# taz.de -- Nach dem Sturm auf Mexikos Botschaft: Internationale Kritik an Ecuador
       
       > In Ecuador hat die Polizei den früheren Vizepräsidenten Jorge Glas in
       > Mexikos Botschaft festgenommen und eine diplomatische Krise ausgelöst.
       
 (IMG) Bild: Ecuadorianisches Militär am Freitagabend vor Mexikos Botschaft in Quito
       
       BOGOTA taz | Nach der Stürmung der mexikanischen Botschaft in Ecuador durch
       die dortige Polizei und die Festnahme des dorthin geflohenen früheren
       ecuadorianischen Vizepräsidenten Jorge Glas hat UN-Generalsekretär António
       Guterrez die Regierung in Quito kritisiert. Er zeigte sich „alarmiert“,
       betonte die Bedeutung der Unverletzlichkeit diplomatischer Vertretungen und
       rief zugleich Ecuador und Mexiko zur Mäßigung auf.
       
       Mexiko hatte das Vorgehen als „eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht“
       verurteilt und seine diplomatischen Beziehungen zu Ecuador abgebrochen.
       Laut Wiener Übereinkommen gilt auf dem Gelände einer Botschaft nicht die
       Jurisdiktion des Gastlands, sondern die des Landes, das sie vertreten.
       Deshalb hatte auch der Wikileaks-Gründer Julian Assange jahrelang gegen
       alle Auslieferungsbegehren der USA in Ecuadors Londoner Botschaft ausharren
       können.
       
       Mexikos Außenministerin Alicia Barcena sagte am Samstag, bei der Razzia in
       Quito seien auch Botschaftsmitarbeiter verletzt worden. Mexiko werde beim
       Internationalen Gerichtshof Klage wegen „schwerer Verstöße gegen das
       Völkerrecht“ einreichen. Ecuador hatte Mexiko um Erlaubnis zum Betreten des
       Gebäudes gebeten. Nachdem das abgelehnt wurde, drangen Polizisten gewaltsam
       in die Vertretung ein und führten Glas ab.
       
       Am Samstag brach auch Nicaragua seine Beziehungen zu Ecuador ab. Managua
       begründete dies mit dem „ungewöhnlichen und verwerflichen“ Vorgehen, in die
       Botschaft eines anderen Landes einzudringen. Gewagte Worte von Diktator
       Daniel Ortega, der 2021 die dortigen Büros der Organisation Amerikanischer
       Staaten (OAS) selbst erst besetzen und konfiszieren ließ – und schließlich
       alle Mitarbeiterïnnen des Landes verwies.
       
       Der festgenommene Glas wurde inzwischen in ein Hochsicherheitsgefängnis in
       Guayaquil gebracht. Er war als Vizepräsident von 2013 bis 2017 ein enger
       Vertrauter von Ecuadors damaligem linken Präsidenten Rafael Correa. Wegen
       Korruption wurde Glas später zu ingesamt acht Jahren Haft verurteilt. Er
       hat sich demnach im Skandal um den Bauriesen Odebrecht bereichert sowie bei
       Geldern für Erdbebenhilfe. Glas hingegen sagt, er werde politisch verfolgt.
       
       Auch Correa wurde 2020 in Abwesenheit zu acht Jahren Haft wegen Korruption
       verurteilt – floh aber 2017 nach Belgien, das Heimatland seiner Frau. Seit
       2022 hat er dort [1][politisches Asyl].
       
       Im November 2022 wurde Glas vorzeitig auf freien Fuß gesetzt. Ein Gericht
       entschied, dass sein Leben im Gefängnis in Gefahr sei. Durchaus glaubwürdig
       in einem Land, [2][wo bewaffnete Gruppen selbst noch hinter Gittern ihre
       Geschäfte weiterführen]. 2023 floh Glas in Mexikos Botschaft. Just am
       Freitag gab Mexiko seinem Antrag auf politisches Asyl statt. Eine „illegale
       Handlung“ nennt das Ecuadors konservativer Präsident Daniel Noboa. Der
       Polizeieinsatz wurden denn auch mit Fluchtgefahr begründet.
       
       Am Vortag hatte Quito die mexikanische Botschafterin zur Persona non grata
       erklärt wegen einer Äußerung des linksgerichteten mexikanischen Präsidenten
       Andrés Manuel López Obrador („AMLO“). Der hatte sich über den [3][Mord am
       ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio]
       geäußert und damit sowohl dessen Familie als auch den konservativen
       Präsidenten Noboa [4][empört]. Einen Tag später erfolgte das Asyl für Glas
       und darauf die Erstürmung der Botschaft.
       
       Laut einer spätnächtlichen Mitteilung des Präsidialbüros in Quito ist die
       Sache klar: „Kein Verbrecher kann als politisch Verfolgter gelten.“ Glas
       sei verurteilt. Mexikos Botschaft habe ihre Immunität und Privilegien
       missbraucht. Mexiko hat unter López Obrador schon mehrfach Politikern
       politisches Asyl gewährt, die in ihrer Heimat der Korruption oder anderer
       Verbrechen beschuldigt wurden.
       
       7 Apr 2024
       
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