# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel beschlagnahmt TV-Ausrüstung
       
       > Die UN warnt vor humanitärer Krise im Gazastreifen. Israel geht gegen den
       > den Sender Al Jazeera vor. Israelischer Minister kritisiert Biden wegen
       > Waffenlieferungen.
       
 (IMG) Bild: Der Hauptsitz des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera in Doha, Katar
       
       ## Israel geht auch gegen Al-Jazeera-Büro in Nazareth vor
       
       Israel hat nach dem [1][Verbot] von Al Jazeera vor wenigen Tagen Ausrüstung
       des arabischen TV-Senders auch in der Stadt Nazareth im Norden des Landes
       beschlagnahmt. Der israelische Kommunikationsminister Schlomo Karhi schrieb
       am Donnerstag auf der Online-Plattform X, Inspekteure seines Ministeriums
       sowie Polizeikräfte seien an einer Razzia gegen die Büroräume von
       Al-Jazeera in Nazareth beteiligt gewesen. „Wir werden es dem Sprachrohr der
       Hamas nicht erlauben, von Israel aus zu senden“, schrieb Karhi.
       
       Der Kommunikationsminister hatte bereits am Sonntag eine
       Schließungsanordnung des Senders unterzeichnet. Sie sieht vor, dass
       Büroräume in Israel geschlossen, die Sendeausrüstung beschlagnahmt, der
       Sender aus dem Programm der Anbieter von Kabel- und Satellitenfernsehen
       entfernt und seine Internetseite blockiert werden können. Diese Schritte
       sind bereits vollzogen worden. Das Al-Jazeera-Büro im Hotel Ambassador in
       Ost-Jerusalem war bereits am Sonntag durchsucht worden.
       
       Israel wirft dem Sender vor, im Gaza-Krieg voreingenommen zu berichten. Der
       israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bereits vor mehr als
       einem Monat eine Schließung der in Israel tätigen Einrichtungen des
       TV-Netzwerks angekündigt. Das Parlament hatte zuvor das sogenannte
       Al-Jazeera-Gesetz gebilligt. Dieses ermöglicht eine Schließung
       ausländischer TV-Sender, wenn diese als Risiko für die Staatssicherheit
       eingestuft werden.
       
       Der Sender hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einem „kriminellen
       Akt“ gesprochen, der die Menschenrechte und das grundlegende Recht auf
       Zugang zu Informationen verletze. Man werde mit allen Mitteln gegen den
       Schritt vorgehen und die Rechte des Senders sowie der Mitarbeiter
       verteidigen. (dpa)
       
       ## Israelischer Minister: Die Hamas liebt Biden
       
       Der rechtsextreme israelische Sicherheitsminister Iatamar Ben-Gvir hat
       [2][US-Präsident Joe Biden] in einem Social-Media-Beitrag angegriffen. Die
       „Hamas liebt Biden“, schrieb er im Netzwerk X. Tags zuvor hatte Biden in
       einem Interview des US-Nachrichtensenders CNN gesagt, dass sein Land keine
       Angriffswaffen für eine [3][israelische Offensive in der Stadt Rafah] im
       südlichen Gazastreifen liefern werde.
       
       Biden sagte, die USA fühlten sich der Verteidigung Israels weiter
       verpflichtet und würden „Iron Dome“-Abfanggeschosse und andere
       Defensivwaffen liefern. Wenn Israel jedoch in Rafah einmarschiere, werde
       man die bisher von Israel genutzten Waffen und Artilleriegeschosse, die
       dabei zum Einsatz kommen sollten, nicht zur Verfügung stellen.
       
       Ben-Gvir versah seinen X-Beitrag mit einem Herz-Emoji. Er hat damit
       gedroht, die Regierung zu verlassen, wenn Israel keine umfassende
       Militäroperation in Rafah startet. „Auf die Übungen und Spiele der Hamas
       gibt es nur eine Antwort: einen sofortigen Befehl zur Besetzung von Rafah“,
       schrieb er. (ap)
       
       ## UN: Bereits 80.000 Menschen aus Rafah geflohen
       
       Seit dem [4][Vorrücken der israelischen Armee in die Stadt Rafah] im
       südlichen Gazastreifen Anfang der Woche sind nach UN-Angaben rund 80.000
       Menschen aus der mit Flüchtlingen überfüllten Stadt geflohen. Die Menschen
       seien nirgendwo sicher, mahnte das UN-Hilfswerk für Palästinenser auf X,
       ehemals Twitter, am Donnerstag. Die Belastung für die Betroffenen sei
       unerträglich.
       
       Das israelische Militär hatte Einwohner des östlichen Teils Rafahs [5][am
       Montag dazu aufgerufen, das Gebiet zu verlassen]. Israelische Soldaten sind
       auch in Teile Rafahs an der Grenze zu Ägypten vorgerückt. Die Armee
       übernahm dort eigenen Angaben nach die Kontrolle des Grenzübergangs auf der
       palästinensischen Seite.
       
       Israels westliche Partner, allen voran die USA, haben die israelische
       Regierung wegen der erwarteten dramatischen humanitären Folgen eindringlich
       vor einem Militäreinsatz in Rafah gewarnt. Israel will die islamistische
       Hamas nach den Massakern in Israel am 7. Oktober vollständig zerstören,
       deren führende Köpfe es in Tunneln unter Rafah vermutet, wo zu deren Schutz
       vermutlich auch israelische Geiseln festgehalten werden.
       
       Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde des
       Küstenstreifens sind seit Ausbruch des Krieges in Gaza 34.904 Menschen
       getötet worden. Mehr als 78.500 Menschen wurden nach Angaben von Donnerstag
       seitdem verletzt. Die Angaben machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten
       und bewaffneten Kämpfern. (dpa)
       
       ## Vier Hisbollah-Kämpfer bei israelischem Angriff getötet
       
       Im Libanon sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen vier Mitglieder der
       Hisbollah-Miliz bei einem israelischen Angriff getötet worden. Die Kämpfer
       seien „bei einem israelischen Drohnenangriff auf ihr Fahrzeug“ in dem rund
       15 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernten Ort Baflijeh getötet
       worden, hieß es am Donnerstag. Die Hisbollah-Miliz äußerte sich zunächst
       nicht zu dem Angriff, auch die israelische Armee machte keine Angaben.
       
       Der libanesische Zivilschutz sprach von „vier Märtyrern“ bei einem
       israelischen Luftangriff auf der Hauptstraße nach Baflijeh. Einsatzkräfte
       vor Ort versuchten demnach, das in dem Wagen ausgebrochene Feuer zu
       löschen. Die staatliche Nachrichtenagentur Ani berichtet von mindestens
       einem Toten bei einem Luftangriff auf diese Straße. Dieser wurde einem
       „feindlichen Flugzeug“ zugeordnet.
       
       Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen
       Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen gibt es auch fast täglich
       Beschuss zwischen der vom Iran unterstützten und mit der Hamas verbündeten
       Hisbollah im Libanon und der israelischen Armee. Zehntausende Menschen
       wurden auf beiden Seiten der Grenze vertrieben.
       
       Im Libanon wurden dabei nach einer AFP-Zählung seit dem 7. Oktober
       mindestens 399 Menschen getötet, darunter vor allem Hisbollah-Kämpfer, aber
       auch dutzende Zivilisten. Nach israelischen Angaben starben auf der
       israelischen Seite der Grenze 14 Soldaten und neun Zivilisten.
       
       Am Mittwoch hatte sich die Hisbollah zu mehreren Angriffen auf den Norden
       Israels bekannt, die unter anderem mit Drohnen und Lenkraketen ausgeführt
       worden waren. (afp)
       
       ## Acht Tote bei Luftangriff im Westen von Rafah
       
       Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohngebäude im südlichen
       Gazastreifen sollen am Mittwochabend mindestens acht Menschen getötet
       worden sein. Krankenhausakten zufolge waren unter den Opfern auch vier
       Kinder. Der Angriff traf ein Haus in Tel al-Sultan im westlichen Teil von
       Rafah.
       
       Das israelische Militär hatte am Dienstag die Kontrolle auf der
       palästinensischen Seite des Grenzübergangs Rafah übernommen und diesen
       geschlossen. Zuvor hatte es Evakuierungsanordnungen für Gebiete im Osten
       der Stadt erlassen, in denen etwa 100.000 Menschen leben.
       
       Journalisten der Nachrichtenagentur AP hörten in der Nacht zum Dienstag im
       Gebiet des Grenzübergangs Explosionen und Schüsse sowie zwei laute
       Detonationen am Mittwochmorgen. Am Mittwochnachmittag wiesen
       Krankenhausakten mindestens 25 Verletzte durch israelischen
       Artilleriebeschuss in Teilen des Zentrums von Rafah aus. Dort hatte Israel
       keine Evakuierung angeordnet. Das israelische Militär gab zunächst keine
       Stellungnahme ab. (ap)
       
       ## Israelischer Soldat durch Beschuss aus dem Libanon getötet
       
       Ein israelischer Soldat ist durch Mörserbeschuss aus dem Libanon ums Leben
       gekommen. Der Vorfall ereignete sich bereits am Mittwoch, wurde vom
       israelischen Militär aber erst am Donnerstag öffentlich gemacht. Es war
       bereits der dritte Todesfall an der israelischen Nordgrenze durch Beschuss
       aus dem Libanon binnen einer Woche. Das Militär erklärte, Kampfjets hätten
       am Mittwoch mit Gegenangriffen auf Militäreinrichtungen der Schiitenmiliz
       Hisbollah im Südlibanon reagiert.
       
       Israels Verteidigungsminister Joav Galant besuchte am Mittwoch die Grenze
       und warnte für den Fall eines Krieges zwischen Israel und der Hisbollah vor
       hohen Kosten für sein Land und katastrophalen Konsequenzen für die
       Schiitenmiliz und den Libanon. Israel sei zwar offen für eine diplomatische
       Lösung, bereite sich aber auch auf eine mögliche Militäroperation vor, um
       Zivilisten eine Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen.
       
       Aus dem Norden Israels und dem südlichen Libanon sind seit Ausbruch des
       Kriegs im Gazastreifen Zehntausende Zivilisten evakuiert worden. Seither
       wurden 15 israelische Soldaten und zehn israelische Zivilisten durch
       Beschuss aus dem Libanon getötet. Im Libanon kamen bei israelischen
       Angriffen mehr als 370 Menschen ums Leben, darunter mehr als 70 Zivilisten
       und andere nicht an den Kämpfen beteiligte Personen. (ap)
       
       ## Israel soll proiranische Ziele nahe Damaskus angegriffen haben
       
       Israel hat nach Angaben von Aktivisten und syrischen Staatsmedien in der
       Nacht zu Donnerstag [6][erneut Ziele in Syrien] angegriffen. Die in
       Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
       teilte mit, dass dabei ein Zentrum und ein Trainingscamp einer
       proiranischen Miliz aus dem Irak getroffen worden seien. Der Angriff
       ereignete sich demnach südlich der Hauptstadt Damaskus.
       
       Es soll weitere Explosionen in einem Ort weiter südlich gegeben haben. Auch
       die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete unter Berufung auf
       Militärkreise von den Luftangriffen. Demnach seien einige der „feindlichen
       Raketen“ abgefangen worden. Das israelische Militär wollte die Berichte auf
       Nachfrage nicht kommentieren.
       
       Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und
       will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren
       militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs
       am 7. Oktober hat es mehr Angriffe gegeben. (dpa)
       
       9 May 2024
       
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