# taz.de -- das wird: „Sozial sein kann man auch ohne zu sprechen“
       
       > Im Silent Book Club treffen sich Menschen, um gemeinsam leise zu lesen
       
       Interview Robert Matthies
       
       taz: Frau Bauer, wer leise etwas liest, tut das normalerweise allein. Worin
       liegt der Reiz, es mit anderen zu tun? 
       
       Sofie Bauer: Es geht vor allem darum, dass man mit Gleichgesinnten zusammen
       ist. Lesen geschieht zwar für sich, es ist aber ein Hobby, das viele
       betreiben. Und wie bei anderen Hobbys ist es schön, wenn man sich darüber
       auch mal austauschen kann. Man hat gleiche Interessen und kommt ins
       Gespräch. Und wenn nicht, ist das auch gut. Man hat einfach einen Grund,
       mal aus dem Haus und mit anderen in Kontakt zu kommen.
       
       Steht das Soziale oder das Lesen im Vordergrund? 
       
       Das Lesen steht im Mittelpunkt. Aber auch die soziale Komponente ist ein
       wichtiger Aspekt. Sozial sein kann man ja auch ohne zu sprechen. Gerade für
       Introvertierte findet sich hier ein zwangloser Rahmen.
       
       In Hannover findet der Silent Book Club zum ersten Mal statt. Wie soll der
       Abend ablaufen? 
       
       Wir treffen uns um 17 Uhr in der Stadtbibliothek. Dann gibt es eine
       Begrüßung durch mich und eine kleine Einleitung durch die Bibliothekarin
       Martina Baade, die mit im Team ist. Im Anschluss können alle, die Lust dazu
       haben, sich und ihr Buch kurz vorstellen.
       
       Und dann wird still gelesen? 
       
       Ja, dann verteilen wir uns zum Lesen. Wir haben einen Raum gestellt
       bekommen, aber wir können auch alle Etagen der Bibliothek nutzen, um uns
       auszubreiten, uns einen Platz zu suchen und eine Stunde lang zu lesen.
       
       Und wer mitlesen möchte, bringt einfach irgendetwas mit oder schnappt sich
       ein Buch aus der Bibliothek? 
       
       Genau, beides geht. Ich sage immer, alles ist möglich, vom Roman zur
       Bedienungsanleitung, je nach persönlichen Vorlieben, auch zum Beispiel als
       E-Book. Für diejenigen, die ihr Buch vergessen haben oder nicht wissen, was
       sie lesen sollen, wird Martina Baade eine Auswahl an Büchern bereitlegen.
       Die können danach natürlich gerne ausgeliehen werden.
       
       Die Idee kommt aus den USA? 
       
       Der Silent Book Club ist 2012 in San Francisco gegründet worden, von zwei
       Frauen, die herausgefunden haben, dass sie es sehr genießen, zusammen zu
       lesen. Dann haben sie einfach ein paar mehr Leute eingeladen, und das ist
       so gut angekommen, dass sie daraus ein ehrenamtliches Franchise gemacht
       haben. In den USA ist es schon sehr weit verbreitet, und jetzt kommt es
       auch immer mehr nach Europa.
       
       22 Apr 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Robert Matthies
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA