# taz.de -- Trump an der Börse: In die Stratosphäre
       
       > Donald Trumps Social-Plattform Truth Social startet fulminant an der
       > Börse und macht Trump zum Tech-Milliardär. Doch dahinter steckt nur heiße
       > Luft.
       
 (IMG) Bild: Auf in höhere Sphären: Trump beobachtet einen Raketenstart von SpaceX, das Produkt eines weiteren Papiermilliardärs, Elon Musk
       
       Eigentlich sollte es niemanden mehr überraschen, wie treu die
       Anhängerschaft von Donald J. Trump ist. Und doch schaffen die Trump-Fans es
       immer wieder, ihrem Idol den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
       
       Zuletzt haben sie Trump wohl vor dem kompletten Bankrott gerettet.
       Vergangenen Dienstag, am 26. März, ging Trump mit seiner
       Social-Media-Plattform Truth Social an die Börse. [1][Hinter dem
       Twitter-Abklatsch steht das Unternehmen Trump Media & Technology Group,] an
       dem Trump 60 Prozent der Anteile hält.
       
       Der Börsengang war einer der erfolgreichsten der letzten Jahre: Truth
       Social ist aktuell acht bis zehn Milliarden US-Dollar wert, das ist mehr
       als der Spielwarengigant Hasbro. Und Trump damit ein Tech-Milliardär. Etwa
       5 Milliarden Dollar sind seine Anteile wert. Das entspricht einer
       Verdreifachung seines angeblichen Vermögens.
       
       ## Radikale Echokammer
       
       Dabei ist Truth Social ein Verlustgeschäft. Trump gründete die App Anfang
       2022, nachdem soziale Medien wie X und Meta ihn gesperrt hatten. Bei Truth
       Social bildete sich schnell eine eigene, radikale Echokammer von und für
       seine Anhänger:innen. Trotzdem schreibt die App rote Zahlen und lebt einzig
       und allein von der Persönlichkeit Trumps.
       
       Das heißt: Der Börsenhype um Truth Social ist offensichtlich eine Blase.
       Und es ist auch offensichtlich, was diese Blase nährt: die Frage, ob Trump
       zum zweiten Mal Präsident wird. Die Antwort entscheidet, wie sich die Aktie
       entwickelt. Trump und Joe Biden liefern sich in den Umfragen ein
       Kopf-an-Kopf-Rennen und das scheint für die Spekulant:innen und
       Privatanleger:innen ausreichend zu sein, um auf den MAGA-Zug
       aufzuspringen.
       
       Ohnehin ist der 77-Jährige ein Meister der Selbstvermarktung. Im Februar
       verkaufte er goldene Sneaker mit Amerika-Flagge für saftige 400 US-Dollar.
       Sein Fahndungsfoto vom August 2023 ließ er prompt auf T-Shirts drucken und
       auch die [2][rote MAGA-Kappe] ist seit Jahren ein Verkaufsschlager. Trump
       ist ein Merchandiseprodukt und so auch seine Aktie.
       
       An der Börse wird sie unter den drei Initialen des 45. Präsidenten der USA
       gehandelt: DJT. Am Wochenende lag die Aktie schon bei lukrativen 62
       US-Dollar, angefangen hat sie bei 49,95 US-Dollar. Am ersten Tag kletterte
       der Preis zwischenzeitlich schon auf 67 US-Dollar. Gerade in der heißen
       Phase des Präsidentschaftswahlkampfs kann man hier mit viel Fluktuation
       rechnen – und viel heißer Luft.
       
       ## Geld für den Wahlkampf
       
       Im Fachjargon spricht man auch von „Meme-Aktien“. Das beschreibt
       Wertpapiere, die im Internet einen Hype generieren, ganz egal, wie das
       Unternehmen dahinter wirtschaftet. Zu den bekanntesten Beispielen zählen
       der rasante Anstieg der GameStop-Aktie Anfang 2021 oder der Börsengang des
       Netzwerks Reddit. Und jetzt auch Truth Social.
       
       Der aufgeblasene Börsengang hilft dem angeschlagenen Image des ehemaligen
       New Yorker Immobilienspekulanten. Zuletzt musste Trump eingestehen, dass er
       in seinen Gerichtsverfahren eine Kaution von 464 Millionen US-Dollar nicht
       zahlen konnte, [3][bevor das Gericht die Summe auf 175 Millionen US-Dollar
       reduzierte und ihm mehr Zeit für die Zahlung einräumte] (eine Nachsicht,
       die amerikanische Gerichte mit Schwarzen oder armen Angeklagten selten
       zeigen).
       
       Eine Kaution nicht zahlen zu könnten, passt natürlich gar nicht zum
       vermeintlichen Selfmade-Milliardär. Eine Finanzspritze durch die
       Truth-Social-Aktien käme da gerade recht. Aber noch existieren die
       Tech-Milliarden des Ex-Präsidenten nur auf Papier. Verkaufen darf er seine
       Aktien erst nach sechs Monaten. Niemand weiß, wie sich der Kurs bis dahin
       entwickelt.
       
       Doch die Milliarden, in die Trump seine Aktien womöglich umsetzen kann,
       wird er völlig legal in seinen Wahlkampf einbringen können. Mit dem
       Börsengang von Truth Social haben sich also die Vorzeichen im Rennen um die
       US-Präsidentschaft komplett verändert.
       
       1 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Virales-Video-von-Demos-in-den-USA/!5564220
 (DIR) [3] /Gericht-kuerzt-Trumps-Kaution/!6000808
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Seng
       
       ## TAGS
       
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