Wie was wann? Komplett unklar
       
       Allerdings lässt die Geschwindigkeit der Umsetzung bislang zu wünschen
       übrig. Zwar finden bereits verschiedene Veranstaltungen, Workshops und
       Seminare statt, die das Demokratieverständnis vertiefen sollen, doch die
       Größe des Campus bietet weitaus mehr kulturelle Möglichkeiten. Mehrere
       zehntausend Quadratmeter Bürofläche stehen noch leer.
       
       Die Planung und Umsetzung der Nachnutzung dieser Fläche nimmt viel Zeit in
       Anspruch. Grund dafür ist nicht nur die Privatisierung der Gebäude auf dem
       Campus, sondern auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren.
       Auch die jüngste externe Sitzung des Kulturausschusses des
       Abgeordnetenhauses auf dem Gelände des Campus für Demokratie brachte keine
       neuen Beschlüsse oder Vereinbarungen.
       
       Heraus kam lediglich der parteiübergreifende Konsens, diesen Block
       erinnerungskulturell zu entwickeln – auch das wird bereits seit Jahren
       beteuert. Alle Beteiligten sind sich zwar wie gehabt einig, das etwas mit
       den Flächen geschehen soll. Aber die zentralen Fragen, wie was wann und mit
       welchen finanziellen Mitteln umgesetzt werden soll, bleiben ebenfalls wie
       gehabt ungeklärt.
       
       ## Bebauungsplan bis 2026
       
       Robin Mishra vom Bundesarchiv, dem wiederum das Stasi-Unterlagen-Archiv
       unterstellt ist, hob am Montagnachmittag anlässlich des Betriebsausflugs
       des Kulturausschusses nach Lichtenberg noch einmal die Bedeutung des
       Geländes hervor.
       
       Zugleich mahnte Mishra, [2][dass jetzt endlich auch mal „ein starkes
       politisches Signal“ brauche], „dass die Campusplanung entsprechend der
       Beschlüsse in Bund und Land Gestalt annehmen soll und dass Gelder für die
       dringend notwendigen Sanierungs- und Neubaumaßnahmen bereitgestellt
       werden“.
       
       Das nächste Ziel ist nun, bis 2026 den Bebauungsplan auf den Weg zu
       bringen. Der Fokus soll dabei auf der Belebung des Blocks durch eine
       kulturelle und gewerbliche Nutzung liegen. Die leer stehenden Flächen
       könnten unter anderem für Jugendherbergen, Kindertagesstätten sowie
       Unternehmen genutzt werden.
       
       Einen größeren Kontrast zu seiner ursprünglichen Nutzung kann man sich
       wahrlich kaum vorstellen. Angesichts der derzeitigen Tristesse des Ortes
       muss allerdings noch viel auf dem Gelände passieren, wenn daraus eines
       Tages tatsächlich ein Campus für Demokratie werden soll.
       
       28 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Mit-System-durch-die-Ex-Stasi-Zentrale/!5854487
 (DIR) [2] https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/ueber-uns/notizen/details/kulturausschuss-des-berliner-abgeordnetenhauses-tagt-auf-dem-campus-fuer-demokratie/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rosa Mosinzer
       
       ## TAGS
       
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