# taz.de -- Was René Benkos Insolvenz bedeutet: Sozialwohnung droht nicht
       
       > Der Pleitier aus Österreich hat Insolvenz angemeldet. In Armut wird er
       > nicht sinken, denn sein Geld hat er in Stiftungen im Familienumfeld
       > gebunkert​.
       
 (IMG) Bild: Ein Bild aus besseren Tagen: René Benko bei der Eröffnung des Park Hyatt Vienna in Wien, Juni 2014
       
       MÜNCHEN taz | „Das ist Trick 17“, sagt Gerrit Heinemann trocken. „Ich gehe
       davon aus, dass René Benko so luxuriös weiterleben kann wie bisher“, meint
       der Wirtschaftsprofessor von der Hochschule Niederrhein. Denn bei den
       verschiedenen Stiftungen, auf denen die Hand des ehemaligen
       Immobiliengiganten liegt, könne man nicht zugreifen, so die Einschätzung
       Heinemanns.
       
       Die Nachricht hatte am Donnerstag für Aufsehen gesorgt: René Benko, dessen
       riesiges Firmenkonstrukt im November vergangenen Jahres wegen Überschuldung
       zusammengekracht ist, hat als Unternehmer Insolvenz angemeldet. Damit geht
       es, wie bei einer Privatinsolvenz, um sein gesamtes persönliches Vermögen,
       auf das der Insolvenzverwalter Zugriff hat.
       
       So weit, so klar – allerdings nur auf der formalen Ebene. Danach wird es
       kompliziert. „Die große Frage lautet: Was ist denn sein Vermögen?“,
       rätselte Cornelia Wesenauer vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) im
       ORF-Fernsehen. Der AKV ist eine Gläubigerschutzorganisation. Und über
       dieser Frage diskutiert gerade halb Österreich und alle, die mit den
       Benko-Unternehmen zu tun hatten.
       
       Dieser hat mit dem Signa-Firmengeflecht hohe Gewinne gemacht und diese
       vermutlich zu großen Teilen auf die Seite geschafft. Doch die vielen
       Gläubiger – a[1][lso Unternehmen, Banken, Versicherungen oder auch
       Einzelpersonen, die ihm Geld gegeben haben – sitzen auf riesigen
       Verlusten]. Verschiedene Konkursverwalter in Deutschland und Österreich
       versuchen, einzelne Teilfirmen zu Geld zu machen, so gut das eben geht.
       
       ## Das Geld dürfte in der Familie bleiben
       
       Zentral sind die verschiedenen Privatstiftungen, die Benko gegründet hat.
       Dazu zählen die Familie-Benko-, die Laura- (benannt nach seiner Tochter)
       und die Ingbe-Stiftung, deren Namensträgerin Benkos Mutter Ingeborg ist und
       die ihren Sitz in der Steueroase Liechtenstein hat. In die Stiftungen
       flossen Gewinne der Unternehmen. Die Begünstigten der Stiftungen sind
       geheim, sie dürften aber nicht René Benko heißen, sondern in seinem
       Familienumfeld zu finden sein. Auch gehört Benko keines der über 1000
       Unternehmen des Signa-Imperiums direkt.
       
       Benko war einst ein junger, steil aufsteigender Musterunternehmer, bestens
       in der Politik vernetzt, dem scheinbar alles gelang. Er stemmte große, edle
       Immobilienprojekte in Österreich, Deutschland und Italien, überall in den
       besten Lagen. Doch dann stiegen die Kreditzinsen, die Kosten am Bau
       verteuerten sich rasant, die Nachfrage brach ein. Die bekanntesten
       Benko-Hinterlassenschaften sind die Kaufhauskette Galeria-Karstadt-Kaufhof
       (jetzt in Insolvenz), [2][der zu einem Drittel fertiggestellte Elbtower in
       der Hamburger Hafencity (Zukunft ungewiss)] sowie die KaDeWe-Gruppe
       (insolvent, kann man kaufen).
       
       Im für Benko besten und für die Gläubiger und die Allgemeinheit schlimmsten
       Fall wird er gar kein persönliches Vermögen vorweisen, das man holen
       könnte. Hoffnung auf Aufklärung wird dennoch verbreitet. „Der
       Insolvenzverwalter hat einen großen Werkzeugkoffer“, sagt Karl-Heinz Götze
       vom Wiener „Kreditschutzverband von 1870“. Geprüft würden
       Geldverschiebungen auch an Familienmitglieder, ebenso wie die Stiftungen.
       Bis zu einem Abschluss und der Klärung der Frage, was René Benko
       tatsächlich besitzt, dürfte es aber Jahre dauern.
       
       Konkreter wird aber nun der Luxus-Lebenswandel von Benko und den seinen
       unter die Lupe genommen. Ein Parlaments-Untersuchungsausschuss prüft gerade
       Benkos steuerliches Verhalten. So kam am Donnerstag heraus, dass er für
       seinen Privatjet Ausgaben geltend machen konnte, ein Beamter sagte laut dem
       Nachrichtenportal puls24.at, dass der Steuerzahler den Flieger „bisher mit
       neun Millionen Euro mitfinanziert“ habe.
       
       ## Ein Jet als Dienstfahrzeug
       
       Den Innsbrucker Wirtschafts-Professor Leonhard Dobusch, ein Kenner der
       Causa Benko, wundert auch das nicht. Der Jet sei eben als eine Art
       Dienstfahrzeug angesehen worden, sagt er dieser Zeitung. „Zwar gibt es das
       Dienstwagenprivileg“, so Dobusch, „aber die Kosten für einen Ferrari kann
       man ja auch nicht voll absetzen.“ Im Fall Benko bringt er den Begriff der
       „verdeckten Gewinnausschüttung“ ins Spiel.
       
       Ebenso sollte geschaut werden, meint Dobusch, was aus den Millionen Euro an
       Beraterhonoraren für Benko geworden ist. Diese habe er für die Beratung
       seiner eigenen, formal unabhängigen Signa eingestrichen. Auch Dobusch geht
       davon aus, dass Benko dennoch nicht als armer Mann endet: „Es würde mich
       wundern, wenn er später in einer Genossenschaftswohnung in Innsbruck lebt.“
       
       In die Tiroler Landeshauptstadt und an seinen Geburtsort hat es Benko,
       dessen Vermögen sich laut Forbes von Sommer 2023 bis November 2023 auf 2,5
       Milliarden Euro halbiert hat, in den letzten Jahren wieder mehr und mehr
       gezogen. So wurde etwa der Sitz der Signa Holding als Dachgesellschaft von
       Wien nach Innsbruck verlagert.
       
       Grund dafür könnte sein, so wird im Untersuchungsausschuss gemutmaßt, dass
       Benko mit den Wiener Finanzbehörden Ärger bekam. Und dass die Steuerbeamten
       in seiner Heimat ihm gewogener entscheiden.
       
       8 Mar 2024
       
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