# taz.de -- Klimawandel beeinträchtigt Weinanbau: Kurzarbeit bei Freixenet
       
       > Der Weinanbau in Katalonien leidet unter der Dürre. Wegen des
       > Klimawandels wird in der Region nun sogar eine Traubensaft-Notreserve
       > angelegt.
       
 (IMG) Bild: Der Schaumweinhersteller Freixenet muss Kurzarbeit anmelden: Wegen der Dürre geht die Ernte für den „Cava“ stark zurück
       
       MADRID taz | Der Klimawandel fordert Opfer in Spaniens Weinbranche.
       Freixenet, der größte Schaumweinhersteller des Landes, musste Kurzarbeit
       anmelden. Der Grund: [1][Wegen der Dürre geht die Ernte der Trauben für den
       sogenannten Cava aus der Region Katalonien stark zurück.] Für 615
       Mitarbeiter – 80 Prozent der Belegschaft – wurde nun Kurzarbeit beantragt.
       Ab Mai sollen sie vorerst Arbeitslosengeld erhalten.
       
       Freixenet, einst Familienbetrieb und seit 2018 zur Hälfte im Besitz des
       deutschen Sektherstellers Henkell, hat seinen Sitz inmitten von Weinbergen
       im Westen der katalanischen Regionshauptstadt Barcelona. [2][Katalonien
       leidet wie das südspanische Andalusien besonders unter der Dürre.] Für 239
       Gemeinden mit rund 6 Millionen Einwohnern wurde zu Jahresbeginn der
       Wassernotstand ausgerufen. Sie leben mit starken Einschränkungen und
       weniger Druck auf den Leitungen.
       
       Die Stauseen Kataloniens sind derzeit nur zu 18 Prozent gefüllt, Regenfälle
       nicht in Sicht. Nun droht erneut ein viel zu heißer, niederschlagsarmer
       Sommer. Binnen nur einer Generation musste die Weinlese wegen des
       Temperaturanstiegs um knapp zwei Wochen nach vorn verschoben werden. Sonst
       hätte der Wein zu viel Alkohol.
       
       Die Anpassung an den Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen für
       die Branche. Einige Weingüter weichen auf höher gelegene Anbauflächen aus.
       Andere experimentieren mit den Techniken des regenerativen Landbaus, bei
       denen die Böden nicht gepflügt und das Unkraut nicht gejätet wird. Das soll
       vor Sonne und Austrocknung schützen. Doch wo kein Wasser ist, hilft auch
       das nur noch bedingt.
       
       ## 250 Millionen Flaschen pro Jahr
       
       Freixenet, das zu 80 Prozent für den Export produziert, erntete bei der
       vergangenen Weinlese 45 Prozent weniger. Für das Weihnachtsgeschäft in
       Deutschland, Österreich und der Schweiz wird deshalb ein alternatives
       Produkt angeboten. Es wird ebenfalls ein Schaumwein mit ähnlicher
       Geschmacksnote und Qualität wie der Cava sein, aber nicht diese Bezeichnung
       tragen, da die Trauben in anderen spanischen Anbaugebieten gekauft werden.
       
       In der Cava-Herkunftsregion werden üblicherweise pro Jahr mit rund 250
       Millionen Flaschen Schaumwein über 2 Milliarden Euro umgesetzt. In diese
       Jahr werden es rund 60 Millionen weniger sein.
       
       [3][Um mit der Dürre besser zurechtzukommen], hat der Regulierungsrat der
       Region, der über die Produktion wacht, vor wenigen Tagen „vorübergehende
       Maßnahmen“ beschlossen. Danach soll, ähnlich wie dies im spanischen
       Anbaugebiet Rioja oder in der französischen Champagne bereits der Fall ist,
       eine „Notreserve“ aufgebaut werden.
       
       Dabei handelt es sich um nicht verarbeiteten Traubensaft, der bis zu drei
       Jahre gelagert werden darf, um ihn in Ausnahmesituationen der Produktion
       von Cava zuzuführen. Dies wird für normalen Cava, aber nicht für die
       Spitzenqualität Premium gelten. Um Traubensaft abzweigen zu können, wird
       der Ertrag pro Hektar, der bisher aus Qualitätsgründen auf 12 Tonnen
       festgeschrieben war, auf 15 Tonnen erhöht. Außerdem werden die Trauben von
       Weinbergen akzeptiert, die im Cava-Gebiet liegen, aber bisher nicht ins
       Register der Herkunftsregion eingeschrieben sind.
       
       Am strittigsten ist eine letzte Maßnahme. Bisher wurden die Trauben nur zu
       67 Prozent ausgepresst. Das heißt, dass aus 100 Kilo Trauben 67 Liter Most
       werden. Jetzt sind 74 Prozent zulässig. Mehr Wein, aber auch mehr
       Bitterstoffe. Der Cava-Regulierungsrat sieht darin kein Problem. Beim
       italienischen Prosecco seien es sogar 75 Prozent.
       
       23 Apr 2024
       
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