# taz.de -- Die Wahrheit: Wider das Deppentum!
       
       > Lebenslänglich Bayer: Warum den Mördern der Linde auf dem
       > „Franz-Eberhofer-Kreisel“ in Frontenhausen ausdrücklich zu danken ist,
       > steht im Folgenden.
       
       Nein, ich habe nichts gegen Bäume. Ich bin gern im Wald unterwegs. Wenn ich
       mir sicher bin, dass es niemand sieht, umarme ich sogar bisweilen einen
       Baumstamm.
       
       Irgendwo im Internet habe ich mal gelesen, dass sich das positiv auf
       Blutdruck und Herzfrequenz auswirken kann. Und auch wenn ich als
       Pollenallergiker im Frühjahr immer an Kettensägen denken muss, wenn ich
       eine Birke sehe, freue ich mich doch, wenn die Bäume nach den kalten Tagen,
       wie es so schön heißt, endlich ausschlagen. So bin ich fast ein wenig über
       mich selbst erschrocken, als ich über das Attentat auf einen bekannten Baum
       in Bayern mehr als nur klammheimliche Freude empfunden habe.
       
       Auch heute noch, ein paar Tage nach dem Baumfrevel von Frontenhausen im
       Landkreis Dingolfing, zeichnet sich ein Lächeln in meinem Gesicht ab, wenn
       ich daran denke, dass von der 20 Jahre alten Linde inmitten eines
       Kreisverkehrs nichts als ein Stumpf geblieben ist. Es ist der
       „Franz-Eberhofer-Kreisel“, auf dem die Mörder der Linde zur Säge gegriffen
       haben.
       
       Benannt ist er nach dem depperten Polizisten, der in den Heimatkrimis von
       Rita Falk meist recht hilflos und nur mit einer Leberkässemmel bewaffnet
       durch die niederbayerische Provinz tapert. Und weil es in Frontenhausen so
       traurig aussieht, wie die Krimiautorin den fiktiven Ort Niederkaltenkirchen
       in ihren Büchern beschreibt, wurde das Kaff zum Drehort für die
       Eberhofer-Filme.
       
       ## Hauptkaff des bayerischen Deppentums
       
       Ein Pappaufsteller mit den Hauptfiguren ist auf der Verkehrsinsel
       unübersehbar angebracht und weist den vielen Fans den Weg in das Hauptkaff
       des bayerischen Deppentums dieser Tage. Da tummeln sich neben dem leicht
       blöden Dorfpolizisten, seinem schwer verblödeten Chef, dem Metzger, der
       nicht viel mehr Hirn hat, als in eine gute Weißwurst passt, irgendwelche
       Weiber, die es halt auch braucht, damit die Männer etwas haben, auf das sie
       starren oder das sie im Swingerclub aufreißen können.
       
       Es fließt jede Menge Bier und Schnaps, weil von irgendetwas muss ein
       gestandener Bayer schließlich leben. Und die resolute Oma kann ja nicht
       jeden Tag ein Rehragout zaubern, einen Kaiserschmarrn servieren oder einen
       Schweinskopf al dente garen.
       
       Es ist ein grauenhaftes Bayernbild, das da gezeichnet wird. Und am
       lautesten wird darüber in Bayern selbst gejubelt, wahrscheinlich weil man
       in den Eberhoferkrimis noch das N-Wort sagen darf, der Vollrausch noch ein
       Menschenrecht für Männer ist und es am Ende eh nichts Schlimmeres gibt als
       die Oberpolizistin, die Karikatur einer Feministin, wie man sie in den
       braunsten Telegram-Gruppen nicht finsterer zeichnen könnte.
       
       Wenn die Baumfäller von Frontenhausen mit ihrer Aktion also ein Fanal gegen
       das Eberhofer’sche Bayern setzen wollten, dann gehört ihnen jede Sympathie.
       Meine haben sie jedenfalls. Und das Weltklima wird der Tod dieses Bäumchens
       schon nicht zum Kippen bringen.
       
       15 Mar 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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