# taz.de -- Protest gegen Autofabrik: Tesla-Camp droht Räumung
       
       > Seit Ende Februar harren Gegner der Tesla-Erweiterungspläne in einem
       > Waldstück in Brandenburg aus. Ab Mitternacht könnte die Polizei
       > eingreifen.
       
 (IMG) Bild: Ein Aktivist im Camp im Wald in Grünheide im März
       
       GRÜNHEIDE dpa/taz | Die Versammlungsanmeldung für ein [1][Protestcamp gegen
       Erweiterungspläne des E-Autobauers Tesla] läuft in der Nacht zum Samstag ab
       – ab Mitternacht ist eine Räumung möglich. Die Polizei hält sich bislang
       bedeckt, eine mögliche Verlängerung der Versammlung bis zum 20. Mai werde
       derzeit geprüft. Die Aktivisten hatten eine Verlängerung angemeldet. Nach
       Angaben der Initiative „Tesla stoppen“ halten aktuell „60 bis 80 Leute“
       einen Teil des Landeswaldes in Brandenburg nahe dem Tesla-Werk besetzt, den
       das Unternehmen von Elon Musk im Falle einer Erweiterung seines Geländes
       roden will.
       
       Die Aktivisten hatten das Camp wie eine Demonstration als politische
       Versammlung angemeldet. Solche Veranstaltungen unterliegen dem
       Versammlungsrecht und müssen von der Polizei nicht extra genehmigt werden.
       Sie können aber unter bestimmten Umständen untersagt oder mit Auflagen
       versehen werden.
       
       Das Ziel der Aktivisten ist, eine Rodung des fraglichen Waldstücks zu
       verhindern. Bei einer Befragung hatte auch eine Mehrheit der Anwohner die
       Pläne von Tesla abgelehnt. Die Linken-Europakandidatin Carola Rackete
       stellte sich am Freitag auf die Seite der Waldbesetzer: „Eine Räumung der
       Waldbesetzung in Grünheide wäre fatal“, sagte die Klima- und
       Flüchtlingsaktivistin am Freitag. „Die Genehmigungen für das Protestcamp im
       Wald und die Mahnwache sollten bis Mai verlängert werden.“
       
       Angesichts der Widerstände gegen die Erweiterungspläne – auch in der
       Grünheider Bevölkerung – hatte die [2][Gemeinde am Donnerstag auf ihrer
       Internetseite Vorschläge für eine neue Version des entsprechenden
       Bebauungsplans] vorgestellt. Demnach sollen unter anderem statt der mehr
       als 100 Hektar, die ursprünglich zur Rodung für die Erweiterung des
       Geländes vorgesehen waren, nur etwa 50 Hektar Wald gerodet werden.
       
       Die andere Hälfte bliebe erhalten. Damit trage die Gemeindeverwaltung dem
       Wunsch der Bürger Rechnung, schrieb Bürgermeister Arne Christiani
       (parteilos). Die Einwohner hatten sich vor drei Wochen in einem
       Bürgerentscheid mehrheitlich gegen den ursprünglichen Plan ausgesprochen.
       Der angepasste Bebauungsplan muss öffentlich ausgelegt werden, bevor die
       Gemeindevertreter darüber abstimmen können.
       
       ## Knapp 50 Hektar Wald könnten erhalten bleiben
       
       Die Reduzierung sei möglich, weil sich Tesla auf Lager- und Logistikflächen
       fokussiere, die für eine klimaneutrale Logistik des Werks notwendig seien,
       sowie auf produktionsnahe Nebeneinrichtungen, hieß es in den Plänen.
       Service- und mitarbeiterrelevante Einrichtungen wie eine Kita könnte das
       Unternehmen dann nicht mehr realisieren.
       
       Dafür müsste es in der weiteren Entwicklung des Standortes Alternativen
       suchen. Die Gemeinde Grünheide hält grundsätzlich an den Ausbauplänen
       Teslas fest und sieht darin eine Entlastung der bisherigen Infrastruktur.
       Der E-Autobauer wollte nach bisherigen Plänen auf einer Fläche neben dem
       Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und eine Kita errichten.
       
       Mit der aktualisierten Planung werde der Einwohnerbefragung und vor allem
       den besonders erhaltenswerten Waldflächen Rechnung getragen: knapp 50
       Hektar Wald und alle vom Landesforst als besonders hochwertige Waldflächen
       klassifizierten Bereiche blieben nahezu vollständig erhalten, hieß es in
       einer Stellungnahme von Tesla.
       
       Die Reduzierung sei möglich, weil sich Tesla auf die für eine klimaneutrale
       Logistik des Werks notwendigen Lager- und Logistikflächen sowie
       produktionsnahe Nebeneinrichtungen fokussiere, hieß es weiter.
       
       Tesla will nach eigenen Angaben für seine Erweiterung außerdem nicht mehr
       Wasser brauchen. Das Unternehmen sei bereit, auf Wassermengen der ersten
       Ausbaustufe zu verzichten – darüber werde mit dem zuständigen Wasserverband
       Strausberg-Erkner (WSE) verhandelt, hieß es. Der WSE versorgt 170.000
       Menschen im Verbandsgebiet und beliefert auch Tesla durch einen Vertrag
       jährlich mit bis zu 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser.
       
       ## Tesla lehnt Tarifbindung ab
       
       Unterdessen steht bei Tesla die Betriebsratswahl vom 18. bis 20. März
       unmittelbar bevor. Die Gewerkschaft IG Metall hatte nach eigenen Angaben
       versucht, die Wahl neu anzusetzen, um dabei Chancengleichheit für alle
       Tesla-Beschäftigten sicherzustellen. Der vom aktuellen Betriebsrat
       eingesetzte Wahlvorstand schuf nach Auffassung der Gewerkschaft ohne Not
       einen hohen Zeitdruck bei der Vorbereitung. Damit hätte er
       Produktionsbeschäftigte benachteiligt, da diese wegen der Betriebspause bei
       Tesla größtenteils nicht im Werk waren, so die Gewerkschaft.
       
       Die IG Metall hatte angekündigt, sich für einen Tariflohn einsetzen zu
       wollen. Der US-Elektroautobauer lehnt eine Tarifbindung kategorisch ab.
       Werksleiter André Thierig hatte der Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Wir
       konzentrieren uns auf uns selbst, um schnell und ohne unnötige Eskalation
       zu Lösungen für unsere Mitarbeiter zu kommen und damit deutlich schnellere
       Anpassungen zu realisieren.“
       
       IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze, kündigte
       gegenüber dem „Tagesspiegel“ an: „Die IG Metall beginnt eine Tarifbewegung,
       wenn ausreichend Beschäftigte im Betrieb bereit sind, sich dafür
       einzusetzen. Sobald die Unterstützung im Betrieb groß genug ist, läuft die
       IG Metall los.“ Ein festes Datum gebe es dafür nicht.
       
       In der Fabrik in Grünheide arbeiten nach Angaben des Unternehmens derzeit
       rund 12.500 Menschen. Das Werk öffnete im März 2022.
       
       15 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-dem-Brandanschlag-gegen-Tesla/!5994968
 (DIR) [2] https://www.gruenheide-mark.de/news/index.php?rubrik=1&news=920380&typ=1
       
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