# taz.de -- EU-Wahlen beginnen in den Niederlanden: Ideenlos auf vier mal drei Meter
       
       > In den Niederlanden plakatieren die Parteien nicht einzeln, sondern
       > allesamt an großen Stellwänden. Wohl auch deshalb ist die EU-Wahl kaum
       > präsent.
       
 (IMG) Bild: Alle auf einem Plakat: Wahlwerbung für dei Europawahl am 6. Juni in den Niederlanden
       
       Lauwarm wie dieser windige Frühling sind sie, die Wahlplakate! Das der
       Christdemokraten zeigt ihren Spitzenkandidaten, Tom Berendsen. Das [1][der
       Freiheitspartei Geert Wilders], der zwar den letzten Listenplatz belegt,
       aber immerhin kennen ihn alle. Auch daneben ist Einfallslosigkeit statt
       Inhalt Trumpf: „Wählt D66!“, rufen einem die pro-europäischen Liberalen zu.
       Gleich daneben „Wählt FvD!“ die Alt Right-lastigen Putinfans des Forum voor
       Democratie. Immerhin die calvinistischen Fundamentalist*innen von der
       Staatskundig Gereformeerde Partij waren kreativ: „Wählt christlich, bremst
       Europa!“
       
       Dass alle diese Slogans nebeneinander bewundert werden können, liegt an der
       niederländischen Art des Plakatierens. Auf kommunalen Werbetafeln, etwa
       vier mal drei Meter, sind die Standard-Poster aller 20 Parteien angeordnet,
       immer die gleichen Motive in der gleichen Reihenfolge. Nicht nur anlässlich
       der EU-Wahlen ist das so, bei denen das Gründungsmitglied von Montanunion
       und EWG traditionell Donnerstags den Anfang macht, sondern bei allen
       Wahlen. Die Tafeln stehen auf Plätzen oder an großen Straßen, eine vor
       einem Eck-Café im Westen Amsterdams, auf dem Weg zu einer der
       Schwimm-Stellen am Fluss.
       
       „Die fällt wirklich ins Auge. Die Leute gucken darauf“, sagt der Barmann,
       während er meinen Kaffee macht. Es ist halb sechs abends, da fährt man in
       diesem frühen Land zum Abendessen nach Hause. Fahrräder schießen an der
       Tafel vorbei, die einen Meter über den Köpfen hängt, Passant*innen
       zuckeln darunter durch, aber niemand nimmt davon Notiz. Liegt es daran,
       dass EU-Wahlen noch immer nicht sonderlich präsent sind in der
       Öffentlichkeit? Andererseits: die Wahlbeteiligung steigt seit 2014 wieder,
       letztes Mal lag sie mit knapp 42 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1989.
       
       Der Mann am Tisch hinter mir nimmt die Tafel durchaus wahr. Laurens
       Hessels, so stellt er sich vor, genießt ein Vorabend-Bier und eine
       Zigarette und findet die EU-Wahlen „wichtiger, als den meisten Leuten klar
       ist“. Warum? „Weil es um supra-nationale Fragen geht: [2][Asylpolitik],
       Sicherheit, Nachhaltigkeit.“
       
       ## Verliebt in Berlin
       
       Keines dieser Themen findet sich auf den Plakaten wieder. Was Laurens sonst
       noch interessiert, ist, dass eine Berliner Zeitung über dieses Thema
       berichtet. „Berlin ist meine Lieblingsstadt“, sagt er. Als sei es gestern
       gewesen, berichtet er von einer „wunderschönen, rothaarigen Grenzbeamtin“,
       an der vorbei er einst in die DDR einreiste.
       
       Mein Kaffee ist leer, ein Freund ruft an. Die Schwimm-Pläne werden
       umgeworfen. Wir treffen uns an einem Kanal im Norden der Stadt. Am Ufer
       Wiesen, Holzstege und freistehende Häuser, Bullerbü auf niederländisch. Im
       Wasser passiere ich eine EU-Fahne. Die hing hier noch nie.
       
       6 Jun 2024
       
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