# taz.de -- Sci-Fi Serie „Dark Matter“: Mit Volldampf durchs Multiversum
       
       > Die Serie „Dark Matter“ setzt das quantentheoretische Paradox von
       > Schrödingers Katze als spannenden Thriller um. Und reist durch
       > Paralleluniversen.
       
 (IMG) Bild: Joel Edgerton in „Dark Matter“
       
       Als Physikprofessor Jason Dessen (Joel Edgerton) wieder zu Bewusstsein
       kommt, nachdem er bei einem Raubüberfall bewusstlos geschlagen wurde, ist
       alles anders. Der nette Familienmensch und College-Professor ist plötzlich
       erfolgreicher Physiker, leitet eine riesige Forschungsstelle und in seinem
       Wohnhaus findet er nicht Ehefrau Daniela (Jennifer Connelly) und Sohn
       Charlie (Oakes Fegley) vor, sondern eine fremde Frau namens Amanda (Alice
       Braga), die behauptet, mit ihm zusammen zu sein. Verliert er den Verstand
       oder was passiert da?
       
       In der Apple TV+-Serie „Dark Matter“, der Verfilmung des [1][gleichnamigen
       Science-Fiction-Romans (2016) von Blake Crouch], wird das
       quantenphysikalische Paradox der Superposition dramaturgisch durchgespielt,
       das als Gedankenexperiment allgemein auch als „Schrödingers Katze“ bekannt
       ist.
       
       In der abgeschlossenen Box kann die Katze tot oder lebendig sein, so wie in
       der Quantenphysik Elemente sich in zwei sich überlagernden Zuständen
       befinden können. [2][Dieses Paradox] nimmt Crouch, der auch das
       Serienskript geschrieben hat, als Ausgang, um seinen Helden durch
       verschiedene, sich überlagernde Realitäten eines Multiversums wandern zu
       lassen.
       
       ## Schwerwiegende Entscheidungen
       
       Denn Jason Dessen wird von seinem eigenen Ich aus einer anderen Realität
       überfallen, der eine Box zum Reisen durchs Multiversum gebaut hat, in der
       sich Türen in andere Dimensionen öffnen, und der nun die Rollen tauschen
       will.
       
       Dabei kapert der erfolgreiche, durchsetzungsfähige und rücksichtslose
       Wissenschaftler das Leben des sympathischen Familienvaters, der am College
       jobbt, die [3][Idee des Multiversums] als junger Mann mal durchspielte,
       ohne weiter dazu zu forschen, aber die Liebe seines Lebens geheiratet hat.
       Das hört sich recht banal und schmalzig an, wird dramaturgisch aber gekonnt
       in Szene gesetzt.
       
       Welche Entscheidungen verändern die einzelnen Biografien? In der Welt, in
       die Jason von seinem Alter Ego gebracht wird, ist seine Frau Daniela
       erfolgreiche Künstlerin und nicht mit ihm verheiratet, während sie in
       seiner Realität in einer Galerie arbeitet und die Kunst mit beginnender
       Schwangerschaft an den Nagel gehängt hat. „Soll das heißen, wir sind
       langweilig in dieser anderen Realität?“, fragt ihn die Erfolgs-Daniela in
       der Parallelwelt und zieht die Augenbraue hoch.
       
       ## Eine Prise Horror
       
       Der entführte Jason versucht natürlich, in seine Welt zurückzukehren, nur
       ist das gar nicht so einfach. Er stolpert durch verschiedene parallele
       Realitäten, in denen mal bombastisch die Welt untergeht und Gebäude
       einstürzen. Oder dort wütet eine Pandemie und er findet seine sterbende
       Frau vor. In einer anderen Welt überflutet der Eriesee Chicago oder er
       reist in seine Heimatstadt, die eine ökologische und gewaltfreie
       Vorzeigemetropole geworden ist.
       
       Die Ängste, Sorgen und Hoffnungen des mittels der Box durchs Multiversum
       Reisenden erschaffen die jeweilige Parallelwelt. Das ist spannend gemacht
       und gipfelt in einem furiosen Finale, in dem der Held nach Hause in seine
       Realität findet. Nur sind dort plötzlich Hunderte von Jasons, die alle
       durch die einzelnen Reisen in verschiedene Welten entstanden sind.
       
       Der Neunteiler lebt weniger von teuren [4][Special Effects] als vielmehr
       von der spannenden wissenschaftsfiktionalen Inszenierung eines
       physikalischen Paradoxes mit sehenswertem Staraufgebot. Das ist
       stellenweise actionlastig, wartet auch mal mit einer Prise Horror auf und
       wird insgesamt sehr flott und bis zuletzt spannend erzählt.
       
       9 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.theguardian.com/books/2016/aug/22/dark-matter-blake-crouch-review-wayward-pines
 (DIR) [2] /Nobelpreis-fuer-Physik/!5082071
 (DIR) [3] /Spider-Man-A-New-Universe-im-Kino/!5555922
 (DIR) [4] /KI-zum-Klonen-von-Stimmen/!6002363
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Florian Schmid
       
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