# taz.de -- Ausstellung zu Frauen Europas: Frauen dürfen auch mal was sagen
       
       > Von den 27 Europäer*innen, die auf dem „Pfad der Visionäre“ verewigt
       > sind, sind nur 4 Frauen. Kurzzeitig gibt es dort nun eine Ausstellung
       > über sie.
       
 (IMG) Bild: Von den 28 namhaften EU-Persönlichkeiten auf dem Pfad der Visionäre sind nur 4 Frauen
       
       BERLIN taz | Von Coco Chanel über Maria Montessori bis hin zu Daphne
       Galizia: Am Mittwochnachmittag versammelt sich das Who-is-Who Europas bei
       Sekt und Häppchen am Mehringplatz in der Friedrichstraße. Interessiert
       bleiben Fußgänger:innen vor den Zitaten der 27 Europäerinnen stehen,
       die im Rahmen der Freiluft-Ausstellung „Europas Frauen, Frauen Europas“,
       auf Bannern an Bauzäunen zu sehen sind.
       
       Die Ausstellung ist Teil des dauerhaften [1][Stadtkunstprojektes „Pfad der
       Visionäre – Zeichen für Europa“ des Vereins Kunstwelt], das dort seit 2022
       besteht. Es umfasst 33 Granittafeln, die in den Boden eingelassen sind, auf
       27 davon sind Zitate „herausragender“ Europäer:innen graviert, jeweils
       Vertreter:innen der europäischen Mitgliedsstaaten, aus denen sie
       kommen.
       
       Jean-Claude Juncker wird zitiert, Antoine de Saint-Exupéry, Immanuel Kant …
       Hoppla! Nur Männer. Eine Schande: Von den 28 EU-Persönlichkeiten sind nur 4
       Frauen. „[2][Der Männerüberschuss der Installation ist leider auch ein
       Spiegel der Realität]“, sagt Bonger Voges, Leiter des Projekts, der taz.
       „Wir haben die Mitgliedsstaaten um jeweils drei Beiträge zur Auswahl
       gebeten“, zur Einsendung von Frauenbeiträgen mussten die europäischen
       Staaten teilweise nachträglich aufgefordert werden.
       
       ## Bis Ende Juni stehen die Frauen im Vordergrund
       
       Aber bis zum 30. Juni dominieren die Worte der Frauen Europas das Bild der
       Friedrichstraße. „Es waren auch große Frauen, die die Welt verändert haben,
       aber die Geschichtsschreibung schaut eben eher auf die Männer“, erklärt
       Voges weiter. Die Vorständin vom Verein Kunstwelt, Kristijana Penava, weist
       in ihrer Rede noch einmal auf das Offensichtliche hin: „[3][Frauen mussten
       um grundlegendste Dinge kämpfen, wie Schulbildung oder das Wahlrecht].“ Es
       folgt eine Aufforderung zur Wahl am 9. Juni.
       
       Gerade rechtzeitig zur Aufführung der beiden Reifen-Künstlerinnen Sari und
       Katharina von Runen verziehen sich Wind und Regen, durch die die Banner an
       den Bauzäunen mittlerweile etwas verrutscht sind.
       
       „Ich fürchte mich nicht davor, neue Wege zu gehen … ich fürchte nur,
       dieselben Wege immer wieder gehen zu müssen“, sagt Maria Callas,
       Vertreterin Griechenlands, auf pinkem Hintergrund. Ob an diesem Mittwoch
       neue Wege gegangen wurden, ist fraglich. Die Leistungen von Frauen werden
       nach wie vor gesondert und zeitlich begrenzt herausgestellt, anstatt ihnen
       einen gleichwertigen Platz auf Denkmälern und im kollektiven Gedächtnis
       zuzugestehen.
       
       Gosia Binczyk, Vertreterin der Europäischen Kommission in Deutschland,
       schließt ihre Rede mit einem Blick in die Zukunft: „Die nächste Generation
       baut darauf auf, was wir hier machen.“ Wenigstens die Bauzäune stehen ja
       schon mal.
       
       6 Jun 2024
       
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