# taz.de -- Outdoorkleider mit Chemikalien belastet: Giftige Kinderjacken auf dem Markt
       
       > Laut Tests sind in Outdoorkleidung gefährliche „Ewigkeitschemikalien“.
       > NGOs kritisieren deren Einsatz, denn es gibt Alternativen.
       
 (IMG) Bild: Ein Verbot der PFAS-Chemikalien in Alltagsprodukten wäre mehr als sinnvoll
       
       BERLIN taz | Der April ist da, Eltern packen wasserfeste Outdoorjacken für
       ihre Kinder aus dem Schrank. Damit diese wasserabweisend sind, enthalten
       sie oft PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Diese
       Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen werden [1][„Ewigkeitschemikalien“] genannt,
       weil sie nicht nur zum Teil giftig, sondern auch schwer abbaubar sind.
       
       Allerdings werden sie gerne für wetterfeste Outdoorkleider eingesetzt.
       Schätzungsweise über 10.000 PFAS-Verbindungen sind aktuell auf dem Markt.
       Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften
       und Hitzebeständigkeit in unzähligen Produkten eingesetzt, darunter
       wetterfeste Kleidung und Teflon.
       
       Nun zeigt [2][eine Testreihe von 14 Umweltschutzgruppen aus vier
       Kontinenten], darunter auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
       (BUND), dass in knapp zwei Dritteln der untersuchten Outdoorjacken für
       Kinder PFAS stecken – in 35 von 56 getesteten Kleidungsstücke wurden sie
       nachgewiesen. Von den untersuchten Jacken wurden 32 in sieben EU Ländern
       eingekauft, auch in Deutschland. In 16 Fällen wurden in EU-Grenzwerte
       überschritten.
       
       „Gefährliche Chemikalien haben in verbrauchernahen Produkten nichts zu
       suchen. Absolut unverantwortlich ist, dass selbst Textilien für Kinder, die
       körperlich besonders anfällig sind, mit gesundheitsschädlichen Stoffen
       versetzt sind“, sagt BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock. Im BUND-Test
       waren immerhin 25 Proben PFAS-frei – „bei ähnlich funktionellen Designs“,
       wie die Organisation schreibt. Es gebe also sichere Alternativen mit
       ähnlichen Eigenschaften. So waren insbesondere die getesteten Jacken aus
       Mitteleuropa und Skandinavien weitgehend PFAS-frei.
       
       ## EU diskutiert PFAS-Verbot
       
       [3][PFAS gelten als gesundheitsgefährdend und umweltschädlich]. Eine Studie
       des Umweltbundesamtes ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und
       Jugendlichen PFAS-Werte im Blut, die ernste gesundheitliche Folgen haben
       können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes,
       Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine geringere Reaktion auf Impfungen.
       
       Darum wird in der EU die Einschränkung von PFAS diskutiert, Deutschland und
       andere Staaten fordern ein Verbot. Im vergangenen Jahr veröffentlichte die
       Europäische Chemikalienagentur einen Vorschlag zur Beschränkung von PFAS
       als gesamte Stoffgruppe. Doch es gibt Widerstand, insbesondere vom Verband
       der chemischen Industrie (VCI). „Ein Pauschalverbot ist keine Lösung!“,
       steht fett gedruckt im Positionspapier des Verbands. PFAS brauche es
       weiterhin.
       
       Der BUND hält dagegen: Wo es noch keine Alternativen gebe, soll es
       Ausnahmen geben, so für die Halbleiterindustrie. Die NGO fordert ein Verbot
       der PFAS-Chemikalien in Alltagsprodukten. Verbraucher:innen rät der
       BUND, Textilien zu kaufen, die mit PFAS-frei, Fluorcarbon-frei oder
       PFC-frei gekennzeichnet sind. Und aufgepasst: Mit PFOA-frei gekennzeichnete
       Produkte könnten mit anderen PFAS behandelt sein.
       
       4 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ewigkeits-Chemikalien-in-Holland/!5998968
 (DIR) [2] https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/toxfox-produktcheck-ewigkeitschemikalien-pfas-in-kinder-outdoor-jacken/
 (DIR) [3] /Gesundheitspolitiker-ueber-Chemikalien/!5931655
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Carlo Mariani
       
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