# taz.de -- Ein Influencer als Profiboxer: Der schlägt sich gar nicht schlecht
       
       > Jake Paul hat auf Youtube Millionen Dollar verdient. Dann wurde er
       > Profiboxer und Promoter. Und nun will er gegen Mike Tyson kämpfen.
       
 (IMG) Bild: Jake Paul gibt sich auch gern als Impresario beim Frauenboxen
       
       Der weiße Handschuh trifft das Kinn des schwarzen Boxers mit voller Wucht.
       Zuerst wird sein Kinn nach rechts geschleudert, dann fällt sein Körper der
       Länge nach auf den Ringboden. Der Unparteiische beginnt erst gar nicht zu
       zählen. Er weiß, dass es vorbei ist. „Mamma Mia“, schreit der Kommentator,
       während das Publikum ausrastet und der Ringrichter den Arzt herbeiwinkt.
       
       Es ist der 18. Dezember 2021, und der Rückkampf zwischen dem Internetstar
       Jake Paul und dem Kampfsportler Tyron Woodley wurde soeben durch die
       krachende Rechte des [1][Influencers] beendet. Es ist der bisher
       beeindruckendste Kampf des jungen Mannes, der seine Karriere auf Vine
       begann, einer Art Tiktok, bevor es die App überhaupt gab. Mitte der 2010er
       Jahre wurde er auf Youtube zur Influencergröße. Dass Jake sich überhaupt
       die [2][Boxhandschuhe] anzog, liegt an seinem Bruder Logan – ebenfalls
       Influencer.
       
       Unter dem Sammelbegriff Influencer kann sich vieles verstecken. Bei Jake
       und Logan Paul waren es anfangs Videos mit pubertärem Humor, Musik,
       Scherzen, Challenges und sonstigen Inhalten. Es ist der übliche und
       erwartbare Clickbait-Inhalt, auf den man so oft im Influencertum trifft.
       Doch hat Jake damit allein auf Instagram über 26 Millionen Follower, auf
       Youtube sind es über 20 Millionen.
       
       Das erste Mal im Ring stand er im August 2018. Sein Bruder Logan bestritt
       den Hauptkampf gegen KSI, ebenfalls ein Influencer, die einen angeblichen
       Streit im Ring beenden wollten. Dabei trat Jake zuerst gegen Deji Olatunji
       an, den Bruder von KSI. Ob es tatsächliche Rivalitäten zwischen den
       Influencern gab, spielt keine Rolle. Der Publicity Stunt war von langer und
       professioneller Hand geplant und ein durchschlagender Erfolg. Das Event KSI
       vs Logan Paul gilt als das erfolgreichste Amateurmatch aller Zeiten.
       
       Zugleich war es der Startschuss für die Boxkarriere von Jake Paul. Seinen
       Bruder Logan zog es dagegen zu den Showkämpfen der WWE, der weltweit
       größten Wrestlingorganisation. Doch Jake blieb im Ring und gab im Januar
       2020 sein Debüt als Profi. Dabei haben Jake Paul und seine eigens
       gegründete „Most Valuable Promotions“ ein bestimmtes Beuteschema für die
       Gegnerwahl. Sie locken gealterte [3][MMA]-Kämpfer in die Boxringe.
       
       ## Promoter, der das Frauenboxen fördert
       
       Während Boxer:innen primär ihre Fäuste trainieren, müssen
       MMA-Kämpfer:innen Tritte, Schläge, Wurf- und Bodentechniken trainieren.
       Paul trat direkt zweimal gegen Tyron Woodley an. Woodley war lange Zeit
       Champion im Weltergewicht der Ultimate Fighting Championship, kurz UFC, die
       renommierteste MMA-Organisation. Doch während Paul den ersten Kampf noch
       nach Punkten für sich entschied, schickte er Woodley im zweiten entschieden
       auf die Bretter. Spätestens nach diesem Knockout musste man dem Influencer
       ein gewisses Talent attestieren, auch wenn er nicht gegen „richtige“ Boxer
       antrat.
       
       Doch seine „Most Valuable Promotions“ versuchte nicht nur die für ihn
       vorteilhaftesten Gegner zu bekommen. Die Promoterfirma nahm auch die
       Puerto Ricanerin Amanda Serrano unter Vertrag, eine der aktuell weltweit
       besten Boxerinnen. Der Kampf zwischen [4][Amanda Serrano und Katie Taylor]
       war der erste Frauenboxkampf, der als Hauptkampf im berühmten Madison
       Square Garden stattfand. Paul hat trotz seiner eigenen Gegnerwahl und der
       übertriebenen PR rund um seine Person den Boxerinnen zu einem großen Sieg
       verholfen.
       
       Und damit nicht genug, spricht er sich doch immer wieder für bessere
       Bezahlungen von Kämpfer:innen aus. Seine Kritik richtet sich
       insbesondere an [5][Dana White], den Präsidenten der UFC. Paul bemängelte
       immer wieder die unterirdischen Gagen, die die Organisation ihren
       Kämpfenden zahlt. Im August sagte er zuletzt, dass das Minimum bei 50.000
       US-Dollar pro Kampf liegen sollte. Eine Summe, die sich die UFC ohne
       Weiteres leisten könnte.
       
       Trotz seiner exzentrischen Persönlichkeit hat Jake Paul dem Boxen – oder
       viel mehr dem Kampfsport – durchaus genutzt. Finanziell ist sein Ausflug in
       den Boxring auch attraktiv. Schätzungen gehen davon aus, dass Paul mit
       seinen bisherigen Kämpfen weit über 150 Millionen US-Dollar generiert hat.
       
       Die Diskussion über eine gerechte Entlohnung im Sport hat er weiter
       befeuert und den Frauen zu einem Meilenstein verholfen. Nun steht ein
       weiterer Höhepunkt an: ein Kampf gegen die Boxlegende [6][Mike Tyson] am
       20. Juli. Der Altersunterschied zwischen dem 27-jährigen Paul und dem
       57-jährigen Tyson sorgt bereits jetzt schon für viel Kritik. Doch hat ihn
       das Alter seiner Gegner auch vorher nicht davon abgehalten, in den Ring zu
       steigen.
       
       27 Apr 2024
       
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