# taz.de -- Betriebsratswahl bei Tesla: Echte Demokratie in Grünheide
       
       > Die Tesla-Beschäftigten haben einen neuen Betriebsrat gewählt. Stärkste
       > Liste wurde die IG Metall – zum Ärger von Gewerkschaftsfeind Elon Musk.
       
 (IMG) Bild: Für sie will die IG Metall einen Tarifvertrag erstreiten: Tesla-Beschäftigte auf dem Weg in die „Gigafactory“ in Grünheide
       
       BERLIN taz | Der US-Multimilliardär Elon Musk hat es aber auch nicht
       leicht. Erst der Ärger über [1][die anhaltenden Proteste] gegen seine
       naturzerstörerischen [2][Pläne, die Tesla-Dependance im brandenburgischen
       Grünheide zu erweitern]. Und jetzt bekommt der erklärte Gewerkschaftsfeind
       auch noch die IG Metall auf den Hals. Bei der am Mittwoch zu Ende
       gegangenen Betriebsratswahl in seiner „Gigafactory“ wurde sie zur stärksten
       Liste gewählt.
       
       Wie der Wahlvorstand der Belegschaft mitgeteilt hat, erhielt die Liste „IG
       Metall Tesla Workers GFBB“ 3.516 der 8.917 gültigen Stimmen, also rund 39,4
       Prozent. Im neuen Betriebsrat kommt sie auf 16 von insgesamt 39 Sitzen. Mit
       3.201 Stimmen landete die Liste „Giga United“ um die derzeitige
       Betriebsratsvorsitzende Michaela Schmitz nur auf Platz 2. Sie kommt auf 15
       Sitze. Die restlichen Plätze teilen sich drei kleinere Listen.
       
       Vorausgegangen war ein ungewohnt hart geführter Betriebsratswahlkampf. Die
       IG-Metall-Liste warb mit einem zehn Punkte umfassenden Programm für sich.
       Wobei gleich der erste Punkt einem Misstrauensvotum gegen den bestehenden
       Betriebsrat gleichkam: „Der Betriebsrat muss auf der Seite der Belegschaft
       stehen – ohne Wenn und Aber.“ Genau das ist aus Sicht der Gewerkschaft
       bislang nicht der Fall. Außerdem kritisierte sie Tesla scharf. So würde „zu
       oft beim Unfallschutz gespart“. Es dürfte auch keinen Lohnentzug mehr bei
       Krankheit geben.
       
       Als zentrale Forderung benannte die Gewerkschaft den Abschluss eines
       Tarifvertrages, mit dem höhere Entgelte, kürzere Arbeitszeiten und mehr
       Urlaub rechtssicher vereinbart werden sollten. „Ein besseres Tesla ist
       möglich“, gab der IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze als Losung aus.
       
       ## Stimmungsmache gegen die IG Metall
       
       Betriebsratschefin Schmitz machte demgegenüber heftig Stimmung gegen die IG
       Metall. „Was wir nicht brauchen, ist eine Gewerkschaft, die versucht, uns
       auszubremsen, die versucht, uns eine Schablone drüberzulegen, nur damit wir
       allen anderen Autobauern gleicher werden“, wetterte sie in der vergangenen
       Woche laut Handelsblatt in einer Rede vor der Belegschaft. In ihrem
       Programm warnte „Giga United“ vor „Frontenbildung und Klassenkampf“.
       
       Auch Elon Musk mischte sich persönlich ein. Mit Blick auf die IG Metall
       verkündete er bei seinem Besuch am Mittwoch vergangener Woche, „eine
       externe Instanz, deren Interessen vielleicht nicht mit denen von Tesla
       übereinstimmen“, würde „nicht so gut sein“. Auch sprach er sich strikt
       gegen einen Tarifvertrag aus. Nach seiner Erfahrung würden Tarifverträge
       dazu neigen „Unternehmen zu spalten“, meinte Musk.
       
       Nun wird sich das Tesla-Management wohl erst einmal auf einen weniger
       gefälligen Kurs der Arbeitnehmer:innenvertretung einstellen müssen.
       Denn bisher galt der Betriebsrat des Elektroautobauers als arbeitgebernah.
       
       Das hat etwas mit seiner Gründungsgeschichte zu tun. Denn der erste
       Betriebsrat wurde Ende Februar 2022 [3][noch vor der offiziellen Eröffnung
       des Grünheider Werkes] gewählt. Damals war der Personalaufbau noch in
       vollem Gange und es gab dort nur rund 2.500 Beschäftigte, die sich an der
       Wahl beteiligen konnten. Vor allem in der Produktion, wo üblicherweise die
       Kernklientel der IG Metall beschäftigt ist, fehlte noch ein großer Teil der
       Belegschaft. Mittlerweile arbeiten 12.500 Menschen bei Tesla.
       
       Hinter der von der IG Metall kritisierten frühen Betriebsratswahl stand der
       Versuch, die Gewerkschaft auszutricksen und auszubremsen. Mit Erfolg:
       Damals gelang es ihr nicht einmal, mit einer eigenen Liste anzutreten. Die
       Wahl gewann seinerzeit „Gigavoice“, eine laut IG Metall „in weiten Teilen
       dem Management nahestehende Liste“, auf der etliche leitende Beschäftigte
       kandidierten – die Vorläuferin von „Giga United“.
       
       Doch das ist Geschichte. Zum Leidwesen von Elon Musk und dem
       Tesla-Management ist die IG Metall nun mit zweijähriger Verzögerung doch in
       den Betriebsrat eingezogen. Jetzt werden die Karten neu gemischt.
       
       21 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Protestcamp-gegen-Tesla-in-Gruenheide/!5999388
 (DIR) [2] /Buergerbefragung-zur-Werkserweiterung/!5993733
 (DIR) [3] /Produktionsstart-bei-Tesla/!5841228
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tesla
 (DIR) Elon Musk
 (DIR) Betriebsrat
 (DIR) IG Metall
 (DIR) Gewerkschaft
 (DIR) Elektroauto
 (DIR) Grünheide
 (DIR) GNS
 (DIR) Betriebsrat
 (DIR) USA
 (DIR) Elon Musk
 (DIR) Elon Musk
 (DIR) Tesla
 (DIR) IG Metall
 (DIR) Schwerpunkt Klimaproteste
 (DIR) Tesla
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bundesrat regelt Betriebsratsvergütung: Klarere Regeln bei kniffliger Frage
       
       Ein Urteil des Bundesgerichtshofs hatte 2023 bei vielen Betriebsräten für
       Verunsicherung gesorgt. Ein geändertes Gesetz soll nun eine rechtliche
       Lücke schließen.
       
 (DIR) Volkswagen-Gewerkschaft in den USA: VW-Arbeiter haben die Wahl
       
       Im VW-Werk in Tennessee stimmen die Beschäftigten erneut ab, ob künftig
       eine Gewerkschaft ihre Interessen vertreten soll. Diesmal könnte es
       klappen.
       
 (DIR) Elon Musks Raketenfirma SpaceX: Schlechter Start
       
       Die Firma SpaceX testet in Texas Raketen, die die Menschheit zum Mars
       bringen sollen – und lässt jetzt schon Umweltschäden und Zerstörung zurück.
       
 (DIR) Verbreitung von Falschnachrichten auf X: Brasilien ermittelt gegen Musk
       
       Elon Musk bedrohte einen brasilianischen Richter auf seiner Plattform X.
       Nun hat Brasiliens Oberster Gerichtshof ein Verfahren eingeleitet.
       
 (DIR) Wald-Besetzung gegen Tesla: Die Utopie wächst im Kiefernwald
       
       Besetzer:innen im Tesla-Wald wollen Rodung verhindern und Visionen für
       ein „anderes“ Leben entwickeln. Ein Oster-Besuch mit Übernachtung.
       
 (DIR) Autohändler feuert Betriebsrat: „Skandalöser Angriff“
       
       Der Autohändler „Nord Ostsee Automobile“ hat dem Vorsitzenden des
       Betriebsrats in Hannover gekündigt. Die IG Metall geht auf die Barrikaden.
       
 (DIR) Protestcamp gegen Tesla in Grünheide: Die Baumhäuser dürfen bleiben
       
       Die Räumung des Protestcamps ist ausgesetzt. Das Verwaltungsgericht Potsdam
       entschied zugunsten der Aktivist:innen. Wie geht es jetzt weiter?
       
 (DIR) Ist Tesla schlecht fürs Klima?: Auch unter den Neuen ist ein SUV
       
       Tesla macht vor allem mit seinem Werk in Grünheide Schlagzeilen. Dort setzt
       der E-Autobauer seine Fahrzeuge zusammen. Wie klimafreundlich sind sie?
       
 (DIR) Demos pro und contra Tesla: Kampf ums Brandenburger Wasser
       
       Tesla bleibt in Grünheide? Dann bleiben die Waldbesetzer*innen auch –
       und bekommen Solidarität. Doch es gibt auch Freunde des Musk-Unternehmens.