# taz.de -- Internationaler Frauenkampftag: Gleicher Lohn statt Blumen
       
       > Tausend gingen anlässlich des Internationalen Frauentags in Berlin auf
       > die Straße. Das zentrale Thema: Bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen
       > für Frauen.
       
 (IMG) Bild: Voller Erfolg: Demo am Frauentag vom Oranienplatz zum Brandenburger Tor
       
       BERLIN taz | Der Himmel ist strahlend blau, Regenbogenfahnen wehen, auch
       Antifaflaggen sind zu sehen. Von der Bühne trällert das Lied „Supergirl“
       unter reger Mitsingbeteiligung der Demonstrant*innen: „Sie ist stets
       bereit, Supergirl, schau was sie alles kann.“ [1][Anlässlich des
       Internationalen Frauentags,] der in Berlin ein Feiertag ist, hat ein
       Bündnis aus Gewerkschaften und Initiativen an diesem Freitag zu einer
       Demonstration vom Kreuzberger Oranienplatz zum Brandenburger Tor
       aufgerufen. Laut Veranstaltern sind es bei der Kundgebung am Ende 8.000 bis
       10.000 Teilnehmende, die Polizei spricht von 4.500 Menschen.
       
       Viele Menschen tragen selbst gebastelte Schilder, einige auch großflächige
       Transparente. Bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen lautet die
       zentrale Forderung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die
       zu den Demo-Organisatoren gehört, fordert: Mehr „Funktionsstellen an
       Grundschulen und Förderzentren“, da vor allem der prozentuale Anteil von
       weiblichen Beschäftigten je nach Schulform stark variiere.
       
       „Mehr Karrierewege für Erzieher*innen“ lautet eine andere Forderung, der
       sich auch zwei Erzieherinnen aus dem Wedding anschließen, die zu der Demo
       gekommen sind. „Ich arbeite für einen freien Träger mit Sitz im ehemaligen
       Osten, dementsprechend werde ich entlohnt“, erzählte eine der beiden der
       taz. Die Entlohnung mache schon einen Unterschied, gerade wenn „man in
       Berlin wohnt.
       
       ## Demonstration schon am Vorabend
       
       Schon am Vorabend waren rund 100 Menschen zu einer Kundgebung zum
       Rosa-Luxemburg Platz gekommen. Die IL Berlin, Deutsche Wohnen & Co
       enteignen und das Netzwerk gegen Femizide wollten unter dem Motto
       „Patriarchat enteignen!„auf die Verknüpfung von Femiziden mit der
       Wohnungsfrage aufmerksam machen. Zu den Teilnehmenden gehörten auch
       Flinta*. Flinta* ist ein inklusiver Begriff für Frauen, Lesben, aber auch
       für intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen.
       
       „Die Häuser denen, die Schutz brauchen“ und „Patriarchat enteignen“
       skandierten die Teilnehmenden. Auch Alina Bongk, queere Mutter von zwei
       Kindern, kennt das Wohungsproblem. „Ich lebe seit 20 Jahren hier und
       bekomme im Bekannten- und Freundeskreis mit, wie schwer es für Betroffene
       ist, eine Wohnung zu finden,“ sagte sie zur taz. Es handele sich um ein
       strukturelles Problem, dass nur durch staatliche Unterstützung und
       Enteignung privater Immobilienunternehmen gelöst werden könne.
       
       „Die Miet- und Wohnungspolitik müsste feministisch gedacht werden, um
       [2][Opfern patriarchaler Gewalt Schutz bieten] zu können“, sagte einer der
       Sprecher nach der Kundgebung zur taz. „In Deutschland fehlen rund 14.000
       Plätze in Frauenhäusern.“
       
       Über 1 Millionen Berliner*innen hatten 2021 für eine Enteignung der
       Wohnkonzerne gestimmt. „Beim Zugang zum Wohnungsmarkt sind wir strukturell
       benachteiligt“, so der Sprecher weiter. Das liege am so genannten
       Gender-Pay Gap, der noch immer bei 18 Prozent liege. „Wir Flinta* arbeiten
       nicht weniger, sondern übernehmen in unserer Gesellschaft den Großteil der
       unbezahlten Care-Arbeit.“ Auch der „aktuell kapitalistische Wohnungsmarkt“
       dränge viele [3][Personen in Abhängigkeitsverhältnisse], was oft zu
       Femiziden führe.
       
       ## Viele Versammlungen am Frauentag
       
       Am Frauentag selbst waren bis zum Abend mehrere Demonstrationen und
       Kundgebungen in der Hauptstadt geplant. Auch aus der linksradikalen Szene
       waren Demonstrationen in Friedrichshain und Kreuzberg angemeldet mit
       jeweils mehreren Hundert Menschen. Die mit Anstand größte Demo war aber die
       am Mittag. Die im Vorfeld von der GEW gegenüber der taz geäußerte Hoffnung
       auf „eine große, kraftvolle Demo zum feministischen Kampftag“ hat sich
       erfüllt.
       
       Unweit des Brandenburger Tors versammelten sich am frühen Nachmittag auf
       der Straße Unter den Linden laut Polizei etwa 4000 Menschen zu einer
       weiteren Versammlung. Mehrere trugen propalästinensische Flaggen mit sich.
       Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde auch ein verbotenes Lied
       abgespielt. Da dies gegen die Auflagen verstoßen habe, sei die
       Versammlungsleitung aufgefordert worden dafür zu sorgen, dass sich das
       nicht wiederhole. Zudem sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden,
       sagte der Sprecher.
       
       8 Mar 2024
       
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