# taz.de -- Problemlösungen im Familienhaushalt: Windel undicht, Wände beschmiert
       
       > Wie häuslichen Konflikten mit Kindern begegnen? Unser Autor erfindet zwei
       > Begriffe: „folgenlose Gefährderansprache“ und „belastende
       > Zwischenablage“.
       
 (IMG) Bild: Das kratzende Geräusch von Stiften an Zimmerwänden sollte einen aufhorchen lassen
       
       Jeder Haushalt, insbesondere der mit Kindern, generiert [1][Überforderung],
       die zu Missstimmungen führt. Lösungen bedürfen exakter Begriffe für die
       Problemlagen. Als Kristallisationspunkte häuslicher Konflikte sollen hier
       die Termini „folgenlose Gefährderansprache“ und „belastende Zwischenablage“
       eingeführt werden.
       
       Bei der folgenlosen Gefährderansprache (FGA) geht es um Belebtes: wenn also
       etwa verdächtige Geräusche aus dem Kinderzimmer kommen. Dabei kann es sich
       um enervierendes rhythmisches Klopfen, Kratzgeräusche – die eine
       unsachgemäße Verbindung von Buntstiften und Zimmerwänden erahnen lassen –
       oder schon um ein schrill geschrienes „Mama!“ handeln. Doch auch
       verdächtige Stille gehört zu den Triggerpunkten, die eine FGA auslösen
       können.
       
       Die FGA reagiert, nach „angemessener Wartezeit des erhofften
       Von-selbst-Verschwindens“ (AWEVER), auf die sinnliche Wahrnehmung der
       alarmierenden Geräusche mit einem akustischen Signal. Das kann ein
       zärtliches „Was machst du, Schatz?“, ein schon deutlicheres „Lass es,
       bitte“ oder auch mal das entschiedene „Hör sofort auf damit!“ sein.
       
       Das Tun des potenziellen Gefährders wird aber nicht in Augenschein genommen
       oder durch Eingriffe physisch unterbunden. Entscheidend ist, dass der die
       FGA auslösende Reiz nicht intensiv genug ist, um die aktuelle Tätigkeit der
       zuständigen Person – Handy, Wäscheaufhängen oder Handy – zu unterbrechen.
       
       Damit eben bleibt die Gefährderansprache „folgenlos“, was zwischen den
       Erziehungsberechtigten zu unschönen Auseinandersetzungen führen kann, wenn
       die Windel undicht, die Wände beschmiert oder das Geschwister gebissen ist.
       
       ## Die „belastende Zwischenablage“
       
       In die öffentliche Sphäre transferiert ist die Ausformulierung der FGA die
       geläufige Phrase „Es bräuchte“ oder „Man müsste mal“; nämlich dieses oder
       jene abstellen, anpacken, anscheißen. Wenden Sie das Analysetool aber gern
       auf Ihre ganz individuellen Umstände und Bedürfnisse an!
       
       Die „belastende Zwischenablage“ (BZA) steht in verwandtschaftlicher
       Beziehung zur FGA. Im Volksmund ist auch die Rede von [2][„Berliner
       Verhältnissen“]. Auch hier wird eine – allerdings selbst verursachte –
       Störung wahrgenommen. Ein Beispiel ist Altpapier, das im Flur
       zwischengelagert wird, anstatt direkt in einen ja meist durchaus
       vorhandenen Sammelbehälter eingeordnet zu werden.
       
       Da Materie gesetzmäßig andere Materie anzieht, füllt sich eine einmal
       etablierte BZA exponentiell: Wer etwa unsere Wohnung betritt, sieht im
       Flur einen Haufen mit Zeitungen, verworfenen Kinderkunstwerken und
       Paketpappverpackungen. „Belastend“ ist die BZA, weil sie intrinsisch ihre
       Selbstauflösung einfordert, ohne [3][dabei Verantwortliche zu benennen.]
       
       Ist die AWEVER abgelaufen, wird zunächst nonverbal eine Intervention
       eingefordert. Letztlich liegt die Lösung aber im ästhetischen Feld. Wer
       hier die größere Sensibilität an den Tag legt, wird die BZA früher oder
       später auflösen.
       
       Den häuslichen Frieden durch eine Strategie der Abschreckung zu sichern,
       indem eigens individuell angepasste „besonders belastende Zwischenablagen“
       (BBZA), etwa im Nassbereich, etabliert werden, hat zu Erfolgen geführt,
       erhöht allerdings die Eskalationsstufe von der unbewussten zur bewussten
       Provokation. Hier bleibt Vorsicht geboten!
       
       15 Apr 2024
       
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